Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mordversuch mit verspritztem Benzin
Vor dem Landgericht muss sich ein 26-Jähriger verantworten, weil er im Februar versucht haben soll, an einer Tankstelle Sprit zu entzünden. Der Tankwart reagierte schnell, doch der Vorfall machte ihm später noch zu schaffen
Weil er am 10. Februar versucht haben soll, mit verspritztem Benzin an einer Tankstelle in der Schillstraße in Lechhausen Feuer zu legen, steht ein 26-Jähriger nun wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht. Der Angeklagte (Verteidiger Jörg Seubert), der erst wenige Monate vorher aus Marokko nach Augsburg gekommen war, räumte am ersten Verhandlungstag die Vorwürfe weitestgehend ein. Er habe aber niemandem etwas antun wollen.
Der Mann war am Abend nach seinem Geburtstag erheblich alkoholisiert an der Tankstelle zunächst mit einer Gruppe von jungen Leuten in Streit geraten, die er mit einem Feuerlöscher bedrohte. Nachdem der Mann zwischenzeitlich verschwunden war, tauchte er kurz nach 20 Uhr wieder auf und nahm Zapfpistolen aus der Halterung. Er habe versucht, Benzin zu verspritzen und dieses mit seinem Feuerzeug zu entzünden, so die Anklage. Das klappte nicht, möglicherweise wegen Windes. Der 28-jährige Tankstellenmitarbeiter drückte im Verkaufsraum den Notschalter, sodass alle Pumpen der Tankstelle ausgeschaltet wurden, verbarrikadierte sich und rief die Polizei, die den 26-Jährigen festnahm.
„Am ganzem Körper gezittert“habe der Tankstellen-Mitarbeiter, erinnerte sich ein Polizist vor Gericht. Der Mann habe Todesangst geäußert und wenige Minuten später ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Der Betroffene selbst sagte, er habe wochenlang Panikattacken und Schlafstörungen gehabt und sei in psychologischer Behandlung. Am Tattag habe er Angst davor gehabt, dass die Tankstelle in die Luft fliegen könne, auch wenn er aus Schulungen gewusst habe, dass so etwas durch ein Feuerzeug nicht passieren könne. Allerdings hätte der Angeklagte beträchtlichen Schaden durch Feuer auf dem Tankstellengelände anrichten können.
Der Angeklagte bat den Tankwart im Prozess um Verzeihung. Er habe ihn nie verletzen oder gefährden wollen. Wie ein Polizist als Zeuge sagte, habe der Angeklagte beim Eintreffen der Streifen mit drei
Zapfpistolen unterm Arm an einer Zapfsäule gestanden und mit der anderen Hand versucht, sein Gasfeuerzeug zu entfachen. Man habe ihn dann niedergerungen. Im Streifenwagen schlug der Mann wohl immer wieder mit seinem Kopf gegen eine Scheibe. Ein Gutachten geht davon aus, dass bei einem Maximal-Austritt an Benzin der dem Angeklagten am nächsten stehende Polizist in Lebensgefahr
gewesen wäre, ebenso wie der 26-Jährige selbst.
Etwas Licht in die Vorgeschichte der Tat brachte die Vernehmung von fünf jungen Leuten, die am Tatabend Kontakt mit dem Angeklagten hatten. Eine 15-jährige Zeugin beschrieb, dass der 26-Jährige sie schon auf der Fahrt mit dem Bus „angeschaut und gefilmt“habe. Sie habe sich von dem Mann, der keine Schutzmaske getragen habe, belästigt gefühlt. Etwas später hätten sich ihre Freunde und der Angeklagte an der Tankstelle mit Schneebällen beworfen, was man eher als Spaß aufgefasst habe. Ähnlich, als der Angeklagte versucht habe, einem der jungen Leute auf das langsam fahrende Auto zu springen. Als der offensichtlich angetrunkene Mann versucht habe, an der Tankstelle ein Feuer zu legen, habe aber jeder Angst um sein Leben bekommen.
Das Verfahren wird fortgesetzt.
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