Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Landwirte hoffen auf sonnige Tage

Der verregnete Sommer hat den Rhythmus auf den Feldern durcheinan­dergebrach­t. Ertragsaus­fälle sind möglich. Doch mehr Sorge bereitet eine langfristi­ge Entwicklun­g

- VON FELICITAS LACHMAYR

Landkreis Augsburg Der viele Regen hat den Kartoffeln auf dem Acker von Andreas Deuringer zugesetzt. „Die Krankheits­gefahr ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr“, sagt der Bobinger Landwirt. Vor allem die Krautfäule – verursacht von einem feuchtigke­itsliebend­en Pilz – bereitet ihm Sorgen, denn sie könnte den Ertrag und die Qualität seiner Knollen erheblich mindern. „Ich kann im Moment nur warten und hoffen“, sagt Deuringer.

Auf einer Fläche von rund 100 Hektar – das entspricht etwa 140 Fußballfel­dern – baut er Kartoffeln an. Die meisten werden zu Pommes frites verarbeite­t, einen Teil verkauft Deuringer über einen Automaten direkt am Hof. Wie es um seine Kartoffeln in diesem Jahr steht, vermag der Bobinger Landwirt noch nicht zu sagen. Erst wenn die Knollen im Herbst geerntet und eingelager­t sind, werde sich zeigen, ob sie den Dauerregen gut überstande­n haben. „Das Lagerhaus verfügt über eine profession­elle Lüftungste­chnik, aber das ist keine Garantie gegen die Fäule“, sagt Deuringer.

Wie ihm geht es vielen Landwirten im Landkreis Augsburg. Denn das Wetter hat den Rhythmus auf den Feldern durcheinan­dergebrach­t. Während kühle Temperatur­en im Frühjahr die Aussaat oder Keimung verzögerte­n, machte der andauernde Niederschl­ag der vergangene­n Wochen eine Ernte fast unmöglich.

„Es gab zu wenig trockene Pha

sagt Axel Heiß, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg. Viele Getreidefe­lder seien noch nicht geerntet, obwohl die Pflanzen reif sind. Denn nicht nur das Getreide, auch der Boden müsse trocken sein. Ansonsten sind die Ackerfläch­en weniger tragfähig und die schweren Maschinen könnten Schäden hinterlass­en oder stecken bleiben. Das sei schon zur Ausbringun­g von Spritzmitt­eln problemati­sch gewesen, sagt Heiß. Alle Hoffnung liege nun auf den angesagten warmen Temperatur­en der kommenden Tage.

Das kann Landwirt Martin Mayr aus Kutzenhaus­en bestätigen: „Die Nerven liegen blank.“Drei trockene Tage würden schon reichen, um danach endlich dreschen zu können, sagt der Kreisobman­n des Bauernverb­andes. Es habe früher schon Temperatur­schwankung­en gegeben oder mal ein verregnete­s Jahr. Aber Mayr ist überzeugt: „Die Wetterextr­eme nehmen zu.“Und schon jetzt wagt er eine Prognose: „Eine Spitzenern­te wird es heuer sicherlich nicht, auch wenn es im Frühjahr danach aussah.“

Raps oder Wintergers­te konnten zum Großteil geerntet werden, wenn auch unter erschwerte­n Bedingunge­n. Nun steht neben Braugerste vor allem der Weizen an. Mit einer Anbaufläch­e von über 9700 Hektar zählt er zu den wichtigste­n Getreideso­rten im Landkreis und in der Stadt Augsburg. Insgesamt werden mehr als 53.800 Hektar landwirtsc­haftlich genutzt. Dem Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und

Forsten zufolge gibt es 1488 landwirtsc­haftliche Betriebe, davon 93 Ökobetrieb­e.

Einen hohen Anteil im Getreideba­u macht auch der Mais aus. Er wird auf 23 Prozent der landwirtsc­haftlichen Flächen angebaut und zunehmend auch für Biogasanla­gen verwendet. Zwar habe es heuer einen Entwicklun­gsrückstan­d von zwei bis drei Wochen gegeben, doch den habe die Pflanze wieder aufgeholt, sagt Axel Heiß vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Geerntet wird der Mais erst ab September, deshalb sei er vom Regen bislang weniger betroffen.

Das kann Johannes Pfänder von seinen Radieschen nicht behaupten. „Da hatten wir eine schlechte Saison“, sagt der Schwabmünc­hner Landwirt. Gerade bei Radieschen sei ein gleichmäßi­ger Rhythmus zwischen Aussaat und Ernte wichtig. Doch wegen des vielen Regens sei das kaum möglich gewesen. Auf seinem Bio-Hof bewirtscha­ftet Pfänder rund 58 Hektar, die Hälfte davon mit Feldgemüse.

Auch er sagt: „Diese lange und nasse Phase war eine Herausford­erung.“Die Pflege der Pflanzen und Unkrautent­fernung sei wegen der feuchten Böden schwierig gewesen. Zwar fällt seine Bilanz beispielsw­eise beim Wurzelgemü­se positiv aus. Doch die Haupternte stehe noch an. „Es wird vermutlich kein Spitzenjah­r, aber bis jetzt sind wir ganz zufrieden“, sagt Pfänder. Eine Prognose wagt er: Bei den Kartoffeln werde der Ertrag weniger.

Davon geht auch Landwirt Ansen“, dreas Deuringer aus. Denn schon das Anpflanzen im Frühjahr sei schwierig gewesen. Wegen der kühlen Temperatur­en im April hatte er die Kartoffeln später gepflanzt als üblich. Statt Sonne bekamen sie dann vor allem Regen ab. Mit dem feuchten Boden stieg das Risiko von Krankheite­n. Anhand erster Proben kann Deuringer schon jetzt sagen, dass der Ertrag niedriger ausfallen wird als im vergangene­n Jahr.

Obstbauer Ulrich Zott setzt derweil auf Schutzvorr­ichtungen wie Folientunn­el oder Hagelnetze, um größere Schäden zu vermeiden. Auf seinem Obsthof in Ustersbach hat er 16 verschiede­ne Obstsorten kultiviert, darunter Äpfel, Kirschen, Himbeeren oder Heidelbeer­en. Letztere lieben das nasse Wetter, erklärt Zott. Süßkirsche­n hingegen wären beim Dauerregen aufplatzt, hätte er sie nicht rechtzeiti­g mit Folien geschützt.

„Bis jetzt fiel die Ernte durchwachs­en aus“, sagt Zott. In diesem Jahr laufe nichts wie am Schnürchen. Ein Teil seiner Äpfel wurde vom Hagel in Mitleidens­chaft gezogen und eine Überdachun­g vom Unwetter beschädigt. „Das macht alles zusätzlich­e Arbeit“, sagt Zott. Aber man dürfe den Kopf nicht in den Sand stecken. „Wir verzeichne­n keine Spitzenert­räge, aber wenn es so bleibt und keine größeren Unwetter kommen, bin ich zufrieden“, sagt Zott. Und von einem ist er auch überzeugt: „Die kommenden Jahre werden nicht einfacher, denn die extremen Wetterverh­ältnisse häufen sich.“

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Foto: Marlene Weyerer Landwirt Andreas Deuringer aus Bobingen macht sich Sorgen um seine Ernte. Die Kartoffeln sollten zu dieser Jahreszeit bereits viel größer sein. Dass so viel Erde an den Knol‰ len kleben bleibt, zeigt, dass der Boden zu feucht ist.
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