Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der rätselhaft­e Blumenschm­uck am Mauerberg

Anwohnerin­nen und Anwohner pflegen die Pflanzen beim Alten Stadtbad. Der Anstoß dazu kam von einer Hauseigent­ümerin, die in München lebt. Mit ihrer Idee verfolgte sie ein besonderes Ziel

- VON MONA ECK UND KATHARINA FUNKNER

Plötzlich waren sie da: Blumenkäst­en am Mauerberg nahe dem Alten Stadtbad in Augsburg erfreuen derzeit die Passanten. Ein Leser, der sich über die Pflanzen freute, schickte unserer Redaktion spontan ein Foto. Er fragt sich, wer für die hübsche Aktion verantwort­lich ist. Die Redaktion macht sich auf Spurensuch­e.

Zwei-, dreimal Klingelput­zen in der Nähe der Blumenkäst­en, schon weiß man mehr. Die Verantwort­liche lebe gar nicht in Augsburg, sagt ein Mann auf AZ-Nachfrage und nennt einen Namen. Als Verantwort­liche stellt sich schließlic­h Angela Gräfin von Wallwitz heraus. Sie ist die Eigentümer­in eines Hauses am Augsburger Mauerberg, lebt selbst aber in München. Mit dem Kauf dieser Immobilie hat sie Augsburg allerdings für sich entdeckt. „Ich bin begeistert von der bedeutende­n Architektu­r und der wunderschö­nen Altstadt Augsburgs“, sagt Gräfin von Wallwitz.

„Als ich das Haus gekauft habe, glich der Mauerberg eher einer Müllhalde“, berichtet sie am Telefon weiter. Viele hätten dort ihren Sperrmüll abgeladen, überall lagen zerbrochen­e Bierflasch­en, es wurde an die Häuser uriniert und jeden Abend Party gemacht. Ihre Mieter seien auch gestört gewesen und konnten nicht schlafen. „Ich konnte diesen Ort in so einer schönen Innenstadt nicht verfallen lassen“, erklärt Gräfin von Wallwitz. Deshalb ersann sie eine Idee.

Mit großer Mühe und in enger Zusammenar­beit mit dem Denkmalsch­utz habe sie das Haus zunächst restaurier­t. Die Stadt sei sehr kooperatio­nswillig gewesen, wollte auch gegen den Sperrmüll ernsthaft vorgehen. Von Wallwitz’ eigentlich­e Absicht hinter den Blumenkäst­en war es zunächst allerdings nicht, den Straßenzug hübscher zu machen, sondern Leute davon abzuhalten, dort weiter Party zu machen und ihren Müll liegen zu lassen. Eigenhändi­g habe sie die Blumen im strömenden Regen eingepflan­zt und auf die Mauer gestellt. Und das habe zum Glück funktionie­rt. Dass die Pflanzen den Mauerberg um einiges bunter machen, sei natürlich ein toller Nebeneffek­t. „Es sieht einfach schön aus. Die Anwohner, die dort vorbeigehe­n, freuen sich jedes Mal“, sagt Gräfin von Wallwitz.

Am Anfang hätte es Zweifel gegeben, ob die Blumentöpf­e dort lange stehen bleiben würden – und tatsächlic­h wurde einer entwendet. „Aber die restlichen stehen noch“, sagt Gräfin von Wallwitz. Da sie selbst selten in Augsburg sei, kümmern sich die Anwohner um die Blumen. „Da hilft wohl jeder mit und das freut mich natürlich unglaublic­h.“Von Wallwitz plant, den Mauerberg nun dauerhaft mit Blumen zu verschöner­n und die Augsburger und Augsburger­innen damit zu erfreuen. Im Winter wird sie eine andere Bepflanzun­g aussuchen.

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Foto: Piet Bosse Verschöner­ung am Mauerberg: Mauerblümc­hen bringen Farbe ins Stadtbild.

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