Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die mühsame Suche nach einem Jugendtreff
Haunstetten, Göggingen und der Bärenkeller brauchen seit Jahren Räume für Jugendliche. Doch die Suche gestaltet sich für die Stadt schwierig. Zumindest in einem Fall zeichnet sich jetzt eine Lösung ab
Gefühlt herrscht bei der Jugendarbeit im Süden von städtischer Seite seit Monaten Stillstand. Seit der Ersatzbau für den Jugendtreff Südstern auf dem Gelände des Roten Kreuzes in Haunstetten aufgrund von Anwohnerinteressen in letzter Sekunde gestoppt wurde, hört man zu diesem Thema nur noch wenig aus dem Sozialreferat. Doch im Hintergrund werde sowohl für Haunstetten als auch für Göggingen intensiv nach Standorten für einen Jugendtreff gesucht, sagen Sozialreferent Martin Schenkelberg und Jugendamtsleiter Joachim Herz. Dies gestaltet sich offenbar schwierig – nicht zuletzt, weil ein Treffpunkt für Jugendliche oft Ängste bei den Anwohnern hervorruft. Doch zumindest für Haunstetten scheint es jetzt eine Lösung zu geben.
„Die Suche nach einem Jugendtreff ist nicht trivial“, sagt der Sozialreferent. Mehrfach sei man vor Ort gewesen, um sich mögliche Standorte anzusehen. Doch bei genauerer Prüfung hätten die teilweise von Stadträten vorgeschlagenen Immobilien aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. „Wir nehmen die Suche sehr ernst“, sagt er.
2018 musste das Jugendhaus Südstern in Haunstetten schließen. Seitdem ist die Stadt auf der Suche nach neuen Räumen für die Jugendlichen. Private Immobilienbesitzer waren von der Idee eines Jugendtreffs in ihren Räumen nicht zu überzeugen. Dann wurde im Stadt
ein Neubau des Jugendtreffs auf dem Gelände des Roten Kreuzes beschlossen. Doch weil die Anwohner auf die Barrikaden gingen, beantragte die CSU-Fraktion zu prüfen, ob und mit welchen Kostenaufwand der Jugendtreff Südstern dauerhaft oder auch temporär in der ehemaligen Gaststätte des Haunstetter Hallenbades untergebracht werden könne.
Diese Prüfung ist nun abgeschlossen. Für das Hallenbad Haunstetten habe die Stadt ein Architekturbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, deren Ergebnisse seit Juni vorliegen, berichtet Joachim Herz. Grob geschätzt würde es 650.000 Euro kosten, die Räume so weit zu ertüchtigen, dass sie für ein Jugendzentrum geeignet sind. Angesichts der Diskussionen um die Zukunft des Hallenbades geht man von einer Nutzungsdauer von höchstens zehn Jahren für die Räume aus. Außerdem blieben auch nach der Studie etliche Planungsfragen offen, sodass in Gesamtbetrachtung aller Umstände das Hallenbad Haunstetten aus Sicht des Sozialreferates nicht infrage kommt.
Doch die Stadt habe jetzt Räume im Zentrum von Haunstetten im Auge, die erfolgversprechend aussehen, sagt Martin Schenkelberg. Um nicht wieder einen ähnlichen Reinfall wie beim BRK-Grundstück zu erleben, wolle man dieses Mal zuerst mit den Anwohnern sprechen, bevor der genaue Standort bekannt gegeben wird, sagt der Referent. Es handele sich um eine ehemalige Gasrat tronomie, die mit wenig Aufwand umgebaut werden könne. „Wir haben hier die Möglichkeit, mit begrenzten Mitteln eine Interimslösung zu schaffen“, sagt er. Schenkelberg geht davon aus, dass in den Räumen eine Nutzung von zwei bis drei Jahren möglich sei. „Diese Zeit werden wir nutzen, um eine dauerhafte Lösung zu finden.“Man wolle mit dem Projekt nach der Sommerpause beginnen, so Schenkelberg.
Auch in Göggingen ist das Hallenbad im Fokus des Jugendamtes. Im Gegensatz zu Haunstetten lägen in dem Stadtteil so gut wie keine Vorschläge für mögliche Jugendräume vor, sagt der Sozialreferent. Die leer stehenden Räume der Gaststätte im dortigen Hallenbad werden auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft der Gögginger Vereine und Organisationen (Arge) genauer betrachtet.
Auch hier erarbeite ein Architekturbüro ein Konzept, erklärt Jugendamtschef Herz. „In Göggingen ist im Hallenbad ein Jugendcafé angedacht“, sagt er. Dafür eigneten sich die Räume unter Umständen recht gut, insbesondere die frei zugänglichen Außenanlagen sprächen für eine Nutzung als Jugendtreff. Allerdings sei auch in Göggingen die Zukunft des Bades nicht geklärt, was die mögliche Nutzungsdauer eines Jugendcafés unsicher mache.
Im Bärenkeller wird seit Jahren über ein Jugendzentrum diskutiert. Der Stadtteil sei ein Stück weit zurückgestellt worden, weil die Kapazitäten des Sozialreferates nicht für alle Projekte gleichzeitig ausreichen, sagt Sozialreferent Schenkelberg. Allerdings sei man gerade dabei, bei den Jugendlichen abzufragen, welcher Bedarf im Stadtteil besteht. „Wenn wir wissen, was sich die Jugendlichen wünschen, können wir gezielter planen“, so der Referent.
Er appelliert an alle Anwohner künftiger Jugendtreffs, die Jugendlichen nicht von vornherein abzulehnen. „Als Stadtgesellschaft müssen wir Räume für unsere Jugendlichen schaffen – und es wird immer Nachbarn geben“, sagt Schenkelberg. Doch in jedem Jugendtreff gebe es Regeln und pädagogisches Personal, so dass niemand Angst haben müsse. „Vielleicht können die Anwohner und die Jugendlichen sogar voneinander profitieren“, hofft der Referent.