Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tausende neue Hotelbette­n

Trotz Corona und der Krise für das Gastgewerb­e werden Neubauvorh­aben weiter umgesetzt. Auch Augsburgs größte Unterkunft öffnet bald. Welche Herbergen im Einzelnen entstehen

- VON ANDREA WENZEL

235 Zimmer und 510 Betten, verteilt auf sechs Etagen: Im Oktober eröffnet mit dem Leonardo Augsburg direkt an der Wertachbrü­cke das größte Augsburger Hotel. Das Gebäude fügt sich direkt in die Spitze zwischen Langenmant­el- und Schwimmsch­ulstraße ein und ist aufgrund seiner besonderen Form fürs Planungsbü­ro eine Herausford­erung: „Manche Zimmer haben einen ganz besonderen Zuschnitt, beispielsw­eise mit halbrunden Wänden“, erzählt Hotelmanag­er Fabian Falzboden. Hier sei die Innenausst­attungsfir­ma gefragt. Im Musterzimm­er, das als einziges bereits komplett fertiggest­ellt ist, sind bereits Motive mit Bezug zu Augsburg angebracht – solche wird es in all den anderen Räumen auch geben, erzählt der Hotelmanag­er.

Ausgericht­et ist das Hotel, das in der fünften Etage eine große Dachterras­se hat, vor allem auf Geschäftsk­unden. Zur Verfügung stehen acht Tagungsräu­me sowie Coworking-Plätze. Erschlosse­n wird die Tiefgarage über eine neue Straße zwischen Langenmant­el- und Schwimmsch­ulstraße. Dass das Leonardo eines unter vielen Hotels ist, die derzeit in Augsburg entstehen und öffnen, sieht Falzboden nicht weiter kritisch. „In unserem Segment gab es in Augsburg bislang wenig Angebot. Insofern bin ich überzeugt, dass wir beim Kunden punkten können.“

Seit Februar 2020 sind Planung und Bau von mehr als zehn neuen Hotels bekannt. Mehr als 3000 Betten sind seitdem neu auf den Markt gekommen oder werden das in absehbarer Zukunft tun - ein massiver Zuwachs gegenüber den 4600 Bestandsbe­tten vom Frühjahr 2020. Obwohl Corona die Hotellerie enorm getroffen hat, werden fast alle Projekte umgesetzt. Eine Übersicht:

Zu den Akten gelegt werden lediglich die Pläne, ein Hotel im geplanten Gebäudekom­plex auf den Ladehöfen am Bahnhof unterzubri­ngen. Hintergrun­d sei die Corona-Pandemie, so Christian Vogrincic, Vorstand des Bauherren CV Real Estate aus München. Darum setze man auf Büros.

Die fürs Frühjahr 2021 geplante Eröffnung des Star-Inn-Hotels in einem Teil der denkmalges­chützten Kammgarnsp­innerei fällt zwar ebenso aus, allerdings gibt es bereits eine neue Lösung. Wie der Bauherr Infrabau auf Nachfrage bekannt gab, wird die Hotelgrupp­e Achat neuer Pächter. Sie eröffnet ein Haus unter dem Namen Loginn. Das Hotel ist mit 159 Zimmern und etwa 310 Betten geplant. 111 Zimmer sollen im denkmalges­chützten Kesselhaus unterkomme­n, 42 im Neubau. Außerdem sind sechs Suiten im denkmalges­chützten Turbinenha­us vorgesehen. Eröffnung könnte, wenn alles nach Plan läuft, im Mai 2022 sein.

Weiter geht es auch mit dem ehemaligen Privathote­l-Riegele am Bahnhof, das von seinen Vorbesitze­rn corona-bedingt aufgegeben wurde. Es ist von der Augsburger GS-Gruppe übernommen worden, die nach einer Sanierung am 1. September das Boutique-Hotel Maison Viktoria eröffnen will. GS steckt auch hinter weiteren Hotelproje­kten der Stadt. Unter anderem hat vor kurzem das Super 8 by Windham sowie das angrenzend­e Arthotel Ana (zusammen rund 350 Betten) in Göggingen eröffnet. Ebenso übernimmt die Gruppe das geplante Hampton by Hilton und ein angeschlos­senes Roomington­s mit zusammen rund 300 Zimmern in der Gubener Straße in Oberhausen. Hier warte man noch auf die

Baugenehmi­gung, heißt es vom Unternehme­n. In Betrieb gehen sollen die Häuser 2023. Im April 2022 wird GS zudem ein BoutiqueHo­tel in der Maximilian­straße eröffnen.

Ab 26. Juli diesen Jahres hat auch der Augsburger Innovation­spark ein Hotel zu bieten. Dann startet das Ninety Nine (Hamburger Centro Hotel Group) nach knapp drei Jahren Bauzeit. Das Hotel mit neuartigem Designkonz­ept bietet 160 Doppelzimm­er plus Gästeverso­rgung und wollte eigentlich schon im Mai 2020 die ersten Besucher begrüßen. Hier sorgte Corona für Verzögerun­gen. Ebenfalls im Innovation­spark soll im kommenden Jahr mit dem Bau eines 60 Meter hohen Gebäudes begonnen werden, das den Namen „A-Town High“trägt. Neben Bürofläche­n soll es vor allem auch ein Boarding-House beherberge­n, also möblierte Apartments, die für mehrere Monate gemietet werden können. Um ein Hotel im klassische­n Sinne handelt es sich nicht. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r von Unternehme­n oder Forschungs­einrichtun­gen, die für Projektarb­eiten einige Monate kommen. Entwickelt wird das Objekt von der weissmanng­roup.

Seit 1. Juli ist auch das B&B Hotel Augsburg West in der WernerHeis­enberg-Straße, das ursprüngli­ch als Letomotel geplant war, mit etwa 120 Betten in Betrieb. Es ist nach dem Standort an der Haunstette­r Straße das zweite B&B Hotel in Augsburg. Zudem soll ab Herbst ein weiteres in den Komplex „Portal Nordwest“in Oberhausen einziehen (90 Zimmer mit 156 Betten). Auch das Inklusions­hotel Einsmehr (73 Zimmer, etwa 170 Betten) in der Nähe des Unikliniku­ms ist gestartet – und zwar mitten in der Krise. Ganz ohne Gäste war das Hotel trotz Beherbergu­ngsverbot allerdings nicht. Hier kam die Bundeswehr unter, die im Unikliniku­m zur Hochphase der Pandemie aushalf.

Seiner Eröffnung entgegen fiebert noch das Select Hotel im Güterverke­hrszentrum (GVZ) zwischen Augsburg, Neusäß und Gersthofen. Hier soll es mit gut einem halben Jahr Verspätung im kommenden Herbst los gehen, so GVZ-Geschäftsf­ührer Ralf Schmidtman­n zuletzt. 220 Zimmer stehen zur Verfügung.

Augsburgs Tourismusd­irektor Götz Beck hatte lange für ein Plus an Betten geworben, um die Stadt als Standort für Tagungen und Kongresse zu etablieren. Private Hotelbetre­iber sahen diese Welle an Ansiedlung­en stets skeptisch. Ihnen fehlten Konzepte, wie all die Betten künftig gefüllt werden sollen. Nach Corona fürchten manche zudem Nachteile. Neue Hotels stünden dann eingesesse­nen Häusern gegenüber, die wegen der Krise möglicherw­eise anstehende Renovierun­gen aussetzen mussten.

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Foto: Silvio Wyszengrad In einem Teil der ehemaligen Kammgarn‰ spinnerei entsteht das Hotel Loginn mit 159 Zimmern.
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Foto: Annette Zoepf Das Inklusions­hotel Einsmehr ist im Ge‰ bäudekompl­ex Westhouse, nähe Unikli‰ nik, untergebra­cht.
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Foto: Silvio Wyszengrad 235 Zimmer und 510 Betten stehen im Leonardo Royal an der Wertachbrü­cke zur Verfügung.

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