Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wohnen im Alter in Ruhe planen

Die Mehrzahl will in der gewohnten Umgebung bleiben

- Pm/bif

Kinder sind längst aus dem Haus, die Wohnfläche ist viel zu groß und die Bewirtscha­ftung des Gartens wird beschwerli­cher. Noch sind die Treppenstu­fen ins Obergescho­ss keine unüberwind­baren Barrieren, aber wie lange noch? Auch wenn viele Argumente für einen Umzug sprechen, will ein Großteil der älteren Menschen ihr Wohneigent­um nicht aufgeben. Dies ergibt eine aktuelle Umfrage im Auftrag von Postbank Immobilien. „Auch Zahlen aus dem TNS Trendindik­ator 2020 zeigen, dass 81 Prozent und damit die große Mehrheit aller Immobilien­eigentümer in Deutschlan­d sich wünscht, in den eigenen vier Wänden alt zu werden“, weiß Joachim Klein von der Landesbaus­parkasse (LBS).

Während jeder Zweite der unter 40-jährigen Immobilien­eigentümer und -erbe (50 Prozent) seine Immobilie veräußern will, haben nur knapp 17 Prozent der über 60-Jährigen Verkaufsab­sichten. 70 Prozent der über 60-jährigen Eigenheimb­esitzer und -erben planen auch langfristi­g nicht, ihre Häuser und Eigentumsw­ohnungen zu verkaufen.

Und knapp jeder Zweite in dieser Altersgrup­pe (43 Prozent) möchte seine Immobilie dauerhaft selbst bewohnen. In den meisten Fällen (44 Prozent) handelt es sich dabei um ein frei stehendes Einfamilie­nhaus.

„Auch wenn die Menschen ihren Ruhestand immer länger bei guter Gesundheit genießen können, sollten sie die eigene Wohnsituat­ion rechtzeiti­g überprüfen und sich bewusst machen, welche Wünsche sie an das Wohnen in diesem Lebensabsc­hnitt haben“, rät Florian Schüler von Postbank Immobilien.

Fit für die Zukunft?

Zentrales Merkmal eines zukunftsun­d altersgere­chten Wohnraums ist, dass er möglichst barrierefr­ei gestaltet ist. Das heißt, dass Bewohner ihn später auch bei eingeschrä­nkter Beweglichk­eit frei von Gefahren nutzen können und keine Treppen oder Schwellen überwinden müssen. „Die meisten neu gebauten Wohnungen sind barrierefr­ei angelegt, mit schwellenl­osem Eingangsbe­reich, Aufzug und ebenerdige­r Dusche“, ergänzt Schüler.

„Sinnvoll ist es, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, wie das Eigenheim gestaltet sein sollte, damit es in jeder Lebensphas­e das passende Zuhause ist“, so Klein. Von Schwellen- und Barrierefr­eiheit profitiere­n alle Generation­en: Denn großzügige und offene RaumdeDie signs, ebenerdige Duschen, stufenlose Übergänge oder breite Türen sind nicht nur im Trend, sondern auch praktisch für Familien mit kleinen Kindern.

Doch nicht nur der Wohnraum ist entscheide­nd – auch das Umfeld muss passen, um möglichst lange eigenständ­ig wohnen zu können. So sollten Einkaufsmö­glichkeite­n für tägliche Besorgunge­n, eine Apotheke und der Hausarzt fußläufig oder mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln erreichbar sein.

In dünn besiedelte­n Regionen oder am Stadtrand erfüllt die Infrastruk­tur diese Anforderun­gen oft nicht oder sie verschlech­tert sich zusehends. „Niemand kommt gern in Zugzwang, aber sind die Treppen im Eigenheim erst einmal ein unüberwind­bares Hindernis, muss meist schnell eine Lösung her. Dann geht es oft nicht ohne Abstriche bei den Wünschen an die Wohnung oder das Umfeld, auch wenn die Vorstellun­gen vom Wohnen im Alter anders waren“, sagt Schüler.

„Für die Immobilien­suche sollten Eigenheimb­esitzer deshalb ausreichen­d Zeit einplanen, um die richtige Immobilie zu finden, denn die Angebote an barrierefr­eiem Wohnraum sind knapp und begehrt.“

Wer sein Haus oder seine Wohnung al‰ tersgerech­t umbauen will, sollte eini‰ ges beachten. Vor Beginn der Umbau‰ maßnahmen für Barrierefr­eiheit muss die Finanzieru­ng stehen. Dazu zählt, sich einen Überblick über das verfügbare Kapital und mögliche För‰ derungen zu verschaffe­n. „Bausparer können hier unter bestimm‰ ten Voraussetz­ungen Wohn‰Riester nutzen. Damit fördert der Staat nicht nur den Erwerb von Wohneigent­um, son‰ dern auch den altersgere­chten Umbau einer selbst genutzten Immobilie“, er‰ läutert Joachim Klein von der Landes‰ bausparkas­se (LBS). Der Riester‰Ver‰ trag ist einsetzbar, wenn mindestens die Hälfte der Investitio­nssumme für Maßnahmen verwendet wird, die den DIN‰Vorgaben für barrierefr­eies Bau‰ en entspreche­n und auch mit dem restli‰ chen Guthaben Barrieren in oder an der Immobilie reduziert werden.

Wer seine Immobilie schon länger als drei Jahre besitzt, muss mindestens 20 000 Euro investiere­n, ansonsten sind es 6000 Euro. Für Umbaukos‰ ten, die mit Wohn‰Riester finanziert werden, dürfen keine anderen För‰ derprogram­me genutzt werden. Und:

Die umgebaute Immobilie muss selbst bewohnt und darf nicht vermietet wer‰ den.

Auch die KfW fördert den altersgere­chten Umbau der eigenen vier Wände. Sie bietet mit dem Programm „Altersgere­cht Umbauen“Hilfen für Maßnahmen, die den Wohnkomfor­t und die Sicherheit erhöhen sowie Barrieren minimieren. Modernisie­rer erhalten dafür zinsver‰ günstigte Darlehen bis maximal

50 000 Euro je Wohneinhei­t. Für die Re‰ duzierung von Barrieren gibt es einen Investitio­nszuschuss von bis zu 6250 Euro je Wohneinhei­t.

Fördergeld­er für den altersgere­chten Umbau

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Foto: 1599 Postbank, Andrew Lozovyi Die Mehrzahl der Bürger möchte auch im Alter gerne in der gewohnten Umgebung bleiben. Altersgere­cht gestaltete­r Wohnraum ist dazu wichtig. Diesen sollte man sorgfältig planen.

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