Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der rätselhafte Blumenschmuck am Mauerberg
Anwohnerinnen und Anwohner pflegen die Pflanzen beim Alten Stadtbad. Der Anstoß dazu kam von einer Hauseigentümerin, die in München lebt. Mit ihrer Idee verfolgte sie ein besonderes Ziel
Plötzlich waren sie da: Blumenkästen am Mauerberg nahe dem Alten Stadtbad in Augsburg erfreuen derzeit die Passanten. Ein Leser, der sich über die Pflanzen freute, schickte unserer Redaktion spontan ein Foto. Er fragt sich, wer für die hübsche Aktion verantwortlich ist. Die Redaktion macht sich auf Spurensuche.
Zwei-, dreimal Klingelputzen in der Nähe der Blumenkästen, schon weiß man mehr. Die Verantwortliche lebe gar nicht in Augsburg, sagt ein Mann auf AZ-Nachfrage und nennt einen Namen. Als Verantwortliche stellt sich schließlich Angela Gräfin von Wallwitz heraus. Sie ist die Eigentümerin eines Hauses am Augsburger Mauerberg, lebt selbst aber in München. Mit dem Kauf dieser Immobilie hat sie Augsburg allerdings für sich entdeckt. „Ich bin begeistert von der bedeutenden Architektur und der wunderschönen Altstadt Augsburgs“, sagt Gräfin von Wallwitz.
„Als ich das Haus gekauft habe, glich der Mauerberg eher einer Müllhalde“, berichtet sie am Telefon weiter. Viele hätten dort ihren Sperrmüll abgeladen, überall lagen zerbrochene Bierflaschen, es wurde an die Häuser uriniert und jeden Abend Party gemacht. Ihre Mieter seien auch gestört gewesen und konnten nicht schlafen. „Ich konnte diesen Ort in so einer schönen Innenstadt nicht verfallen lassen“, erklärt Gräfin von Wallwitz. Deshalb ersann sie eine Idee.
Mit großer Mühe und in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz habe sie das Haus zunächst restauriert. Die Stadt sei sehr kooperationswillig gewesen, wollte auch gegen den Sperrmüll ernsthaft vorgehen. Von Wallwitz’ eigentliche Absicht hinter den Blumenkästen war es zunächst allerdings nicht, den Straßenzug hübscher zu machen, sondern Leute davon abzuhalten, dort weiter Party zu machen und ihren Müll liegen zu lassen. Eigenhändig habe sie die Blumen im strömenden Regen eingepflanzt und auf die Mauer gestellt. Und das habe zum Glück funktioniert. Dass die Pflanzen den Mauerberg um einiges bunter machen, sei natürlich ein toller Nebeneffekt. „Es sieht einfach schön aus. Die Anwohner, die dort vorbeigehen, freuen sich jedes Mal“, sagt Gräfin von Wallwitz.
Am Anfang hätte es Zweifel gegeben, ob die Blumentöpfe dort lange stehen bleiben würden – und tatsächlich wurde einer entwendet. „Aber die restlichen stehen noch“, sagt Gräfin von Wallwitz. Da sie selbst selten in Augsburg sei, kümmern sich die Anwohner um die Blumen. „Da hilft wohl jeder mit und das freut mich natürlich unglaublich.“Von Wallwitz plant, den Mauerberg nun dauerhaft mit Blumen zu verschönern und die Augsburger und Augsburgerinnen damit zu erfreuen. Im Winter wird sie eine andere Bepflanzung aussuchen.