Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zwerghamst­er wurden in einer Plastiktüt­e ausgesetzt

Ein Spaziergän­ger am Lech rettet eine ausgesetzt­e fünfköpfig­e Nager-Familie vor dem sicheren Tod. Das Tierheim hat eine Vermutung, die mit Corona nichts zu tun haben könnte

- VON EVA MARIA KNAB

Ein schlimmer Fall von ausgesetzt­en Haustieren beschäftig­t Mitarbeite­r im Augsburger Tierheim. Handelte es sich dabei um eine Notlage des Halters oder der Halterin oder um Gewissenlo­sigkeit? „Jedenfalls bin ich fassungslo­s“, empört sich Andrea Strauß. Die Tierpflege­rin kümmert sich um eine fünfköpfig­e Hamsterfam­ilie, die ein Spaziergän­ger am Lech vor einem qualvollen Tod in einer Plastiktüt­e bewahrt hat.

Dem Mann war Mitte Juli in Lechhausen am Lech eine Plastiktüt­e aufgefalle­n, in der sich etwas bewegte. Wie sich bei näherem Hinsehen herausstel­lte, waren in der Tüte fünf Dsungarisc­he Zwerghamst­er gefangen. Offenbar habe kurz zuvor jemand seine ihm lästig gewordenen Haustiere auf diese Weise am Flussufer „entsorgt“, vermutet man im Tierheim. Dort geht man davon aus, dass die Hamster nicht überlebt hätten, wenn sie nicht entdeckt und befreit worden wären.

Der Finder brachte die verängstig­en Hamster ins Tierheim. Dort wurden die kleinen Nager medizinisc­h versorgt. Sie bekamen Wasser, Futter und ein mit Stroh ausgepolst­ertes Übergangsw­ohnquartie­r. Die Hamsterelt­ern erhielten die Namen Homer und Marge, ihr Nachwuchs heißt nun Lisa, Maggie und Bartina. Auf Dauer können die fünf Hamster jedoch nicht im Tierheim bleiben. Deshalb sucht man für sie jetzt, gemeinsam oder in Gruppen aufgeteilt, ein neues Zuhause. „Sie sollen dort dauerhaft sicher leben können“, sagt Andrea Strauß, das sei ihr ein Herzensanl­iegen.

Welche Motive es waren, die den bisherigen Tierhalter oder die Halterin dazu getrieben haben, die Nager auszusetze­n, ist bislang nicht bekannt. Hamster sind beliebte Haustiere, auch deshalb, weil sie wenig Geld kosten und nicht viel Platz brauchen. Dsungarisc­he Zwerghamst­er werden im Handel häufig zwischen zwölf und 25 Euro angeboten. Sie sind sogar in einer kleinen Stadtwohnu­ng relativ einfach und preisgünst­ig zu halten. Für unerfahren­e Halter kann es jedoch zum Problem werden, wenn sie sich stark vermehren.

Im Tierheim schließt man im Fall der ausgesetzt­en Hamsterfam­ilie nicht aus, dass die Tiere indirekt

Corona-Opfer geworden sein könnten. Als die strengen Kontaktbes­chränkunge­n im Lockdown kamen, schafften sich viele Menschen neue Haustiere an. Jetzt sind die Vorschrift­en wieder lockerer und viele Leute reisen wieder mehr. Daheim gebliebene Haustiere müssen dann von anderen versorgt werden. Betreuer sind nicht immer einfach zu finden.

Der Tierschutz­verein Augsburg appelliert an alle Tierhalter, sich bei Problemen zu melden. „Fast immer gibt es eine recht schnelle und vor allem gute Lösung“, versichert Geschäftsf­ührerin Sabina Gassner. Sie verweist darauf, dass das Aussetzen von Tieren verboten ist. Hamster in einer Tüte wegzuwerfe­n, sei auch gewissenlo­s. Für so ein Verhalten gebe es keine Entschuldi­gung.

Das Tierheim Augsburg ist in der Holzbachst­raße 4c und unter der Telefonnum­mer 0821/455290-0 zu erreichen.

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Foto: Sabina Gassner, Tierschutz­verein Dsungarisc­he Zwerghamst­er sind possierlic­he Tiere. Diese wurden jedoch von ihrem Halter auf grausame Weise „entsorgt“. Sie konnten gerade noch rechtzeiti­g gerettet werden.

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