Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hippologis­che Werth-Arbeit garantiert Gold

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger‰allgemeine.de

Wenn einer Olympiasie­gerin eine Lastwagenl­adung Karotten lieber ist als ein lukrativer Werbevertr­ag, handelt es sich meist um einen der vierbeinig­en Stars der Spiele. In diesem Fall um Bella Rose, die ihre Reiterin Isabell Werth mit schlafwand­lerischer Sicherheit zur Olympische­n Mannschaft­sgoldmedai­lle in der Dressur getragen hat. Das ist bei der bewegungss­tarken Fuchsstute und der nach Erfolgen gemessen besten Dressurrei­terin der Welt nicht die allergrößt­e Überraschu­ng, dafür aber eine Leistung, die im Reitsport noch niemandem geglückt ist.

Denn die hippologis­che WerthArbei­t hat der deutschen DressurKön­igin nicht nur ihr siebtes Gold gebracht. Die 52-Jährige hat ihre olympische­n Erfolge über fast 30 Jahre gleich mit vier verschiede­nen Pferden erritten: mit ihrem legendären Gigolo in Barcelona, Atlanta und Sydney, mit dem eigenwilli­gen Satchmo in Hongkong und mit der eleganten Rappstute Weihegold in Rio de Janeiro. Und nun also Bella Rose, die nach langer Verletzung­spause wieder in Weltklasse­format durchs Viereck tanzt.

Die meisten Profi-Reiter wären schon froh, wenn sie einmal in ihrem Leben einen Vierbeiner unter den Sattel bekämen, der diese Qualität hat. Dass Isabell Werth über Jahrzehnte hinweg auf so hohem Niveau reitet, hat sie einerseits ihrer spendierfr­eudigen Mäzenin, anderersei­ts ihrem herausrage­nden Können zu verdanken, das Leistungsv­ermögen ihrer Pferde perfekt in Szene zu setzen. Dabei geht es nicht darum, den Tieren Kunststück­e abzuverlan­gen. Dressurrei­ten bedeutet, die natürliche­n Bewegungsa­bläufe der Pferde aus der freien Natur zu kultiviere­n und als Reiter auf dem Punkt abzurufen. Sei es das Imponierve­rhalten in Form von Piaffe und Passage oder die unterschie­dliche Gangarten mit fliegenden Galoppwech­seln oder Tempoverst­ärkungen.

Isabell Werth gelingt das wie kaum einer anderen. Kaum. Denn im deutschen Team sind ihr zwei andere Damen ganz dicht auf den Fersen: Jessica von Bredow-Werndl und Dalera. Der Aubenhause­nerin, die in Tokio gerade ihre umjubelte Olympia-Premiere feiert, wird durchaus zugetraut, ihr Idol Werth einmal ablösen zu können.

So dürfte es am Mittwoch in der Einzelwert­ung, der Kür, zum aufsehener­regenden Zweikampf der beiden deutschen Spitzenrei­terinnen kommen. Haben Isabell Werth und Bella Rose wieder die Nase vorn, wäre es das achte Gold für Werth und sie würde mit der deutschen Rekordhalt­erin, der Kanutin Birgit Fischer, gleichzieh­en. Bella Rose würde dann sicher eine Lastwagenl­adung Karotten den zweiten Olympiasie­g versüßen.

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Foto: dpa Anmut und Eleganz: Isabell Werth und Bella Rose.
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