Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gersthofen hofft auf Ende der Wasserchlorung
Kann die Stadt noch in diesem Jahr die Chlorung des Trinkwassers beenden? Der Stadtwerke-Geschäftsführer will die Hoffnung nicht aufgeben. So ist der derzeitige Stand
Gersthofen Chlorgeruch beim Zähneputzen oder Duschen – damit müssen die Gersthofer seit Oktober 2019 leben. Bis spätestens Ende des Jahres soll die vom Gesundheitsamt verordnete Chlorung beendet werden. Dies hofft Stadtwerke-Geschäftsführer Bernhard Schinzel. Im Stadtrat informierte er über den derzeitigen Stand bei der Sanierung des Wassernetzes. Allerdings muss die Stadt noch einige Hausaufgaben machen, die Hängepartie geht weiter.
Weil im August vor zwei Jahren Colibakterien festgestellt wurden, die Ursache aber nicht ausfindig gemacht werden konnte, wurde angeordnet, das Wasser zu chloren. Seitdem arbeitet die Stadt an der Sanierung des Netzes. Schinzel legte nun im Stadtrat einen Statusbericht vor, der aufzeigt, was bereits erledigt ist, und was noch zu tun ist. „Alle Maßnahmen sind inzwischen im grünen oder gelben Bereich“, sagte er. Allerdings stockt es teilweise noch bei den Hausanschlüssen. Bei jedem von ihnen muss der Hauseigentümer nachweisen, dass sie auf dem neuesten Stand sind und sichergestellt ist, dass kein Wasser zurück ins öffentliche Leitungsnetz fließen kann, wenn es einmal in einem Haus angelangt ist. Wenn diese Nachweise nicht vollständig vorliegen, kann die Chlorung nicht beendet werden.
Bei einer Überprüfung zu Beginn der Sanierung waren über 1500 Hausanschlüsse beanstandet worden. „Momentan haben 305 dieser Haushalte noch keine Stellungnahme im Anhörungsverfahren angegeben“, erklärte Schinzel. 52 seien noch komplett offen. „Nach dem 10. August melden wir die übrig gebliebenen dem Gesundheitsamt.“Dieses könnte dann Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten. Das dauere im Allgemeinen aber lange. Gegebenenfalls wird dann eine Ersatzvornahme angeordnet – also dass diese Anschlüsse erneuert werden und dies den Eigentümern in Rechnung gestellt wird.
„Weiter könnten noch einige Firmen problematisch werden“, fügte
Schinzel hinzu. Bei den Gewerbebetrieben genüge meist ein neues Ventil nicht, sondern es müssten teure und langwierige Arbeiten ausgeführt werden, weil oftmals Löschund Produktionsanlagen, die jetzt an einem gemeinsamen Anschluss hängen, mit einer neuen Verbindung zum Wassernetz versehen werden müssen. „Aber wenigstens sagt keine Firma mehr, dass dort nichts gemacht werden soll“, so Schinzel weiter. Hier wollte Frank
Arloth (CSU) wissen: „Gibt’s eine zeitliche Prognose, wann dieses Thema erledigt sein wird?“Schinzel wollte sich nicht festlegen: „Wir wollen das Ziel nicht aus den Augen verlieren, noch dieses Jahr aus der Chlorung herauszukommen.“
Und so sieht es bei den weiteren Aspekten des Sanierungskonzepts aus: Die Prüfung der Regenwasserund der Brunnenanlagen ist abgeschlossen. Hier muss sichergestellt sein, dass das daraus gewonnene
Wasser keinesfalls ins städtische Leitungsnetz kommen kann. Bei der Sanierung des Wasserwerks will man Schinzel zufolge in diesen Tagen fertig sein. Hier waren Arbeiten am Saugbehälter, der Hydraulik, der Aufbereitungsanlage und der Netzdruckanlagen erforderlich.
„Beim Rückbau der Totleitungen sind wir einen großen Schritt weitergekommen“, so Schinzel. Betroffen sind hier 131 Grundstücke, circa 125 davon werden zurückgebaut, weil derzeit keine oder nur mittelfristig Bebauung geplant ist. Bei sechs Grundstücken wird gebaut: „Hier werden die Leitungen als Hausanschlüsse ausgeführt.“Rund 70 seien bereits erledigt, rund 50 noch offen. Diese Maßnahme soll bis Ende September beendet sein. Bis September dauert noch die kurzfristige hygienische Sanierung des Druckpumpwerkes Peterhof, die des Druckpumpwerks Weidenlohe soll Ende August fertig sein. Ab Oktober soll die zweite Wasserkammer des Hochbehälters Katharinenberg saniert werden. „Da ein Behälter bereits saniert ist, ist die rechte Kammer in der Schwachlastzeit im Herbst nicht mehr chlorungsrelevant.“Schinzel rechnet bis spätestens April 2022 mit der Inbetriebnahme. „Es geht voran“, kommentierte Frank Arloth den Bericht. „Der lang andauernde Rückbau der Totleitungen macht mir allerdings Sorgen.“Der zweite Geschäftsführer der Stadtwerke Gersthofen, Kersten Kerl, machte Hoffnung, dass auch die Hauseigentümer, die ihre Anschlüsse bis dato nicht prüfen ließen, dies nachholen werden. „Mit den Anhörungsbögen wird der Druck auf die Kunden größer.“