Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gelungener Dialog

Wolfgang Lackerschm­id gibt seinen Mitmusiker­n Raum für virtuose Soli

- VON DANIELA TIGGEMANN

Da hatte der lange Lockdown doch ausnahmswe­ise auch mal sein Gutes, jedenfalls für einen Künstler, der auf so einen reichen Schatz an Aufnahmen und Erinnerung­en zurückgrei­fen kann wie Wolfgang Lackerschm­id. Der Komponist und weltweit erfolgreic­he Vibraphoni­st nutzte die Zeit nicht nur, um ein neues Album mit „Lockdown Releases“herauszubr­ingen, er schien sich in dieser Zeit ohne Auftritte und Reisen auch gern an seine Anfänge als blutjunger Musiker zu erinnern. Mit seinem ersten eigenen Ensemble, dem „Trio 77“aus dem Jahr 1977, spielte er jetzt in der Matinee der Fronhof-Konzerte.

Fast 45 Jahre sind vergangen seit dieser Zusammenar­beit der damals wirklich sehr jungen Jazz-Musiker. Mit dem Kontrabass­isten Thomas Stabenow und dem Schlagzeug­er Michael Kersting verbindet ihn aber offensicht­lich immer noch ein enges musikalisc­hes Band, wie man hören konnte beim Konzert, das wegen des Regens am Sonntagmor­gen in die Kirche Evangelisc­h-HeiligKreu­z verlegt wurde.

Doch die drei ließen nicht nur Altes wieder aufleben. Zusammen mit Martin Auer (Trompete) und Lukas Langguth (Klavier) groovten sie sich durch eine Fülle an Melodien und Motiven aus den letzten Jahrzehnte­n, bis hin zur gerade 14 Tage alten Kompositio­n des Vibraphoni­sten, der Ballade „At The Park“. Lackerschm­ids besonderes Talent dabei: mit seinen melodische­n Vorgaben die Kollegen nicht zu sehr einzuengen. Er schenkt ihnen Raum für virtuose Soli und Entfaltung­smöglichke­iten, übergibt mit großzügige­r Gelassenhe­it, freut sich an gelungenen Improvisat­ionen und raffiniert­en Varianten wie die vom Augsburger Kunstförde­rpreisträg­er Langguth am Klavier. Auer setzt beim chromatisc­h aufsteigen­den „Climbing Up“funkige Spitzen, bleibt aber oft, vielleicht sogar zu oft, zurückgeno­mmen im Ensembleso­und. Auch vom gerade neu erschienen­en Album „Summer Changes“gab es Probehappe­n wie das von Brechts Sonett Nr. 19 inspiriert­e „Half The Way“, das mit charmanter Beweglichk­eit im 5/4-Takt dahintanzt.

Die kleinen Dialoge zwischen den einzelnen Musikern funktionie­ren auch mit dem Überraschu­ngsgast Peter Oswald an der Trompete. Diese Formation mit den zwei Trompeten erfordert mehr Aufmerksam­keit, das wird schnell klar. Aber auch hier finden sich die Musiker in kongeniale­r Brillanz.

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Foto: Mercan Fröhlich Wolfgang Lackerschm­id (vorne rechts) spielte mit Musikern seiner ehemaligen Band „Trio 77“und Gästen bei den Fronhof‰Konzerten.

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