Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fußgänger haben bisher keine Stimme
Die Umfrage zur Lage der Fußgänger und Fußgängerinnen ist nicht repräsentativ, aber sie zeichnet eine Gefühlslage nach, die eine breitere Basis zu bekommen scheint: Wie schon ein Teil derer, die mit dem Auto unterwegs sind, fühlen sich auch einige Fußgehende benachteiligt gegenüber Fahrradfahrern und Fahrradfahrerinnen, die mehr Platz beanspruchen. Das Gefühl hat einen realen Hintergrund: Die Zahl der Radelnden nimmt zu, an manchen Stellen wird es darum eng. Ja, dass ein Fußweg mit „Fahrrad frei“-Zeichen bedeutet, dass dort Schrittgeschwindigkeit gilt, scheint vielen Radlerinnen und Radlern unbekannt zu sein. Hier sind Kontrollen sinnvoll.
Dass es bei der Neuverteilung des Straßenraumes, die nur in kleinen Schritten läuft, zu Konflikten kommt, ist unvermeidlich. Den einen wird etwas weggenommen, die anderen bekommen mehr – das geht nicht geräuschlos. Ein Beispiel ist die Hermanstraße. Hier zeigt sich aber auch: Wenn jede Verkehrsgattung berücksichtigt wird, können alle profitieren. Denn mit der neuen Regelung kommen sich auch Autos und Fahrräder nicht mehr ins Gehege.
Es wäre aber ein Fehler zu glauben, dass nur der Platz dafür ausschlaggebend ist, wie fußverkehrsfreundlich eine Stadt ist. Es sind Dinge wie Kreuzungsgestaltung oder direkte Wegeführung, die es attraktiver machen, zu Fuß zu gehen. Dazu gehört zum Beispiel auch, Ampeln fußgängerfreundlicher zu machen. Der Idealfall, dass Autos aus allen Richtungen Rot bekommen, damit der Fußverkehr Kreuzungen auch diagonal queren kann, ist nur selten möglich, aber mitunter würden schon längere Ampelphasen reichen.
Im Vergleich zu anderen Verkehrsgattungen sind die Fußgehenden bisher sehr bescheiden, auch weil es in Augsburg keine Interessenvertretung gibt. Vielleicht springt der Seniorenbeirat in diese Lücke. Nötig wäre es: Der Fußverkehr ist die langsamste, aber auch die schonendste und günstigste Form der Mobilität.