Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schüler machen sich Gedanken zur Sanierung
Im Streit um die Instandsetzung des Holbein-Gymnasiums melden sich auch die Schülerinnen und Schüler zu Wort. Was sie als größtes Problem sehen und welche Ideen sie für die Zukunft haben
Wie geht es weiter mit dem Holbein-Gymnasium? Diese Diskussion hat der scheidende Schulleiter Dieter Fiedler mit seinem Brief an den Stadtrat wieder ins Rollen gebracht. Fiedler, der nach diesem Schuljahr in den Ruhestand geht, wirft der Stadt vor, die Generalsanierung der Schule nicht entschlossen genug anzugehen und auf die lange Bank zu schieben. Am Montag besuchten einige Mitglieder des Stadtrats die sanierungsbedürftige Schule. Gleichzeitig machen sich auch die Schülerinnen und Schüler Gedanken um ihre Schule. Sie beklagen vor allem die bestehende Raumnot – und haben Ideen für die Hallstraße, an der die Schulgebäude liegen.
Der Einladung von Rektor Fiedler an das innerstädtische Gymnasium sind Stadtratsmitglieder aus mehreren Fraktionen gefolgt. Der Austausch fand dabei vor einer besonderen Kulisse statt: In den Fenstern des Neubaus wurden mehrere Plakate zum Sanierungsbedarf der Schule ausgestellt. Auf einem sieht man heraushängende Kabel, bröckelnden Putz im Tunnel zwischen Neu- und Altbau und andere Mängel. „Repräsentative Aufnahmen“, wie es Lehrer Thomas Körner-Wilsdorf formuliert. Andere Plakate stehen unter dem Titel „(un)mögliche Erweiterungsbauten“und zeigen – nicht immer ernst gemeint – wie die Raumknappheit überwunden werden könnte. Diese „spielerischen und kreativen Lösungen“(mehrere Gebäude entstammen dem Videospiel „Minecraft“) seien laut KörnerWilsdorf im Projekt-Seminar Architektur in der Oberstufe entstanden.
Weitere Schülerideen werden bereits gesammelt, denn während die Stadtratsmitglieder von der Schulleitung durch Turnhalle und Chemiesäle des Gymnasiums geführt wurden, machten sich die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Aktionstags Gedanken. Eine Schulstunde sollten sie sich mit der Zukunft des Holbein-Gymnasiums auseinandersetzen, egal ob argumentativ oder zeichnerisch.
Schüler Sebastian Kneip hat die Zeit genutzt und seine Vision einer zukünftigen Hallstraße, die zwischen den Gebäuden des Gymnasiums verläuft, gezeichnet. Bei der Hallstraße sei man laut Kneip schon lange in der Diskussion. „Die Schüler hätten gern einen Campus, die Kollegstufenwiese sollte eine richtige Wiese sein und die Straße insgesamt verkehrsberuhigter.“Aktuell müsste man Angst haben, dass man auf dem oberirdischen Weg zwischen Neu- und Altbau überfahren werde. „Die Leute schießen da teilweise mit mehr als 50 Sachen durch“, sagt Kneip.
Wesentlich akuter ist für die Schüler aber das Problem des Raummangels. Laut Schülersprecher Emil Winklharrer leidet darunter zum Beispiel der Sportunterricht: „Wir haben mindestens eine
Turnhalle zu wenig.“Darum müsse man für den Sportunterricht drei verschiedene Turnhallen im Stadtgebiet anfahren. „Mit Umziehen und allem bleiben von einer Doppelstunde Sport nur 45 Minuten übrig“, sagt Winklharrer. Schülerin Merle Schwinkes vermisst vor allem Aufenthaltsräume und Rückzugsorte: „Es gibt keinen Raum, indem ich mich hinsetzen und einfach ruhig lernen kann.“Zudem sei es schwierig neue Projekt an der Schule ins Leben zu rufen, wenn man keine Räume habe. Ebenso wie für ihren Schulleiter ist auch für Merle Schwinkes die von der Stadt ins Spiel gebrachte Verringerung der Schülerzahlen keine Option, denn dadurch würden auch Lehrerkräfte wegfallen. „Das miese ist, wenn man Lehrer streicht, fallen Angebote weg“, sagt sie.
Immer wieder kommen die Schüler auch auf den Sanierungsbedarf zu sprechen und erzählen von gesperrten Tafeln, Klassenzimmern ohne Strom für Beamer oder Laptop oder bröckelndem Putz. Darum hofft Schülersprecher Noa von Gunten auf eine baldige Sanierung. Die bereits begonnene IT-Vernetzung der Schule sieht er als „richtigen Schritt“. Bei der Lösung des RaumProblems ist er weniger zuversichtlich. „Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Stadt nicht zu hundert Prozent daran interessiert ist, dass das Holbein in seiner Vielfalt so weiterexistiert.“
Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) hat in der Diskussion entgegnet, dass bereits erste Maßnahmen umgesetzt worden seien, etwa bei den Toiletten. Die vom Stadtrat 2017 beschlossene Ermittlung des Gesamtsanierungsbedarfs ist laut Wild mittlerweile auch angelaufen. Hoffnungen auf einen schnellen Fortschritt machte sie indes keine: In Anbetracht der sensiblen Innenstadtlage des Gymnasiums, des Denkmalschutzes und den damit einhergehenden hohen baulichen Anforderungen werde es sich um einen „langwierigen und äußerst komplexen Prozess“handeln.