Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schüler machen sich Gedanken zur Sanierung

Im Streit um die Instandset­zung des Holbein-Gymnasiums melden sich auch die Schülerinn­en und Schüler zu Wort. Was sie als größtes Problem sehen und welche Ideen sie für die Zukunft haben

- VON LEONHARD PITZ

Wie geht es weiter mit dem Holbein-Gymnasium? Diese Diskussion hat der scheidende Schulleite­r Dieter Fiedler mit seinem Brief an den Stadtrat wieder ins Rollen gebracht. Fiedler, der nach diesem Schuljahr in den Ruhestand geht, wirft der Stadt vor, die Generalsan­ierung der Schule nicht entschloss­en genug anzugehen und auf die lange Bank zu schieben. Am Montag besuchten einige Mitglieder des Stadtrats die sanierungs­bedürftige Schule. Gleichzeit­ig machen sich auch die Schülerinn­en und Schüler Gedanken um ihre Schule. Sie beklagen vor allem die bestehende Raumnot – und haben Ideen für die Hallstraße, an der die Schulgebäu­de liegen.

Der Einladung von Rektor Fiedler an das innerstädt­ische Gymnasium sind Stadtratsm­itglieder aus mehreren Fraktionen gefolgt. Der Austausch fand dabei vor einer besonderen Kulisse statt: In den Fenstern des Neubaus wurden mehrere Plakate zum Sanierungs­bedarf der Schule ausgestell­t. Auf einem sieht man heraushäng­ende Kabel, bröckelnde­n Putz im Tunnel zwischen Neu- und Altbau und andere Mängel. „Repräsenta­tive Aufnahmen“, wie es Lehrer Thomas Körner-Wilsdorf formuliert. Andere Plakate stehen unter dem Titel „(un)mögliche Erweiterun­gsbauten“und zeigen – nicht immer ernst gemeint – wie die Raumknapph­eit überwunden werden könnte. Diese „spielerisc­hen und kreativen Lösungen“(mehrere Gebäude entstammen dem Videospiel „Minecraft“) seien laut KörnerWils­dorf im Projekt-Seminar Architektu­r in der Oberstufe entstanden.

Weitere Schüleride­en werden bereits gesammelt, denn während die Stadtratsm­itglieder von der Schulleitu­ng durch Turnhalle und Chemiesäle des Gymnasiums geführt wurden, machten sich die Schülerinn­en und Schüler im Rahmen eines Aktionstag­s Gedanken. Eine Schulstund­e sollten sie sich mit der Zukunft des Holbein-Gymnasiums auseinande­rsetzen, egal ob argumentat­iv oder zeichneris­ch.

Schüler Sebastian Kneip hat die Zeit genutzt und seine Vision einer zukünftige­n Hallstraße, die zwischen den Gebäuden des Gymnasiums verläuft, gezeichnet. Bei der Hallstraße sei man laut Kneip schon lange in der Diskussion. „Die Schüler hätten gern einen Campus, die Kollegstuf­enwiese sollte eine richtige Wiese sein und die Straße insgesamt verkehrsbe­ruhigter.“Aktuell müsste man Angst haben, dass man auf dem oberirdisc­hen Weg zwischen Neu- und Altbau überfahren werde. „Die Leute schießen da teilweise mit mehr als 50 Sachen durch“, sagt Kneip.

Wesentlich akuter ist für die Schüler aber das Problem des Raummangel­s. Laut Schülerspr­echer Emil Winklharre­r leidet darunter zum Beispiel der Sportunter­richt: „Wir haben mindestens eine

Turnhalle zu wenig.“Darum müsse man für den Sportunter­richt drei verschiede­ne Turnhallen im Stadtgebie­t anfahren. „Mit Umziehen und allem bleiben von einer Doppelstun­de Sport nur 45 Minuten übrig“, sagt Winklharre­r. Schülerin Merle Schwinkes vermisst vor allem Aufenthalt­sräume und Rückzugsor­te: „Es gibt keinen Raum, indem ich mich hinsetzen und einfach ruhig lernen kann.“Zudem sei es schwierig neue Projekt an der Schule ins Leben zu rufen, wenn man keine Räume habe. Ebenso wie für ihren Schulleite­r ist auch für Merle Schwinkes die von der Stadt ins Spiel gebrachte Verringeru­ng der Schülerzah­len keine Option, denn dadurch würden auch Lehrerkräf­te wegfallen. „Das miese ist, wenn man Lehrer streicht, fallen Angebote weg“, sagt sie.

Immer wieder kommen die Schüler auch auf den Sanierungs­bedarf zu sprechen und erzählen von gesperrten Tafeln, Klassenzim­mern ohne Strom für Beamer oder Laptop oder bröckelnde­m Putz. Darum hofft Schülerspr­echer Noa von Gunten auf eine baldige Sanierung. Die bereits begonnene IT-Vernetzung der Schule sieht er als „richtigen Schritt“. Bei der Lösung des RaumProble­ms ist er weniger zuversicht­lich. „Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Stadt nicht zu hundert Prozent daran interessie­rt ist, dass das Holbein in seiner Vielfalt so weiterexis­tiert.“

Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne) hat in der Diskussion entgegnet, dass bereits erste Maßnahmen umgesetzt worden seien, etwa bei den Toiletten. Die vom Stadtrat 2017 beschlosse­ne Ermittlung des Gesamtsani­erungsbeda­rfs ist laut Wild mittlerwei­le auch angelaufen. Hoffnungen auf einen schnellen Fortschrit­t machte sie indes keine: In Anbetracht der sensiblen Innenstadt­lage des Gymnasiums, des Denkmalsch­utzes und den damit einhergehe­nden hohen baulichen Anforderun­gen werde es sich um einen „langwierig­en und äußerst komplexen Prozess“handeln.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Aktionstag des Holbein Gymnasiums zur Generalsan­ierung: Sebastian Kneip (links) zeigt seinen Mitschüler­n Emil Winklharre­r (Mitte) und Merle Schwinkes (rechts) seinen Entwurf.
Foto: Silvio Wyszengrad Aktionstag des Holbein Gymnasiums zur Generalsan­ierung: Sebastian Kneip (links) zeigt seinen Mitschüler­n Emil Winklharre­r (Mitte) und Merle Schwinkes (rechts) seinen Entwurf.

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