Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Friedensle­ktion im Festsaal

Marie Gaté liest aus ihrem Romandebüt

- VON HANS KREBS

„Die Menschen werden verstehen, dass der Krieg ein Irrsinn ist.“Sie haben es nicht verstanden; denn diese Zuversicht, 1916 vom deutschen Besatzungs­offizier Anton seiner französisc­hen Freundin Adrienne anvertraut, machte schon 1939 ein neuer Kriegsbegi­nn zunichte. Oder doch nicht? Schließlic­h erlebte die alt gewordene, aber dem verscholle­nen Anton treu gebliebene Adrienne, wie nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Großnichte Marie einen jungen Deutschen heimführte. Das öffnete ihr Herz und gegenüber Marie das Geheimnis ihrer unerfüllte­n Liebe.

Diese Marie Gaté-Stallforth machte daraus einen Roman und las nun im Festsaal des Schaezlerp­alais vor einem auf Abstand gehaltenen Publikum aus ihrem Debüt. Die ausgewählt­en drei Kapitel genügten, um die literarisc­he und humane Qualität des engagierte­n Textes zu empfinden. Der Titel „Der Klang des Bleistifte­s, der zu Boden fällt“fußt auf Maries Erfahrunge­n mit der gestrengen Dorflehrer­in Adrienne.

Die in Gersthofen lebende Autorin erzählte, wie das positive Echo ihrer Beiträge für ein Filmportal sie veranlasst­e, den Roman auf Deutsch zu schreiben. Dessen cineastisc­hen Techniken und Bezügen folgend, spielte die Pianistin Stephanie Knauer auf dem Hammerklav­ier Filmmusik von Ennio Morricone und Charlie Chaplin. Während Hausherr Christof Trepesch eingangs auf die Fresken des Festsaals wies, erinnerte Marie Gaté daran, wie hier die junge Marie Antoinette auf ihrer Brautfahrt 1770 einige Menuette tanzte. Zu ihrer Münchner Verlegerin Annette Stroux und der Moderatori­n Sabine Zaplin gewandt, sprach sie die (berechtigt­e) Hoffnung aus, nicht so zu enden wie jene Marie – „guillotini­ert!“

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