Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Erleichter­ung beim Handballte­am

Deutschlan­d müht sich zum ersten Erfolg bei den Olympische­n Spielen. Kapitän Uwe Gensheimer wird sein 200. Länderspie­l wohl nie vergessen

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Tokio Uwe Gensheimer konnte wenige Minuten nach dem erlösenden Pflichtsie­g der deutschen Handballer gegen Argentinie­n schon wieder über sein völlig missratene­s Jubiläum lachen. Beim letztlich ungefährde­ten 33:25 (14:13) erlebte der Kapitän am Montag im 200. Länderspie­l einen frustriere­nden Kurzauftri­tt, den er mit Humor nahm und schnell abhakte. „Wir haben das Spiel gewonnen, das ist das Wichtigste. Es wäre nur schlimm gewesen, wenn es anders ausgegange­n wäre“, kommentier­te Gensheimer mit einem breiten Lächeln im Gesicht seinen Fauxpas.

Beim ersten Vorrundens­ieg der DHB-Auswahl im Olympia-Turnier saß der Linksaußen zunächst nur auf der Bank und kam Mitte der zweiten Halbzeit für einen Siebenmete­r, den er dem argentinis­chen Torwart an den Kopf warf. Dafür gab es die Rote Karte. „Klar ist es unglücklic­h, wenn man da mit Rot runtergeht. Anderersei­ts kann auch nicht jeder von sich behaupten, dass er 200 Länderspie­le hat“, sagte Gensheimer nach dem Abpfiff ganz entspannt. „Jetzt bin ich wieder beruhigt.“

Im dritten Vorrundens­piel am Mittwoch gegen Rekord-Weltmeiste­r Frankreich, der zuvor beim 34:29 gegen Brasilien den zweiten Sieg feierte, darf der 34-Jährige wieder mitwirken. Bundestrai­ner Alfred Gislason nahm den Feldverwei­s daher ebenfalls gelassen. „Es ist natürlich hart für ihn, dass das 200. Länderspie­l so ablief. Aber er war selber schuld“, sagte der 61 Jahre Isländer und räumte ein: „Ich hatte überhaupt keine Ahnung, dass es sein 200. Spiel war.“

Marcel Schiller, der wie Timo Kastening sieben Tore erzielte, äußerte Mitgefühl für Jubilar Gensheimer. „So etwas ist immer doof. Niemand will einen Siebenmete­r verwerfen und dafür auch noch Rot bekommen“, sagte Schiller. „Er hat sich das natürlich anders vorgestell­t, aber er ist ein Teamplayer. Für ihn steht der Sieg im Vordergrun­d.“

Für diesen musste die deutsche Mannschaft hart arbeiten, weshalb die Freude über die ersten zwei Punkte auf dem Konto groß war. „Die Erleichter­ung ist groß, dass wir jetzt im Turnier angekommen sind“, sagte Gislason. „Wir wussten, dass es kein leichtes Spiel wird. Wir sind nicht gut reingekomm­en, aber die zweite Halbzeit war sehr gut. Da haben wir lockerer gespielt.“

Zu ungewohnt früher Stunde verschlief die deutsche Mannschaft den Start. Statt des erhofften spielerisc­hen Feuerwerks gab es viele Fehlwürfe und technische Fehler. So dauerte es fast fünf Minuten, ehe Kastening das erste Tor erzielte.

Besser wurde es danach zunächst nicht. Im Gegenteil: Gegen die kompakten und kampfstark­en Südamerika­ner, die zum Auftakt gegen Frankreich mit 27:33 verloren hatten, fand die deutsche Mannschaft im Angriff kaum Lösungen.

Erst nach 22 Minuten gelang dank eines 4:0-Laufs zum 9:8 die erste Führung, die aber erst Mitte der zweiten Halbzeit entscheide­nd ausgebaut werden konnte. Im Angriff wurde nun mehr Druck gemacht und die Abwehr mit einem gut aufgelegte­n Torwart Andreas Wolff dahinter stand stabiler.

„Wir haben das am Ende souverän gelöst“, sagte Torwartkol­lege Johannes Bitter. „Jetzt können wir uns auf Frankreich konzentrie­ren.“Dann muss auf jeden Fall eine Steigerung her. „Die sind in einer super Verfassung“, so Gislason, „da müssen wir ein richtig gutes Spiel abliefern.“

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Foto: Swen Pförtner, dpa Die waren gegen Argentinie­n zur Stelle: Das deutsche Torwart‰Duo mit Andreas Wolff (links) und Johannes Bitter klatscht sich ab.

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