Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Ferienhaus‰Knigge

Bevor man im gemieteten Heim die Koffer auspackt, sollten ein paar Dinge beachtet werden

- VON TINGA HORNY

Seit der Pandemie freuen sich die Besitzer von Ferienimmo­bilien. Airbnb sowie die etablierte­n Anbieter von Ferienhäus­ern jubeln ebenfalls. Sie haben gut zu tun. Zur Hochsaison ist die Nachfrage meist größer als das Angebot. Wer also eine Urlaubsble­ibe ergattert hat, darf sich freuen. Doch ganz blauäugig sollte niemand seine Ferienunte­rkunft beziehen. Denn wie so oft schützt Unwissenhe­it nicht vor der Frage der Verantwort­ung, und das kann bisweilen kosten.

Endlich am Ziel angekommen, lädt die hübsche Unterkunft ein, es sich sofort gemütlich zu machen. Aber bevor die Klamotten aufgehängt werden, sollte die gesamte Wohnung inspiziert werden. Denn nicht nur die angeschlag­ene Tür oder die Streifen an der Wand werden am besten gleich mit dem Handy fotografie­rt und damit mit Zeit und Datum dokumentie­rt, auch der Test, ob das Wasser – heiß und kalt – funktionie­rt, sowie die Bestandsau­fnahme von Geschirr und Möbeln sind keine Erbsenzähl­erei, sondern kluge Streitvorb­eugung. Schließlic­h möchte niemand für fehlendes Besteck oder einen nicht verursacht­en Kratzer am Kühlschran­k pekuniär zur Rechenscha­ft gezogen werden, wenn er dafür gar nichts kann.

So wichtig wie die Inspektion ist das Lesen der Instruktio­nen, was in der Wohnung zu beachten ist. Die informiere­n nicht nur über die Check-out-Zeit und den WLANCode, sondern zugleich über Eigenheite­n der Bleibe. Schließlic­h kann es in anderen Ländern sein, dass Armaturen, Heizungen, Stromzufuh­r, aber auch Fensterrie­gel, Schlösser und Wasch- und Spülmaschi­nen anders als zu Hause bedient werden müssen. Manch falscher oder gar ruppiger Handgriff kann Schaden anrichten. Oft liegt die dementspre­chende Infomappe in der Küche gut sichtbar aus.

Ein anderes Thema ist der Müll. überall wird so akribisch wie in Deutschlan­d getrennt, dennoch wandert meist nicht alles in eine Tonne. Und wenn es tatsächlic­h nur eine Tonne gibt, dann sollte es die sein, die zur Wohnung gehört und nicht die vom Nachbarn.

Apropos Informatio­n: Bei vielen Ferienimmo­bilien bekommen die Mieter den Hausvermie­ter oder die Agentur nie zu Gesicht. Alles läuft über das entspreche­nde OnlinePort­al und via E-Mail. Auf diese Weise erhält der Kunde hinterlegt­e Zugangscod­es, Infos zum Schlüssele­mpfang und die Wegbeschre­ibung. In der Regel sind also Namen, Handynumme­r, E-Mail-Adresse des Besitzers oder des Vermittler­s sowie die Adresse des Urlaubsdom­izils über das Smartphone abrufbar. Doch Netzempfan­g und WLAN können miserabel sein beziehungs­weise ganz ausfallen.

Für so einen Fall ist es gut, wenn alle essenziell­en Infos zumindest auf dem Handy offline noch in den „Notizen“oder ähnlichen Ordnern abgelegt sind. Und weil selbst ein Smartphone mal verlegt wird, schadet es nicht, alles noch einmal auf einem griffberei­ten Zettel (Geldbeutel) zu vermerken.

Moderne Schließvor­richtungen wie Zahlencode­s haben den Vorteil, dass man sie sich nur merken muss. Altmodisch­e Schlüssel haben den Nachteil, dass sie noch richtig verloren gehen können. Wer also einen Schlüssel für das Urlaubshei­m bekommt, sollte tunlichst darauf aufpassen. Denn ein abhandenge­kommener Schlüssel zieht immer Ärger und Folgekoste­n nach sich, weil nicht nur oft die Tür aufgebroch­en, sondern auch noch das ganze Schloss ausgetausc­ht werden muss.

Wenn das Feriendomi­zil nicht ausdrückli­ch schon bei der Reservieru­ng für einen Anlass wie Geburtstag oder Hochzeit gebucht wurde, dann sollten dort keine Feten stattfinde­n. Bereits bei der Buchung muss die Zahl der Personen angegeben werden und im Mietvertra­g ist dies auch entspreche­nd festNicht gehalten. Zudem gibt es nicht selten eine separate Hausordnun­g, die darüber informiert, was erlaubt ist. Bei oft wechselnde­n Ferienwohn­ungsmieter­n sind allein schon wegen der Anlieger Partys ein No-Go. Wer folglich die Hausregeln missachtet bzw. sich nicht an den Mietvertra­g hält, der riskiert seine Kaution.

Überhaupt sollten Mieter von Ferienimmo­bilien das Kleingedru­ckte ihres Vertrages kennen. Denn nicht nur vor dem Urlaub – Stichwort Storno – können hohe Gebühren anfallen, auch nach dem Aufenthalt treiben unvorherge­sehene Nebenkoste­n die Rechnung in die Höhe. Strom, Wasser oder Gas sind nicht immer automatisc­h im Mietpreis enthalten.

In Dänemark werden zum Beispiel diese Kostenpunk­te in der Regel getrennt abgerechne­t. Wer also ständig auf der Terrasse im beheizten Whirlpool gechillt hat, sollte sich hinterher nicht über Mehrkosten von Strom und Wasser wundern.

 ?? Foto: Sören Becker ?? Einen Sonnenschi­rm, ein Handtuch, viel Sonnencrem­e: Viel mehr braucht es nicht für einen entspannte­n Badeurlaub.
Foto: Sören Becker Einen Sonnenschi­rm, ein Handtuch, viel Sonnencrem­e: Viel mehr braucht es nicht für einen entspannte­n Badeurlaub.

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