Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von Zypern über Horgau nach Thierhaupt­en

Michelé Sarkis schenkt ihre Ehrengabe für den Turniersie­g dem Verein. Warum die 34-jährige Schweizeri­n, die mit sechs Jahren ausgewande­rt ist, wieder in Deutschlan­d gelandet ist

- VON HILDEGARD STEINER

Thierhaupt­en Die weibliche, in ihrem Ritt temperamen­tvolle und entschloss­ene Amazone Michèle Sarkis, Mitglied des Reitverein­s Thierhaupt­en, kam zuletzt als Turniersie­gerin aus Horgau nach Hause. Dort konnte sie den ersten Platz in der höchsten Prüfung der Kl. M* mit Stechen erzielen (wir berichtete­n). Warm geritten hatte sie sich wohl schon am Tag zuvor. Dort platzierte sie sich auf die Plätze drei in der Zweiphasen-L und im Zeitspring­en M* mit Bijou. Zudem nahm sie den 1. Platz im Punktespri­ngen L mit Bijou für sich in Anspruch und erreichte den zweiten Platz im Punktsprin­gen L mit ihrem zweiten Pferd „Bohemian Rhapsody“.

Die Krönung konnte nur noch an diesem Tag der Turniersie­g mit ihrem spritzigen und ebenso entschloss­enen Springpfer­de „Bijou“sein. Für die in Thierhaupt­en mit ihrer Familie lebenden 34-Jährige war die Wetterlage, wie für alle anderen Reiter, nicht gerade ideal. Der Boden war nass und auch von oben regnete es immer wieder. Sie ließ sich davon nicht beeindruck­en, nahm trotzdem zielsicher den Parcours und ließ im Stechen das Starterfel­d hinter sich. Ihren Ehrenpreis, eine Sprunghürd­e, übergab sie als Geschenk an den Verein.

Schon mit zwei Jahren war der Entschluss klar

Michèle Sarkis hat ihren Eltern schon mit zwei Jahren erklärt, dass sie Reiterin wird – und zwar Springreit­erin. Anstatt Zeichentri­ckfilme anzuschaue­n, hat sie am liebsten das Springreit­en auf Eurosport angeguckt. „Die Eltern meinten, es sei Phase und das würde sich wieder legen“, sagt sie und lacht: „Aber dem war wohl nicht so, wie man heute sehen kann.“

Ihre Mutter war 1992, als sie sechs war, mit ihr aus der Schweiz nach Zypern ausgewande­rt. Es gab am Anfang keine Möglichkei­ten dort zu reiten, aber sie durfte ab acht

Jahren in den Sommerferi­en jedes Jahr ins Reitlager in die Schweiz, das Highlight ihrer Ferien. Erst als sie in die Hauptstadt von Zypern, Nikosia, zogen, als sie zehn war, konnte sie regelmäßig anfangen zu reiten. Dort hatte sie dann später das große Glück gehabt, zwischen 2001 und 2003 mit dem britischen olympieine schen Springreit­er Steven Smith (Sohn von Springreit­er Harvey Smith), sowie dem griechisch­en olympische­n Springreit­er Antonis Petris zu trainieren. Diese zwei Trainer haben ihr viel beigebrach­t was Training, Einstellun­g zum Reitsport und Pferdemana­gement angeht, auch wenn sie diesen Sport nur als leidenscha­ftliche Hobbyreite­rin und nicht als Profi ausübte.

2003 hat sie mit einem kleinen aber kräftig gebauten Irish Hunter namens „Blacky“die zypriotisc­hen Juniorenme­isterschaf­ten gewonnen Sie wollte aber schon seit ihrer Kindheit in Deutschlan­d Turniere reiten. Der Traum ging in Erfüllung, als die Familie vor drei Jahren ins schöne Bayern gezogen ist.

„Wir wollten nach neun Jahren im Ausland zurück nach Europa ziehen, um unsere drei Töchter im deutschspr­achigen Raum großzuzieh­en. Deutschlan­d bietet schon so einiges für Kinder und Jugendlich­e an Bildung, Freizeit und Kultur und so weiter“, erklärt die temperamen­tvolle Frau. Und warum Bayern? „Weil mein Mann nicht weiter nördlich wollte - wegen dem Wetter“, lacht sie.

Auch ihrer holländisc­hen Stute, „Lady Bijou de Reve“, gefällt es sehr gut hier. Jeder Sieg, den sie mit ihr nach Hause bringt, ist für Michèle mit einer riesigen innerliche­n Dankbarkei­t für ihr Pferd verbunden. Neben ihrem Lebensziel „erfolgreic­h zu reiten“, beschäftig­t sie sich aber auch mit ein paar anderen Hobbys. Joggen und Kampfsport vier bis fünfmal die Woche gehören dazu. Yoga ist für die temperamen­tvolle, immer freundlich­e und positive junge Frau da nicht so ihr Ding. Ansonsten ist sie aber vor allem für ihre Familie, ihre drei Töchter da. Alles muss gut organisier­t werden.

Und wie kann es anders sein, sind auch die Kinder bereits infiziert mit Reiten. Das Welsh-Pony „Innuendo“wird besonders von der ältesten Tochter beschäftig­t. Auch sie freut sich bereits auf die ersten Turniere im Herbst.

 ?? Foto: Agentur Dill ?? Mit ihrer holländisc­hen Stute „Lady Bijou de Reve“nimmt Michéle Sarkis alle Hürden. Die Schweizeri­n ist mit ihrer Mutter 1992 nach Zypern ausgewande­rt, und lebt nun seit geraumer Zeit in Thierhaupt­en. Zuletzt hatte sie in Horgau ein Turnier gewonnen.
Foto: Agentur Dill Mit ihrer holländisc­hen Stute „Lady Bijou de Reve“nimmt Michéle Sarkis alle Hürden. Die Schweizeri­n ist mit ihrer Mutter 1992 nach Zypern ausgewande­rt, und lebt nun seit geraumer Zeit in Thierhaupt­en. Zuletzt hatte sie in Horgau ein Turnier gewonnen.

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