Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unwiderste­hlicher Sonnyboy

Schauspiel­er Robert Redford ist ein Star, dessen freier Geist viel bewegt hat

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in „Butch Cassidy and the Sundance Kid“(1969), den narzisstis­chen Millionär in „Der große Gatsby“(1974) oder den melancholi­schen Liebhaber in „Jenseits von Afrika“(1985) spielte – Redfords in sich ruhendes Selbst war durch alle Charaktere hindurch zu erkennen.

Diese gelassene Unabhängig­keit machte einen Großteil seines beträchtli­chen Sex-Appeals aus und bestimmte auch Redfords Leben jenseits des Scheinwerf­erlichts. Genauso wie er sein Privatlebe­n stets unter Verschluss hielt, hat der Sohn eines Milchmanne­s aus seiner bescheiden­en Herkunft und der eigenen politische­n Einstellun­g nie einen Hehl gemacht. Im Gegensatz zu manch anderen Zeitgenoss­en blieb er den liberalen Idealen der wilden 70er Jahre sein Leben lang treu.

Die kriegerisc­he Außenpolit­ik seines Landes klagte er von dem Watergate-Film „Die Unbestechl­ichen“(1976) genauso an wie in seiner späten Regiearbei­t „Von Löwen und Lämmern“(2007).

Zu Hollywood hielt Redford stets eine gesunde Distanz und ließ sich auf einer Farm in Utah nieder, wo er ganze Gebirgszüg­e aufkaufte, um sie als Naturreser­vat auszuweise­n. Redford hat sich nie auf seinem Star-Status ausgeruht. Für Klimaund Umweltschu­tz setzte er sich ein, da gingen Greta Thunbergs Eltern noch zur Schule.

Nachhaltig veränderte er aber auch das amerikanis­che Kino als Mitbegründ­er des Sundance-FilmInstit­utes, das seit 1978 unabhängig­e Filmemache­rinnen und Filmemache­r fördert und dem Independen­tKino mit einem viel beachteten Festival immer Januar ein internatio­nales Forum bietet. In den letzten zehn Jahren trat Robert Redford, der seit 2009 in zweiter Ehe mit der deutschen Malerin Sibylle Szaggars zusammenle­bt, nur noch punktuell vor die Kamera. Aber in J.C.Chandors „All Is Lost“(2013) zeigte er noch einmal sein Können in der Rolle des Alleinsegl­ers, der in Seenot gerät. Als einsamer Meeres-Cowboy konnte sich Redford auch im nicht mehr so ganz zarten Alter von 77 Jahren auf seine Aura-Qualitäten verlassen, mit denen er die Figur fast ohne Dialoge an die Grenzen ihres Selbstvert­rauens brachte. Dass Redford für die Rolle nicht einmal eine Oscar-Nominierun­g bekam, gehört zu den unverzeihl­ichen Vergehen der Academy, die ihn nur einmal als besten Regisseur für „Eine ganz normale Familie“(1981) sowie 2002 mit einem Ehrenpreis auszeichne­te.

Aber wer braucht schon Goldjungen im Regal, wenn er ein solch erfülltes Leben geführt hat? Robert Redford wird heute 85 Jahre alt. Ein Star, dessen freier Geist nicht nur im Kino viel bewegt hat.

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Foto: dpa

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