Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir halten uns selbst für Auto verrückt“

Walter, Joachim und Markus Frey sind nicht nur Vater und Söhne, sondern auch Geschäftsp­artner und Chefs eines großen Automuseum­s. Ein Gespräch über Kreiskolbe­nmotoren, die Familie und das Luxusgut Auto

- VON JANA TALLEVI

Gersthofen/Augsburg Es sind die Menschen, die den Landkreis Augsburg prägen und es ist der Landkreis, der besondere Bewohner hervorbrin­gt. In unserer Serie „Einblicke“wollen wir einige von ihnen vorstellen. Heute sind es Walter, Joachim und Markus Frey. Die drei einen ein Geschäft, ein Museum und eine Automarke.

Herr Joachim Frey, als ich mich bei Ihnen für dieses Gespräch gemeldet habe, haben Sie gesagt, „wir sind die drei Verrückten vom Museum“? Wie haben Sie das gemeint? Muss man verrückt sein, um sich einer Sache wie einem privaten Museum zu widmen?

Joachim Frey: Natürlich war da sehr viel Spaß dabei. Wir halten uns selbst natürlich für Auto verrückt. Wenn das ganze Leben lang Autos im Mittelpunk­t stehen sowohl als Beruf wie auch als Hobby – dann ist das schon ein bisschen verrückt, glauben wir zumindest. Durch unser Museum wird diese Auto- beziehungs­weise Mazda-Verrückthe­it noch verstärkt.

Dabei sind Sie und Ihr Bruder ja eigentlich schon mit dem Museum aufgewachs­en …

Joachim Frey: Das stimmt so nicht ganz, wir sind nicht mit dem Museum aufgewachs­en. Mein Bruder mein Vater und ich konnten vor etwa zehn Jahren das Areal des ehemaligen Straßenbah­ndepots von der Stadtwerke Augsburg übernehmen. Die denkmalges­chützten Gebäude waren in einem sehr schlechten Zustand. Aber die Location passt: In einem historisch­en Gebäude kann man einfach gut historisch­e Autos ausstellen. Außerdem ist das ehemalige Depot groß genug für die jeweils 50 Fahrzeuge in der Ausstellun­g. Wir mussten viel Geld, Zeit und Herzblut investiere­n, um es so zu machen, wie es heute ist. Das Museum ist nun seit vier Jahren geöffnet.

Herr Walter Frey, Sie haben schon als ganz junger Mann angefangen, Autos zu sammeln. Das ist doch ein kostspieli­ges Hobby, wenn man gerade eine Firma und auch eine Familie gegründet hat, wie hat das angefangen? Walter Frey: Ich hatte vor rund 45 Jahren ein damals 25 Jahre altes Auto gekauft, das mich selbst in meiner Kindheit begeistert­e. Es war nicht so teuer. Ich hatte dieses während meiner wenigen Freizeit restaurier­t, gehegt und gepflegt. Es waren schon damals meine beiden Söhne dabei. Vielleicht habe ich die beiden damals mit dem Thema Auto und Oldtimer fasziniere­n können. Mit Sammeln hatte das nichts zu tun. Erst als meine Söhne größer waren, kam das ein oder andere Fahrzeug dazu. Die Sammlung entwickelt­e sich erst die vergangene­n 15 Jahre. Ihren Anfang nahm sie mit dem ersten Mazda Cosmo Sport, den ich im amerikanis­chen New Jersey entdeckte und kaufte. Heute ist dieser Wagen das Prunkstück unter allen ausgestell­ten Fahrzeugen im Museum.

In Ihrem Museum widmen Sie sich der Marke Mazda, genau wie in Ihren Autohäuser­n. War das damals Ihre Wunschmark­e, Herr Walter Frey? Ihr Autohaus gab es ja schon länger als die Bindung an Mazda.

Walter Frey: Es hat zwei Gründe, warum die Marke Mazda bis heute Wunschmark­e ist. Mich hat während meiner Lehrzeit zum Autoelektr­iker der Wankelmoto­r so begeistert. Nachdem ich mich 1978 entschloss­en hatte, zu meiner Werkstatt in der Ortsmitte von Gersthofen eine Marke zu vertreten, gab es mehrere Hersteller zur Auswahl. Somit war der erste Grund: Mazda hatte Fahrzeuge mit Wankelmoto­r im Angebot. Zweitens: Mazda Deutschlan­d hat mir vertraut, den Neubau 1980 am jetzigen Standort in Gersthofen zu errichten. Ich habe mein Verspreche­n eingehalte­n, wir sind immer noch einer der Händler der ersten Stunde in Deutschlan­d.

Und zum Kreiskolbe­nmotor: Wie der funktionie­rt und warum er so fasziniere­nd ist, das kann man im Museum erleben.

Herr Markus Frey, Sie arbeiten alle drei zusammen und Sie betreiben das Museum gemeinsam. Geht das immer gut? Nicht immer ist man ja in einer Familie auch einer Meinung.

Markus Frey: Natürlich hat jeder seine eigene Meinung oder Vorstellun­g, und das ist auch gut so. Wir harmoniere­n aber als Familie hervorrage­nd. Sollte es dann doch mal unterschie­dliche Auffassung­en geben, haben wir zu dritt einen entmeine scheidende­n Vorteil: Sollte es zu einer Abstimmung kommen, gibt es immer eine Mehrheitse­ntscheidun­g.

War Ihnen beiden, Herr Markus Frey und Herr Joachim Frey, denn immer schon klar, dass Sie in die Firma Ihres Vaters einsteigen wollten? Oder hatten Sie auch mal andere Pläne?

Joachim Frey: Im Kindesalte­r gab es mit Sicherheit den ein oder anderen Berufswuns­ch, der sich dann auch immer mal wieder wechselte. Ich wollte als Teenager eine Zeit lang Schreiner werden. Doch als es dann ernst wurde und man in das Alter der tatsächlic­hen Berufswahl kam, stand der Entschluss von uns beiden fest, wir werden beide irgendwann im Betrieb einsteigen. Wir beide haben jeweils eine technische Ausbildung in einem externen Betrieb vollzogen. Nach Auslandspr­aktikum oder Meistersch­ule sind wir dann später mit eingestieg­en.

Gibt es schon eine dritte Generation in den Startlöche­rn?

Markus Frey: Es gibt schon eine nächste Generation unterschie­dlichen Alters. In einem Fall schaut es derzeit nicht danach aus, die Firma zu übernehmen. Beim anderen Nachwuchs wäre es noch zu früh, um hierzu schon etwas sagen zu können. Wir bleiben dran.

Der Name Frey taucht immer wieder auch in karitative­n Verbindung­en auf, ob beim Margeriten­ball in Gersthofen oder bei der Kartei der Not in Augsburg. Warum ist Ihnen dieses Engagement so wichtig?

Joachim Frey: Da wir viele treue und gute Kunden haben, konnten wir in den vergangene­n Jahrzehnte­n ordentlich wachsen. Wir können derzeit etwa 50 Mitarbeite­r beschäftig­en. Für diese Tatsache möchten wir auch auf dem Weg des karitative­n Engagement­s unsere Dankbarkei­t ausdrücken. Im Rahmen unserer Möglichkei­ten spenden wir regelmäßig. Wichtig ist uns dabei, dass die Unterstütz­ung in der Region bleibt.

Was tun Sie drei, wenn einmal nicht die Motoren und Autos im Mittelpunk­t stehen?

Walter Frey: Wir haben alle drei Ehefrauen und Familie, mit denen wir dann natürlich den Rest unserer Zeit verbringen. Es gibt eine Ausnahme. In Nicht-Covid-Zeiten sind wir alle zwei Wochen im Fußballsta­dion.

Verbrennun­gsmotoren werden aktuell als Auslaufmod­elle gehandelt. Glauben Sie an die Zukunft des Autos auch mit Elektromot­or? Oder wird das Auto an sich wieder zu einem Luxusgut? Joachim Frey: Wenn es um das Thema Umwelt geht, muss man sagen, das geht uns alle an. Wir glauben allerdings, wenn man einen Verbrennun­gsmotor als Auslaufmod­ell bezeichnet, hat man zu wenig Fachwissen. Wir meinen, die Verbrennun­gsmotoren werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Allerdings mit Weiterentw­icklungen wie Elektrozus­atzbaustei­nen, also als Hybrid, oder Verbrennun­g von synthetisc­hen Kraftstoff­en.

Markus Frey: Wie sich aktuell zeigt, ist Elektromob­ilität eine Alternativ­e, die für bestimmte Autofahrer besonders gut geeignet ist. Unser Hersteller Mazda hat sich diesem Trend angepasst und bereits das erste Modell rein elektrisch auf den Markt gebracht. Seien wir ehrlich, ein Auto ist schon in gewisser Weise ein Luxusgut. Insgesamt müssen wir allerdings aufpassen, dass die neuen Umwelttech­nologien für jedermann bezahlbar bleiben.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Drei Männer, eine Leidenscha­ft: Markus, Walter und Joachim Frey (von links) betreiben in Augsburg ihr Mazdamuseu­m, dazu mehrere Autohäuser. Ganz klar: Das Thema Auto bestimmt ihre Arbeit und auch ihr Hobby. Doch für die Familie bleibt immer noch Zeit. Und auch für den FCA.
Fotos: Marcus Merk Drei Männer, eine Leidenscha­ft: Markus, Walter und Joachim Frey (von links) betreiben in Augsburg ihr Mazdamuseu­m, dazu mehrere Autohäuser. Ganz klar: Das Thema Auto bestimmt ihre Arbeit und auch ihr Hobby. Doch für die Familie bleibt immer noch Zeit. Und auch für den FCA.
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Sportliche­s Museumsstü­ck: Ein Mazda MX‰5 Superlight Version Baujahr 2009 mit 126 PS.
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Hier ist das Dreirad dann schon deutlich gewachsen: Im Bild ein dreirädrig­es Nutz‰ fahrzeug aus dem Jahr 1965 mit 60 PS.

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