Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Trotz Corona: Friseurin schlägt sich durch
Mitten in der Pandemie eröffnete Eva Kaiser vor einem Jahr in Horgau einen eigenen Salon. So denkt sie heute nach vielen Erfahrungen über diesen Schritt
Horgau Wie die Zeit vergeht: Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass sich Eva Kaiser in Horgau ihren Traum vom eigenen Friseursalon erfüllt hat. Trotz Pandemie, trotz der vielen Einschränkungen. Diesen Schritt hat sie bis heute nicht bereut. Einige schlaflose Nächte habe ihr der Lockdown aber schon bereitet, gibt die fröhliche Unternehmerin zu.
Wie schwierig die Zeit war für Selbstständige, zeigen auch die Zahlen des Statistischen Landesamtes. Danach meldeten im ersten Halbjahr 2020, als der erste Lockdown verhängt wurde, im Landkreis Augsburg rund 1200 Unternehmer ein Gewerbe an, gleichzeitig gaben fast 1000 auf und meldeten es ab – und dann kam schon bald der zweite Lockdown.
Eva Kaiser erinnert sich: „Niemals habe ich damit gerechnet, dass wir im Herbst wieder schließen müssen.“Dennoch ist sie auch ein bisschen stolz darauf, so gut durch die Corona-Krise gekommen zu sein. So gut, dass sie neben ihren beiden Mitarbeiterinnen Lisa und Verena bereits jetzt schon Verstärkung sucht.
Auch an landesweiten Zahlen lässt sich trotz Corona ein Aufschwung im Vergleich zum Vorjahr ablesen. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, registrierten die bayerischen Gewerbeämter im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 54.183 Neugründungen und 32.173 vollständige Aufgaben von
Gewerbebetrieben. Damit übertraf die Zahl der Neugründungen im ersten Halbjahr 2021 den Vergleichszeitraum im ersten Halbjahr 2020 um 16,4 Prozent, bei der Zahl der vollständigen Aufgaben war im gleichen Zeitraum ein Rückgang um 4,7 Prozent zu verzeichnen. Dieses Bild zeigt sich auch bei den Zahlen für den Kreis Augsburg: mehr als
Anmeldungen im ersten Halbjahr und 970 Abmeldungen.
Zurück zu Eva Kaiser nach Horgau: Feuer gefangen für den Friseurinnenberuf hatte die gebürtige Wollbacherin schon als Kind. Sie wollte nie etwas anderes machen, als ihre Kunden mit einer neuen Frisur, einem perfekten Styling glücklich zu machen. Dabei legt sie großen Wert auf die Wünsche und nimmt sich viel Zeit für eine persönliche Beratung. Das ist ihr in Corona-Zeiten besonders schwergefallen, da die Leute Maske tragen müssen. Kaiser ist nicht glücklich darüber: „Ich muss das Gesicht sehen, damit ich meine Kundinnen und Kunden auch richtig beraten kann.“
Eva Kaiser zaubert nicht nur Far1500 be ins Haar, sondern auch auf Leinwände. In ihrer Freizeit malt sie abstrakte Bilder. Eines davon ist auch in ihrem Salon zu bewundern. Sie liebt ihren Garten und spielt, wenn es die Zeit zulässt, auch gerne Golf. Ihr größtes Hobby ist und bleibt jedoch ihr Beruf.
Warum gerade Horgau? „Die Gemeinde wächst und entwickelt sich sehr gut“, sagt die 50-jährige. „Das Haus ist für mich wegen der perfekten Lage ein Glücksgriff.“Unterstützung hat sie von Bürgermeister Thomas Hafner bekommen. „Ich habe gefragt, ob ich hier ein Geschäft eröffnen kann. Er war sofort begeistert und hat mir ein kleines Haus empfohlen.“Noch am selben Tag wurde Eva Kaiser mit der Eigentümerin einig und kaufte das alte Haus. Sie baute es komplett um und hat ihren Stil darin verwirklicht.
Nicht für alle, die in dieser Zeit den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, läuft es so gut. Manche Branchen sind besonders von Corona gebeutelt. Das spiegelt sich auch in Zahlen wider.
Bei den Neugründungen in einigen von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Wirtschaftsbereichen verzeichneten die bayerischen Gewerbeämter allerdings im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 folgende Rückgänge: Kunst, Unterhaltung und Erholung (-13,8 Prozent), Gastgewerbe (-12,0 Prozent), Reisebüros, -veranstalter und sonstige Reservierungen (-11,7 Prozent) sowie Erziehung und Unterricht (-6,7 Prozent).