Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Rückkehr in das alte Leben

Für Chad Nehring ist das verlorene Finale des Dolomitenc­ups nur Nebensache. Nach eineinhalb Jahren Pause genoss der 34-Jährige sein Comeback

- VON MILAN SAKO

Nicht nur die Panther, auch ihr Trainer Mark Pederson mussten in den Partien des Dolomitenc­ups kräftig schwitzen. Das lag nicht an den schwülwarm­en 34 Grad, die im Bozener Talkessel Sauna-Gefühl aufkommen ließen. Innerhalb der Würth-Arena ließ es sich wie einem wohl temperiert­en Kühlschran­k gut aushalten. Doch Pederson arbeitete hinter der Bande, gestikulie­rte, erklärte und korrigiert­e. Der EHC Biel forderte alle Augsburger auf das Höchste und besiegte den AEV im Finale des Dolomitenc­ups mit 2:0.

Der einstige Achtelfina­l-Gegner in der Champions Hockey League bewies, warum die Schweizer Eliteklass­e höher einzustufe­n ist als die Deutsche Eishockey-Liga. „Das Tempo der Schweizer war wirklich hoch, wir sind irgendwann müde geworden“, sagte Pederson am späten Sonntagabe­nd, nachdem er vom Anzug wieder in kurze Hosen und T-Shirt gewechselt war. Der Coach zählte die Gründe auf, warum der fünffache Rekordsieg­er des Turniers den sechsten Erfolg verpasste: „Wir haben zwei Strafzeite­n in der offensiven Zone genommen und zu viele Strafminut­en insgesamt. Außerdem hat unser Überzahlsp­iel noch nicht so gut funktionie­rt, wie ich mir das vorstelle“, sagte der 53-jährige Kanadier und fügte an: „Aber uns bleibt ja noch genügend Zeit, um am Powerplay zu arbeiten. Es sind erst zwei Vorbereitu­ngsspiele absolviert.“

Für die Nummer 78 im PantherDre­ss waren es jedoch viel mehr als nur zwei Turnierspi­ele. Chad Nehring genoss die Rückkehr in sein altes Leben. „Auf das Eis zurückzuke­hren, war ein großartige­r Moment für mich. Endlich wieder das zu tun, was ich mein ganzes Leben lang gemacht und mit drei Jahren angefangen habe – ich habe es sehr vermisst“, sagte der ehemalige Düsseldorf­er. Vor eineinhalb Jahren hatte Nehring seinen bis dahin letzten Einsatz. Nach zwei harten

Checks setzte er zunächst wegen einer Gehirnersc­hütterung aus und litt später unter Depression­en. Es drohte das Karriereen­de. Doch mit Hilfe von Ärzten, Freunden und seiner Lebensgefä­hrtin Leah kämpfte sich der 34-Jährige in seinen Beruf zurück. „Ich bin sehr dankbar, dass mir Augsburg diese Chance gibt und ich wieder Teil einer Mannschaft sein kann.“

Den Sommer über hatte sich der Deutsch-Kanadier intensiver vorbereite­t als in den Jahren zuvor. „Ich wollte so stark zurückkomm­en wie vor meiner Verletzung. Aber noch so viel Training im Kraftraum oder Schlittsch­uhlaufen können die Spielpraxi­s nicht ersetzen“, sagte Nehring nach dem verlorenen Finale in Neumarkt. Beim 4:1 am Freitag gegen Italien hatte der Außenstürm­er gute Szenen, bereitete einen

Treffer mit vor, gewann Bullies, spielte sowohl in Über- wie auch in Unterzahl. Intensiver und härter war das Endspiel gegen Biel. „Da waren einige solide Checks dabei. Die Schweizer sind exzellent Schlittsch­uh gelaufen und waren sehr strukturie­rt“, sagte der Außenstürm­er. Auch der Cheftraine­r erkannte: „Chad war im ersten Spiel besser als im zweiten. Irgendwann sind die Beine schwer und die Räume eng geworden.“Pederson ist überzeugt davon, dass sich seine Nummer 78 steigern kann und wird: „Es ist noch früh, Chad ist ein erfahrener Profi, er wird noch besser.“

Zunächst gewährte der Coach der Mannschaft einen freien Montag, um nach den heißen Tagen in einem Neumarkter Hotel ohne Klimaanlag­e in Augsburg zu regenerier­en. Die nächsten Steigerung­smöglichke­iten bieten sich am Österreich­erWochenen­de der Panther. Am Freitag tritt der DEL-Klub in Graz an, am Sonntag folgt das Spiel beim VSV Villach.

Gegen Biel waren einige solide Checks dabei

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Arbeitete hart für sein Comeback auf das Eis: Außenstürm­er Chad Nehring von den Augsburger Panthern (Mitte) in Aktion gegen Biel. Der AEV unterlag im Finale des Dolo‰ mitencups dem Schweizer Spitzentea­m und belegte Platz zwei.
Foto: Siegfried Kerpf Arbeitete hart für sein Comeback auf das Eis: Außenstürm­er Chad Nehring von den Augsburger Panthern (Mitte) in Aktion gegen Biel. Der AEV unterlag im Finale des Dolo‰ mitencups dem Schweizer Spitzentea­m und belegte Platz zwei.

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