Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer in Wörleschwa­ng bauen darf

Jetzt stehen die Kriterien für die Vergabe der Bauplätze im Baugebiet „An der Wiege II“fest. Was dem Zusmarshau­ser Rat besonders wichtig ist

- VON KATJA RÖDERER

Zusmarshau­sen Wörleschwa­ng wächst. Bald bekommen die 750 Einwohner im beschaulic­hen Dorf nördlich der Autobahn noch weitere Nachbarn. Das Baugebiet „An der Wiege II“zieht viele Interessen­ten an. Wer hier wohnen will und wer überhaupt Chancen auf einen Bauplatz hat.

Die Nachfrage ist groß. Vor allem Auswärtige erkundigen sich nach einem Bauplatz am Waldrand im Südosten von Wörleschwa­ng. Laut Gemeindeve­rwaltung sind gerade 200 potenziell­e Bauherren rund um Zusmarshau­sen und seine Ortsteile auf der Suche nach Baugrund. Von denen hätten sich 124 explizit nach dem Baugebiet „An der Wiege II“in Wörleschwa­ng erkundigt. 18 kommen auch aus dem Gemeindege­biet.

Von den insgesamt 27 Parzellen bieten 16 Platz für Einfamilie­nhäuser, auf acht Grundstück­en können Einfamilie­n- oder Doppelhäus­er gebaut werden und drei Parzellen stehen für Mehrfamili­enhäuser zur Verfügung. Sechs Parzellen sollen als vergünstig­tes Bauland vergeben werden, 14 werden nach dem festgesetz­ten Verkehrswe­rt angeboten und bei zwei Parzellen kommt es auf das Konzept des Bauherren an. Die vier Filetgrund­stücke werden an den Meistbiete­nden, also nach Gebot verkauft. Die Preise für die Bauplätze sollen in den nächsten Tagen beschlosse­n werden. Josef Reitmayer gestand: „Wir wissen, dass es keine Schnäppche­npreise sind.“

Wer ein Grundstück auf den 18.000 Quadratmet­ern zum festgesetz­ten Verkehrswe­rt oder gar vergünstig­t bekommen will, darf kein Wohneigent­um oder ein bebaubares Grundstück besitzen. Die Einkommens­grenze liegt bei 100.000 Euro pro Paar, das Vermögen sollte 175.000 Euro nicht übersteige­n. Wie in anderen Neubaugebi­eten auch, gibt es ein Punktesyst­em. Pro Kind bekommt ein Bauherr zehn Punkte, mehr als 30 gibt es für das Kinderhabe­n aber nicht. Wer einen pflegebedü­rftigen Angehörige­n versorgt, erhält dafür je nach Pflegegrad zwischen zehn und 20 Punkte. Bauherren, die in Zusmarshau­sen wohnen, bekommen pro Jahr sechs Punkte angerechne­t, maximal sind es 30 Punkte. Wer im Ort einen Job hat, darf sich vier Punkte pro Jahr gutschreib­en, maximal sind hier 25 möglich. Bonuspunkt­e gibt es auch für ehrenamtli­che Arbeit in einem Verein oder in einer Hilfsorgan­isation: Pro Jahr sind vier Punkte anrechenba­r, höchstens 20 sind dafür zu haben.

Ortsansäss­ige haben also ganz gute Chancen auf einen Bauplatz in ihrer Heimat, wenn es nach dem Punktesyst­em geht. Trotzdem trieb beispielsw­eise Wolfgang Herkommer (FWV) die Sorge um, dass gerade die jungen Leute im Ort nicht zum Zuge kommen könnten, weil ihnen vielleicht noch das Geld fehlt. Das hätten sie in ein paar Jahren womöglich, aber dann gebe es wieder keine Bauplätze, gab er zu bedenken.

Sollte Zusmarshau­sen diesen jungen Menschen nicht einige Grundstück­e zurückhalt­en? Ein Baugebiet für Auswärtige wollte Wolfgang Herkommer vermeiden. Der Marktgemei­nderat entschied aber, keinen Baugrund zurückzuha­lten. Auch, weil es für so einen Verkauf nie den richtigen Zeitpunkt gebe, wie Hubert Kraus (CSU) erklärte. Es würde immer junge Leute geben, die erst in ein paar Jahren ein Haus bauen wollen, sagte er.

Mit den vier Filetgrund­stücken, die an die Meistbiete­nden verkauft werden sollen, wolle Zusmarshau­sen den Marktwert der Grundstück­e ermitteln, hieß es. Aber nicht nur. Zeitgleich schaffe die Gemeinde sich damit mehr finanziell­en Spielraum für die Grundstück­e, die vergünstig­t angeboten werden sollen, erklärte Walter Aumann. Harry Juraschek (BLZus) bemängelte, dass die größten und schönsten Flächen dadurch den Reichen und Schönen vorbehalte­n blieben. Außerdem befürchtet­e er, dass mit dieser Vergabe nach Gebot die Preise auch für andere Baulücken in der Marktgemei­nde steigen würden.

Bei den beiden Parzellen, die nach Konzept vergeben werden, entscheide­t die Idee darüber, wer bauen darf. Marcus Bermeiting­er zählte auf, dass hier beispielsw­eise Platz sei für energieeff­iziente Bebauung, innovative Wohnkonzep­te oder Wohngemein­schaften. Barrierefr­eies Bauen, Tiefgarage­n, Gemeinscha­ftsräume – all das sei auf diesen zwei Flächen, die auch zusammenge­legt werden können, vorstellba­r. Wichtig ist der Marktgemei­nde, dass ein Drittel der Wohnungen zur Miete genutzt wird.

Mit zwei Gegenstimm­en der Bürgerlist­e Zusmarshau­sen wurden die Richtlinie­n verabschie­det. In der Sommerpaus­e sollen nun die Fragebögen an die Interessen­ten verschickt werden, sodass im Herbst mit den Vergaben begonnen werden kann. Die Ausschreib­ung soll im August stattfinde­n.

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Foto: Michael Kalb (Archivbild) Neben dem Neubaugebi­et „An der Wiege I“soll in Wörleschwa­ng ein neues Wohngebiet entstehen.

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