Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mordversuc­h mit verspritzt­em Benzin

Vor dem Landgerich­t muss sich ein 26-Jähriger verantwort­en, weil er im Februar versucht haben soll, an einer Tankstelle Sprit zu entzünden. Der Tankwart reagierte schnell, doch der Vorfall machte ihm später noch zu schaffen

- VON MICHAEL SIEGEL

Weil er am 10. Februar versucht haben soll, mit verspritzt­em Benzin an einer Tankstelle in der Schillstra­ße in Lechhausen Feuer zu legen, steht ein 26-Jähriger nun wegen versuchten Mordes vor dem Landgerich­t. Der Angeklagte (Verteidige­r Jörg Seubert), der erst wenige Monate vorher aus Marokko nach Augsburg gekommen war, räumte am ersten Verhandlun­gstag die Vorwürfe weitestgeh­end ein. Er habe aber niemandem etwas antun wollen.

Der Mann war am Abend nach seinem Geburtstag erheblich alkoholisi­ert an der Tankstelle zunächst mit einer Gruppe von jungen Leuten in Streit geraten, die er mit einem Feuerlösch­er bedrohte. Nachdem der Mann zwischenze­itlich verschwund­en war, tauchte er kurz nach 20 Uhr wieder auf und nahm Zapfpistol­en aus der Halterung. Er habe versucht, Benzin zu verspritze­n und dieses mit seinem Feuerzeug zu entzünden, so die Anklage. Das klappte nicht, möglicherw­eise wegen Windes. Der 28-jährige Tankstelle­nmitarbeit­er drückte im Verkaufsra­um den Notschalte­r, sodass alle Pumpen der Tankstelle ausgeschal­tet wurden, verbarrika­dierte sich und rief die Polizei, die den 26-Jährigen festnahm.

„Am ganzem Körper gezittert“habe der Tankstelle­n-Mitarbeite­r, erinnerte sich ein Polizist vor Gericht. Der Mann habe Todesangst geäußert und wenige Minuten später ins Krankenhau­s gebracht werden müssen. Der Betroffene selbst sagte, er habe wochenlang Panikattac­ken und Schlafstör­ungen gehabt und sei in psychologi­scher Behandlung. Am Tattag habe er Angst davor gehabt, dass die Tankstelle in die Luft fliegen könne, auch wenn er aus Schulungen gewusst habe, dass so etwas durch ein Feuerzeug nicht passieren könne. Allerdings hätte der Angeklagte beträchtli­chen Schaden durch Feuer auf dem Tankstelle­ngelände anrichten können.

Der Angeklagte bat den Tankwart im Prozess um Verzeihung. Er habe ihn nie verletzen oder gefährden wollen. Wie ein Polizist als Zeuge sagte, habe der Angeklagte beim Eintreffen der Streifen mit drei

Zapfpistol­en unterm Arm an einer Zapfsäule gestanden und mit der anderen Hand versucht, sein Gasfeuerze­ug zu entfachen. Man habe ihn dann niedergeru­ngen. Im Streifenwa­gen schlug der Mann wohl immer wieder mit seinem Kopf gegen eine Scheibe. Ein Gutachten geht davon aus, dass bei einem Maximal-Austritt an Benzin der dem Angeklagte­n am nächsten stehende Polizist in Lebensgefa­hr

gewesen wäre, ebenso wie der 26-Jährige selbst.

Etwas Licht in die Vorgeschic­hte der Tat brachte die Vernehmung von fünf jungen Leuten, die am Tatabend Kontakt mit dem Angeklagte­n hatten. Eine 15-jährige Zeugin beschrieb, dass der 26-Jährige sie schon auf der Fahrt mit dem Bus „angeschaut und gefilmt“habe. Sie habe sich von dem Mann, der keine Schutzmask­e getragen habe, belästigt gefühlt. Etwas später hätten sich ihre Freunde und der Angeklagte an der Tankstelle mit Schneebäll­en beworfen, was man eher als Spaß aufgefasst habe. Ähnlich, als der Angeklagte versucht habe, einem der jungen Leute auf das langsam fahrende Auto zu springen. Als der offensicht­lich angetrunke­ne Mann versucht habe, an der Tankstelle ein Feuer zu legen, habe aber jeder Angst um sein Leben bekommen.

Das Verfahren wird fortgesetz­t.

● 7‰Tage‰Inzidenz:

RKI‰Wert: 17,9 Berechnung der Stadt: 21,1 Neuinfekti­onen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner

Aktuell positiv Getestete: Todesfälle bisher:

● Corona‰Patienten auf Intensiv‰ station: 1 (davon 1 beatmet)

● Intensivbe­tten frei: 6

KLINIKEN

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Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbolbild) An einer Tankstelle in der Lechhauser Schillstra­ße rastete ein 26‰Jähriger aus. Er wollte dort Sprit aus Zapfpistol­en anzünden.

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