Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schulen müssen öffnen

- VON SARAH RITSCHEL

sari@augsburger‰allgemeine.de

Stunden eingesperr­t: Auf

gibt es hunderte Videos, in denen Influencer sich solchen Mutproben stellen. Die Filmchen sammeln zehntausen­de Klicks – besonders unter Jugendlich­en. In der Corona-Krise fühlten sich viele von ihnen selbst isoliert, allein im Kinderzimm­er, ohne Freundinne­n und Freunde, ohne Schule. Monatelang waren sie nach Hause verbannt – und haben buchstäbli­ch verlernt, wie man miteinande­r umgeht, wie man sich in einer Gruppe gegenseiti­g unterstütz­t. Stattdesse­n verlagerte sich ihre

Welt ins Internet.

Für das Problem gibt es nur eine Lösung: Die Schulen müssen im Herbst öffnen. Sonst entsteht eine ganze Generation mit Sozialdefi­zit.

Gerade an der Mittelschu­le tun Lehrkräfte mehr als Wissen zu vermitteln. Viele Schülerinn­en und Schüler haben Lernschwie­rigkeiten, kaum Hilfe von zu Hause. Nicht wenigen fehlt der Antrieb, ihren Alltag von sich aus sinnvoll zu nutzen. Lehrkräfte sind Ratgeber, Psychologi­nnen, Ersatzelte­rn, von denen man eher Tipps annimmt als von Mama und Papa. Diese Bindung hat lange gefehlt.

Ein großes Problem im Umgang mit der Krise an Schulen ist, dass nicht nur Jugendlich­e daran scheitern, sich in andere hineinzuve­rsetzen, sondern auch die Politik. Es reicht nicht, Prüfungen anzupassen. Für Jugendlich­e ist Schule mehr. Ein Beziehungs­geflecht, in dem sie werden, wer sie später sind. Und deshalb müssen Schulen wieder vertraute Orte sein. Eingesperr­t wähnten sich Jugendlich­e viel zu lange. Und leider war es in der echten Welt keine lustige Mutprobe.

Lesen Sie dazu den Artikel „Die Probleme drohen im Beruf“auf der zweiten

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