Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Bei Euch ist doch alles da“
Was treibt Camper und Camperinnen in den Wohnmobilpark nach Wertingen? Ein Paar aus Landsberg verrät es. Und Betreiber Harald Molle erläutert, wie es in der zweiten Corona-Saison am Stellplatz in der Zusamstadt läuft
Wertingen Es ist ein typischer Morgen in diesem Sommer mit seinem durchwachsenen Wetter. Ein paar Tropfen fallen vom Himmel, dann lässt sich wieder die Sonne blicken. Im Wohnmobilpark in Wertingen ist am Donnerstagvormittag noch wenig Betrieb. Dort sind Wohnmobile aus Offenbach, Riedenburg und dem Kreis Dillingen geparkt. Harald Rauschmayr und Edith Zellner hat es aus Landsberg ins Zusamtal gezogen. Und dies nicht das erste Mal, wie der 61-Jährige berichtet. „Wir können derzeit nicht länger verreisen, deshalb sind wir jetzt zum dritten Mal auf diesen Stellplatz nach Wertingen gekommen“, sagt Rauschmayr. Dem Landsberger Paar gefällt der Wohnmobilpark in der Straße Am Bahnhof. Es gebe eine Grünfläche vor dem Stellplatz, da könne man die Stühle rausstellen. Dass gegenwärtig nebenan gebaut wird und ein wenig Baulärm zu hören sei, störe ihn nicht, sagt der Landsberger. Die Region habe viel zu bieten.
Edith Zellner und Harald Rauschmayr genießen den Aufenthalt im Zusamtal. „Es ist doch alles da bei Euch“, sagt der Landsberger, der die Region bereits vor Jahrzehnten während seiner Grundausbildung als Wehrpflichtiger in der Dillinger Luitpoldkaserne kennengelernt hat. Die Radeltouren ins Donauried und ins Zusamtal haben es dem Camper und der Camperin angetan. Die „Sträßla“seien meistens schön eben, und in der Bäldleschwaige sind die beiden Urlauber eingekehrt. Wertingen sei wirklich „ein schönes Städtle“, die Zusaminsel habe Flair, die Geschäfte und Gaststätten seien einladend. Der Baumarkt sei gleich neben dem Wohnmobil-Stellplatz, „und im Pavillon haben wir auch
gefrühstückt“. Wenn das Wetter mitspielt, stehe vielleicht ein Besuch im Wertinger Freibad an, sagt Rauschmayr.
Im Wohnmobil des Paares schaut es aus wie in einem Wohnzimmer. Die Schränke sind aus edlem Holz, an den Fenstern hängen Gardinen. „Früher bin ich mit dem Motorrad und dem Zelt unterwegs gewesen“, blickt Edith Zellner zurück. Heute brauche sie es ein bisschen bequemer. Vor dem Start von Freizeitaktivitäten genießen die Camper eine Tasse Kaffee.
Für Rauschmayr, der inzwischen das Berufsleben hinter sich gelassen hat, sind es „die Ruhe und das Geschon fühl der Freiheit“, die ihn am Camper-Dasein faszinieren. Und der Wohnmobilpark in Wertingen und das Umland erfüllen dabei ganz offensichtlich seine Erwartungen.
Den Stellplatz betreiben Harald und Maria Molle. Die erste CoronaSaison, in der dreieinhalb Monate geschlossen war, sei noch überraschend gut gelaufen, sagt der Wertinger. In der zweiten Corona-Saison sei nicht das durchwachsene Wetter das Problem, erläutert Harald Molle. Es sei der Dreiklang von „geimpft, getestet, genesen“, der ihm und seiner Frau das Leben schwer macht. Denn wer nicht geimpft, negativ getestet oder genesen sei, dürfe sich nicht im Wohnmobilpark aufhalten. „Ein Camper hat mir erst jetzt wieder gesagt, dass er das nicht mitmache – und ist wieder gefahren“, berichtet Molle. Vielen Campern und Camperinnen sei das Einhalten dieser Vorschriften zu umständlich.
Erst im Juni haben Harald und Maria Molle in diesem Jahr ihren Wohnmobilpark geöffnet. Er hoffe, dass die Saison noch ein gutes Ende nimmt, sagt der Wertinger. Das Wetter spiele dabei eine untergeordnete Rolle. Richtige Camper und Camperinnen interessiere das nicht so sehr, sie seien auch bei Regen aktiv. An Wochenenden sei im Übrigen meist viel mehr los, informiert Molle, der selbst ein begeisterter Camper ist und zusammen mit seiner Frau die Einrichtung in Wertingen nebenberuflich betreibt.
Den Zusamstädter freut es immer wieder selbst, wenn Gäste Wertingen und sein Umland als sehr schön empfinden. „Da ist Leben in der Stadt, es gibt keine leeren Schaufenster wie anderswo“, stellt Molle fest. Und es gebe viele schöne Radwege, die bei den Besuchern und Besucherinnen viel Zuspruch finden.
Es ist Harald Molle anzumerken, dass er den Stellplatz zusammen mit seiner Frau mit viel Herzblut betreibt. „Wir sind nicht ehrenamtlich in Vereinen engagiert“, sagt Harald Molle, „aber das ist unser Beitrag für Wertingen.“Denn die Stadt profitiere von diesem Wohnmobilpark.