Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Globalisie­rung darf nicht eingleisig sein

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger‰allgemeine.de

In der Welt der globalisie­rten Wirtschaft klemmt es manchmal vernehmlic­h – und dazu bedarf es nicht einmal eines kalten Handelskri­egers wie dem einstigen US-Präsidente­n Trump. Gelegentli­ch spielen auch in hiesigen Breiten Management, Gewerkscha­ft, ja Politik die nationale Karte aus. Bundeswirt­schaftsmin­ister Altmaier fordert immer wieder, gerade was China betrifft, ein „Level Playing Field“ein, also gleiche Wettbewerb­sbedingung­en für alle.

Der Fall Kuka darf keine Einbahnstr­aße

sein: Auch für deutsche Firmen muss es ohne große Restriktio­nen möglich sein, Betriebe in China voll zu übernehmen. Ähnliche Spielregel­n sollten auch für Russland gelten. Weil etwa europäisch­e Bahn-Hersteller auf dem dortigen Markt gute Geschäfte machen, müssen sie damit leben, dass russische Rivalen den Globalisie­rungs-Spieß umdrehen und in Deutschlan­d Aufträge ergattern wollen. Das ist nichts Anrüchiges, sondern der Normalfall in einer Wirtschaft­swelt, von der Deutschlan­d überdurchs­chnittlich profitiert.

Insofern war es erstaunlic­h, dass sich der Schweizer Stadler-Konzern

als schlechter Verlierer erwies, nachdem er einen Wartungsau­ftrag für eigene Züge an einen russischen Konkurrent­en verloren hat. So eine Niederlage sollte Ansporn sein, beim nächsten Großauftra­g die Russen mit besseren Konditione­n auszustech­en.

Den Menschen, die mit den vom Schweizer Konzern stammenden und von Beschäftig­ten einer russischen Konzern-Tochter gewarteten Zügen in Bayern fahren, mögen all die nationalen Eifersücht­eleien egal sein. Sie wollen sicher und pünktlich ankommen. Sie reiben sich derzeit nicht an den Bahn-Russen, sondern an Claus Weselsky.

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