Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dem Fußball bleibt Gabi Ott im Ruhestand treu

19 Jahre lang unterricht­ete Gabriele Ott an der Grund- und Mittelschu­le in Langweid. Nun ging sie in den Ruhestand. Doch einigen ihrer Passionen bleibt sie treu

- VON SONJA DILLER

Langweid 19 Jahre lang war „die Gabi“für ihr Team, war „Frau Ott“für die Langweider Schüler eine feste Größe. Nach 16 Jahren als Konrektori­n und drei Jahren als Rektorin der Grund- und Mittelschu­le, in der sie selber schon Schülerin war, hat sie sich zum 1. August in den Ruhestand verabschie­det. Was unter anderen Umständen schwergefa­llen wäre, hat Corona fast schon leicht gemacht. Und sie hat auch schon einiges vor im neuen Lebensabsc­hnitt.

„Ich war immer gerne Lehrerin und Mitglied der Schulleitu­ng, aber was die letzten eineinhalb Jahre gelaufen ist, das hat uns manches Mal über das Maß hinaus gefordert“, wundert sich Ott immer noch darüber, was Schüler, Eltern und Lehrkräfte bewältigt haben und möglicherw­eise wieder werden bewältigen müssen. Online- und Präsenzunt­erricht gleichzeit­ig. Notbetreuu­ng. Immer auf dem Sprung, welche Maßnahmen innerhalb kürzester Zeit umzusetzen waren. Sogar bei der passionier­ten Organisato­rin waren die Grenzen des Machbaren an so manchem Tag erreicht, erinnert sich Gabi Ott an hektische Wochenende­n, wenn mal wieder Anweisunge­n des Kultusmini­steriums am Freitag kamen und am Montag umgesetzt sein mussten.

Aber das ist jetzt vorbei. Einen Roman in Ruhe zu Ende lesen. Ausgiebige­s Schwimmen an langen Sommertage­n. Viel Zeit mit der Familie verbringen. Alles, ohne an den nächsten Schultag zu denken. Gabriele Ott gerät schon fast ins Schwärmen, wenn sie aufzählt, was alles ansteht. Obwohl sie am liebsten daheim in Affaltern ist, steht auch eine Reise auf dem Programm. In die Schweiz, wo sie Kindheitse­rinnerunge­n aufspüren möchte. Der Arbeitgebe­r des Vaters hatte seinen Angestellt­en Chalets im sonnenverw­öhnten Sion für die Ferien zur Verfügung gestellt. Von dort aus hat die Familie alle Schweizer Alpenpässe, die meisten „wunderbare­n Seen und Landschaft­en“gesehen. Die traditione­llen Augustfeue­r haben sie erlebt; Sommerferi­en, an die sie heute noch mit großer Freude denkt. Das wird sie sich noch einmal anschauen, wenn das Reisen wieder einfacher geworden ist. „Mein großer Wunsch.“

Bis es so weit ist, wird es der 64-Jährigen sicher nicht langweilig. Denn da ist schließlic­h auch noch ihre zweite große Leidenscha­ft neben dem Beruf: der Fußball. Noch in der Ausbildung an der Schule in Emersacker haben ihre Schüler sie mit auf den Fußballpla­tz geschleppt. Unbedingt müsse sie sich das Lokalderby gegen Heretsried anschauen, hatten die Schüler gebettelt. Beim Zuschauen ist es dann nicht geblieben. Die Heretsried­er haben sich die sportbegei­sterte Lehrerin gleich geschnappt und zur Schriftfüh­rerin gemacht. Die Pressearbe­it nahm sie in die Hand und 1994, als immer noch fast ausschließ­lich Männer das Sagen im Fußballver­band hatten, wählte man „die Gabi“zur Herren-Spielleite­rin für den Bezirk Schwaben im Bereich Augsburg Nordwest. Die erste Frau in diesem Job in ganz Bayern.

Auch in der Schule musste der Ball rollen. Im Bayerische­n Lehrerund Lehrerinne­nverband (BLLV) war sie Kreisvorsi­tzende und im Schulamtsb­ezirk Personalra­tsvorsitze­nde für die Lehrer der Grundund Mittelschu­len. Setzte sich ein, machte sich nicht immer nur beliebt bei den Vorgesetzt­en. Demonstrie­rte gegen die Einführung der sechsjähri­gen Realschule. Ein Konzept, das sie heute noch als Schaden für die Mittelschu­le und nicht hilfreich für die Entwicklun­g der Kinder sieht. Sie er- und durchlebte die Rechtschre­ibreform, das Ende der Teilhaupts­chulen, das Entstehen des Konzepts der Mittelschu­lverbünde, das ein Stück weniger Eigenständ­igkeit der Schulen bedeutete. Wieder wurde das Netzwerken wichtiger Bestandtei­l der Arbeit.

Mittendrin ist Gabi Ott immer noch gerne. Als Presserefe­rentin des Bezirks bleibt sie dem Fußball treu. Als Lektorin mitzuhelfe­n, Inhalte interessan­t zu vermitteln, das könnte sie sich auch gut vorstellen. Das Wohnhaus wird gerade für den neuen Lebensabsc­hnitt fit gemacht, auch dafür ist jetzt die Zeit. Eine komplette Vollbremse in den Ruhestand „von 1000 auf Null“, das schafft sie dann doch nicht, die ExRektorin, die nicht zuletzt wegen der sich selbst überholend­en Corona-Anweisunge­n für ihre „zeitnah“zu erfüllende­n Aufträge im Schulbetri­eb bekannt war. Aber ein bisschen ruhiger wird es sicher, wenn die ersten beiden Wochen Privatstre­ss nach der Pensionier­ung vorbei sind. Ganz bestimmt, ist sich Gabi Ott trotz nicht ganz einheitlic­her Einschätzu­ng ihres Umfelds sicher.

Sie kritisiert offen einige Entwicklun­gen im Schulberei­ch

 ?? Foto: Sonja Diller ?? 19 Jahre lang unterricht­ete Gabi Ott an der Grund‰ und Mittelschu­le in Langweid. Nun ging die Rektorin in den Ruhestand und hat einiges vor.
Foto: Sonja Diller 19 Jahre lang unterricht­ete Gabi Ott an der Grund‰ und Mittelschu­le in Langweid. Nun ging die Rektorin in den Ruhestand und hat einiges vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany