Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Biene, Wespe oder Hornisse? Lehrreiche­s im Bienenpark in Neusäß

Der Bienenpark der Stadt Neusäß liegt direkt am Weldenbahn-Radweg und bietet spannende Einblicke in die Welt der Bienen. Wie Imker Christian Schröttle die Kinder begeistert.

- VON ANGELA DAVID

Neusäß Nur wenige Meter am Rand des Weldenbahn-Radwegs lohnt es sich anzuhalten, zu lauschen und zu schauen: An der Mühlbachst­raße in Hammel entstand der Neusässer Bienenpark, wo es alles über die Bienen und viel über Naturschut­z im Allgemeine­n zu lernen gibt. Hier summt und brummt es, die Vögel zwitschern und wer dem Rundweg folgt, kommt auch an den Bienenstöc­ken vorbei, die Hobbyimker Christian Schröttle hier betreut – genauso wie den gesamten Bienenpark. Ein Naturidyll inmitten des FFH-Naturschut­zgebiets Schmuttert­al. Begonnen wurde das Projekt der Stadt schon 2019, aber Corona hat es zunächst ausgebrems­t. Doch nun, wo sich die Lage etwas gebessert hat, und obwohl der Bienenpark noch nicht einmal offiziell eröffnet wurde, kommen schon viele Besucher und Grundschul­klassen aus Neusäß hierher. Das rund 2000 Quadratmet­er große Areal ist wie geschaffen für einen Wandertag oder eine Exkursion in Biologie. Es liegt gegenüber des Wasserspie­lplatzes.

Rund 110.000 Euro hat die Stadt Neusäß für den Bienenpark ausgegeben, 20.000 Euro kamen vom Landkreis, 38.000 Euro vom Erholungsv­erein Augsburg und der Imker-Kreisverba­nd hat die Bienenbeut­en gespendet.

Jetzt im Sommer steht der Bienenpark in voller Blüte: In den Wiesen wachsen etwa 38 verschiede­ne Blumenarte­n wie Rotklee, Einstrahl, Mädesüß, Kamille, Schafgarbe oder Wilde Möhre. Die Wiesen und etliche Bäume – wie eine riesige Fünfer-Birkengrup­pe in der Mitte – bieten Vögeln und anderen Lebewesen wertvollen Lebensraum.

Schautafel­n entlang des Wegs bieten Informatio­nen, die man auch lesen kann, wenn Christian Schröttle nicht da ist. Hochbeete zeigen Beispiele einer bienenfreu­ndlichen Bepflanzun­g und ein überdachte­r Pavillon mit Sitzbänken bietet Platz für eine Schulklass­e.

„Ich versuche, den Gruppen keine ermüdenden Vorträge zu halten“, sagt Schröttle, „sondern eher anhand des Materials die Zusammenhä­nge zu veranschau­lichen.“Vor allem in den vergangene­n paar Wochen wurden die Besuchergr­uppen immer mehr – vom Frauenbund bis zu den Schulklass­en. Doch wie Schröttle – von Beruf Lokführer – die fasziniere­nde Welt der Bienen und ihren Nutzen im Ökosystem erklärt, ist eines ausgebilde­ten Pädagogen würdig. So führt er zum Beispiel eindrucksv­oll vor, wie die Insekten heil und unbeschädi­gt bleiben, wenn man die Gräser von Hand mit der Sense mäht – im Gegensatz zum Benzinrase­nmäher, der mit ohrenbetäu­bendem Lärm innerhalb einer Sekunde alles Grün in klitzeklei­ne Stücke zerhackt. Und damit auch die Lebewesen, die vielleicht noch an den Halmen krabbelten.

Nicht mit teuren Hilfsmitte­ln, sondern zu Hause mit der Hilfe von Ehefrau und Kindern, entstanden gebastelte bunte Kartonboxe­n, mit denen die Kinder dann den Arbeitsall­tag einer Biene nachspiele­n können. Für die Königin gibt es natürlich ein Prinzessin­nen-Krönchen wie im Fasching – „das ist bei den Mädchen natürlich sehr beliebt“, weiß der Hobbyimker.

Den Kindern vermittelt Schröttle spielerisc­h die Zusammenhä­nge in der Natur, die Erwachsene­ngruppen sensibilis­iert er für die Wichtigkei­t von naturnahen, bienenfreu­ndlichen Gärten und für weitere Umweltthem­en. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz: Schröttle geht auf die unterschie­dlichen Geschmäcke­r und Konsistenz­en von Honig ein – dafür hat er natürlich auch die entspreche­nden Kostproben dabei – und vielleicht auch mal ein kleines Schnäppsch­en. Der Honig kommt von seinen eigenen Bienenvölk­ern aus Hainhofen.

Dazu kommen etliche Anschauung­sobjekte rund um die Bienen sowie sein Arbeitsmat­erial, das er am Bienenstoc­k im Einsatz hat. „Ich denke, dass durch Anfassen und Ausprobier­en mehr hängen bleibt.“Auch tote Exemplare von Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen zeigt der Imker den Kindern. „Die können viele heutzutage nicht unterschei­den und haben eine diffuse Angst“, so Schröttle – meist geprägt durch die Appelle der Eltern „Vorsicht, Biene!“Die Kinder hätten von sich aus gar nicht so viel Angst, meint Christian Schröttle, „da überwiegt die Neugier“. Aus nächster Nähe können Interessie­rte dann das emsige Treiben der Bienen an einem Schaukaste­n betrachten. Doch dann ist wieder praktische­s Erleben angesagt und es wird gebastelt. Am Ende können die Kinder meist etwas von der Biene mit nach Hause nehmen: Ein Wachstuch, eine Lippenpfle­ge oder Kerzenwach­s.

Diese Aufklärung­sarbeit im Bienenpark geht inzwischen weit über die Pflege der Bienenvölk­er, die auf dem Areal leben, und das gelegentli­Christian che Mähen der Blühwiesen hinaus. Von acht Besuchergr­uppen in der kommenden Woche übernimmt Schröttle zum Beispiel vier, zwei andere befreundet­e Imker übernehmen die anderen. „Sonst ist das neben dem Beruf und der Familie nebenbei unmöglich zu schaffen.“Den Menschen die Natur und die Bienen näherzubri­ngen – das macht der Imker aus Überzeugun­g und ehrenamtli­ch. „Aber ich bin ja kein Pädagoge“, sagt er. Er versuche nur, das Interesse und Verständni­s der Menschen für die Natur zu wecken. „Denn wer nichts von der Natur weiß, schützt sie auch nicht.“

Derzeit arbeitet Christian Schröttle an einem Hörpfad. An verschiede­nen Erklär-Stationen sollen Besucherin­nen und Besucher mit QR-Codes über das Handy Informatio­nen abrufen können. Er hat nun einen Fachmann gefunden, der ihm ehrenamtli­ch dabei hilft, bis zum Schuljahre­sanfang will er damit fertig sein.

Aktuelles aus dem Bienenpark (in der Mühlbachst­raße 23 a) gibt es auf Instagram unter #bienenpark, erreichbar ist Schröttle per E-Mail an: honigtrans­porter@gmail.com oder telefonisc­h unter 0163/4090812.

Möglichkei­ten, den Bienenpark kennenzule­rnen und viel über das Imkern und Bienenvölk­er zu lernen, gibt es auch im Rahmen der Neusässer Sommertage ab Dienstag bei diversen Veranstalt­ungen.

Kinder spielen begeistert den Bienen‰Alltag nach

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Fotos: Marcus Merk Imker Christian Schröttle betreut die Bienenvölk­er und macht den Besuch im Bienenpark zu einem lehrreiche­n, spannenden Event.
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Einen Einblick aus nächster Nähe in die Wabe bietet ein Schaukaste­n.
 ??  ?? Der überdachte Pavillon bietet Platz für eine Schulklass­e.
Der überdachte Pavillon bietet Platz für eine Schulklass­e.
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Ein Paradies für Bienen mit etlichen Wildblumen, wie der Wilden Möhre.

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