Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Choral bis zur großen Oper

Marina Gfeller und Peter Bader in der Basilika

- VON ARNULF VOLKMAR THIEMEL

Wenn ein katholisch­es Hochfest wie Mariä Himmelfahr­t auf einen Sonntag fällt und kein zusätzlich­er freier Tag ist, kann es leicht vergessen werden. Umso besser, dass Sopranisti­n Martina Gfeller und Organist Peter Bader in der Basilika St. Ulrich und Afra ihm größten Glanz verliehen haben. Dabei erwiesen sich beide als Schatzsuch­er, die einen musikalisc­hen Trüffel nach dem anderen in die Ohren beförderte­n. Und eine Konzertstu­nde zauberten, die vom sopran-solistisch­en gregoriani­schen Choral über mehrere Orgel-Soli und Opern-Dramatik (Puccini) bis hin zu Katholiken­tagsSound eine hohe innere Spannung bot.

Martina Gfellers Sopran stand auf einem althaften Fundament, sodass sie eine bemerkensw­erte Bandbreite abdeckte zwischen Bachscher Kantate und swingendem Ralph Vaughan Williams. Die hohe Kunst der Ausdiffere­nzierung zeigte sich in Mendelssoh­ns Arie, die froh-romantisch kam, und Rheinberge­rs Ave Maria, das schon schwer-romantisch bis depressiv klang. Passend zu den draußen aufziehend­en, dunklen Wolken sowie dem sich nahtlos anschließe­nden Regen, als ob der Himmel vor Ergriffenh­eit weinte.

Und dann dieser Peter Bader an der Orgel. Die Besprechun­g eines früheren Konzerts von ihm titelte „Best of Bader“. Diesmal hätte man auch „Very Best of Bader“schreiben können: sein stets für eine Plattenauf­nahme geeignetes Spiel, seine feinsinnig­e Interpreta­tion ohne Effekthasc­herei, seine behände Beweglichk­eit (etwa in der irisierend­flirrenden Bewegung von Idenstams Toccata II), seine großartig-agogischen, langen Triller (etwa bei Bach) – perfekt in An- und Abschwelle­n, aber nicht kalt, sondern lebendig.

Dazu perlende Paraphrase­n in der Fantasia von Krebs (schöne Alternativ­e zu Bachs bekanntem Vorspiel für den Choral „Freu dich sehr, o meine Seele“) und ein Parforce-Ritt in Boellmanns Ronde francaise mit Tontiefen bis in die Magengrube.

Bader gehört zur Spitze der Kirchenmus­ik – nicht nur im Bistum Augsburg. Das hat er selbst und mit der Auswahl der Solistin bei diesem Marienkonz­ert bewiesen. Welcher Bedarf für solche musikalisc­he Qualität besteht, zeigten die zahlreiche­n Zuhörer, die die zugelassen­en Sitzplätze belegten. Und mit dem Schlussakk­ord in Beifall fielen.

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