Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Festtag für Greifswald
Das Kribbeln beim Oberligisten ist vor dem Pokalspiel gegen den Bundesligisten FC Augsburg groß. So möchte der neue Trainer Martin Schröder die Partie angehen
Nur keine Unruhe aufkommen lassen. Die Aufregung dürfte ohnehin groß genug sein. Deshalb ist es Martin Schröder wichtig, vieles so normal wie möglich zu halten. Martin Schröder ist Trainer beim Oberligisten Greifswalder FC. In einer Woche wird die Saison starten, die Norddeutschen wollen in die Regionalliga aufsteigen. Bevor aber der Kampf um Punkte beginnt, geht es im DFB-Pokal gegen den FC Augsburg. Ein hochklassiger Gast im Volksstadion, das gab es seit 25 Jahren nicht. Damals unterlag der Vorgängerverein Greifswalder SC in der ersten Pokalrunde Zweitligist Unterhaching mit 0:3.
Das Kribbeln ist in der Stadt zu spüren. Oberbürgermeister Stefan Fassbinder von den Grünen war am Montag im Training. Besuch bei der Mannschaft, ähnlich wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel bei großen Turnieren gerne bei der Nationalmannschaft macht. Ein paar aufmunternde Worte. In der Stadt hängen Plakate mit der Aufschrift: „Wir sind Greifswald, wir sind der
GFC.“Es ist ein wichtiger Tag für die 60000-Einwohner-Stadt. 4000 Zuschauer werden erwartet, 200 davon aus Augsburg. In der Oberliga kommen im Schnitt 350 Fans. Für den Klub ist das Spiel in der ersten Hauptrunde eine große Herausforderung. Viel muss organisiert werden, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) macht strenge Vorgaben. Der FC Augsburg hat dagegen keine Sonderwünsche. „Die Zusammenarbeit ist sehr angenehm“, sagt Tobias Gürtler vom Greifswalder FC.
Klar ist aber: Geschenke werden die Gäste aus der Bundesliga nicht verteilen. Alles andere als ein klarer Sieg wäre eine Überraschung. Das weiß auch Martin Schröder. Er hat das Traineramt vor dieser Saison übernommen. Sein Vorgänger war Roland Kroos, der Vater der beiden Fußballprofis Toni und Felix. Kroos ist nun Sportdirektor, er kümmert sich verstärkt um die Kaderplanung. „Wir wollen unsere Strukturen weiter professionalisieren“, erklärt Schröder diesen Schritt. Sechsmal in der Woche bittet er seine Jungs zum Training, das sind Bedingungen eines Profivereins. Viele Studenten sind in der Mannschaft, aber auch Berufstätige, die ihren Alltag so gestalten, dass sie möglichst oft dabei sein können.
In der Woche vor dem Pokalspiel ist alles wie immer. Die Trainingseinheiten finden wie geplant statt, alles ausgerichtet auf den Ligastart in einer Woche. Auch am Spieltag selbst wird alles wie gewohnt sein. Also keine Nacht im Hotel zuvor, wie es Bundesligisten gerne machen. „Das bringt bei uns nur Unruhe“, sagt Schröder. Er will seine Spieler nicht zu sehr belasten. Sie sollen den Tag und das Spiel genießen. Und was ist das Ziel? „Ich wäre schon zufrieden, wenn wir ein Tor schießen und unsere Stärken zeigen können“, sagt der Greifswalder Trainer. Die werden wohl am Samstag im Umschaltund schnellem Konterspiel liegen. All zu viel Ballbesitz wird der Außenseiter nicht haben.
Für den Trainer war es eine ungewöhnliche Woche. Er musste viele Interviews geben. Fürs Fernsehen und für Zeitungen. Die Aufmerksamkeit ist dank des Bundesligisten groß. Für Schröder wird es das erste Pflichtspiel als Greifswalder Trainer sein. Ein gutes Gefühl wolle er für sich und seine Mannschaft aus dem Spiel mitnehmen. Zur Vorbereitung hat er sich mit seinem Trainerteam die Testspiele des FCA angeschaut. Videostudium hat auch sein Gegenüber Markus Weinzierl betrieben. Der FCA geht die Partie seriös an. „Wir werden die Mannschaft auf die Gegebenheiten vorbereiten und das Spiel zu 100 Prozent ernst nehmen“, sagt der Augsburger Trainer.
Der Greifswalder FC kann fast in Bestbesetzung antreten. Nur Velimir Jovanovic ist leicht angeschlagen. Der 36-Jährige spielte bereits für Energie Cottbus in der zweiten Bundesliga. Ronny Garbuschewski hat sogar schon Erstligaerfahrung. Der 35-Jährige bestritt sieben Partien für Fortuna Düsseldorf. Sie sind die beiden Routiniers im sonst jungen Team. Der Altersdurchschnitt liegt bei knapp über 24 Jahren.
Elfmeterschießen hat Schröder nicht trainieren lassen. „Für den unwahrscheinlichen Fall werden wir schon fünf finden, die den Ball ins Tor hauen“, sagt der Trainer. Soweit möchte es der FCA aber freilich nicht kommen lassen.