Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wo sich die Augsburger aktuell mit Corona anstecken
Der Inzidenzwert steigt und dürfte bald die 50er-Marke erreichen. Dann kommen Einschränkungen
In Augsburg rückt der 50er-Inzidenzwert seit einigen Tagen näher. Am Dienstag lag er bei 43,8. Laut städtischem Gesundheitsamt gibt es keinen größeren Infektionsherd, auf den der Anstieg zurückzuführen ist, sondern ein diffuses Infektionsgeschehen.
Etwa 20 bis 30 Prozent der Neufälle seien Reiserückkehrer und -rückkehrerinnen, vornehmlich aus Urlaubsländern wie Kroatien, Griechenland und Türkei. Der Anteil ist im Vergleich zu Anfang August etwas gestiegen, nachdem die Sommerferien nun weiter vorangeschritten sind. Bei jeweils einem weiteren Viertel der Neuinfektionen handelt es sich um Menschen, die mit einem oder einer bekannten Infizierten in einem Haushalt leben, die sich auf Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern oder am Arbeitsplatz angesteckt haben oder nicht wissen, wo sie das Virus herhaben.
Das Gesundheitsamt hatte vor Wochen ein Überschreiten des 50erWertes noch im August prognostiziert und auch weit höhere Werte für möglich gehalten. Aktuell sei von einer Verdoppelung der Infektionszahlen alle drei Wochen auszugehen. Man sehe bayern- und deutschlandweit einen ähnlichen Trend.
Seit Dienstag wurde der Wert von 35 an drei Tagen aufeinanderfolgenden Tagen überschritten. Damit sind bei Sport- und kulturellen Veranstaltungen unter freiem Himmel maximal 1500 Teilnehmende zugelassen. Finden die Veranstaltungen in Gebäuden statt, sind maximal 1000 Personen zulässig. Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden. Bund und Länder hatten vor einer Woche zudem eine Ausweitung der Testpflicht beschlossen und dafür einen Schwellenwert von 35 festgesetzt. Allerdings ist diese Neuregelung noch in keine Landesverordnung gegossen und gilt somit nicht, wobei damit in den kommenden Tagen zu rechnen ist. Mit einer Testpflicht ist in den Bereichen der Gastro, beim Friseur, teils beim Sport und bei Veranstaltungen zu rechnen.
Etwas verwirrend ist, dass im aktuell geltenden bayerischen Regelwerk eine Schwelle von 50 gilt, das teils andere Themen regelt als die Bund-Länder-Einigung. Das BundLänder-Papier sieht etwa eine Testpflicht in der Innengastro ab einem
Wert von 35 vor, die bayerische Regelung beinhaltet darüber hinaus eine Testpflicht in der Außengastro ab 50, wenn Personen aus unterschiedlichen Haushalten an einem Tisch sitzen. Wie diese Regeln in eine Verordnung integriert werden, ist unklar. Womöglich werden sich in Augsburg das Erreichen des 50erWerts und die Neuregelung des Freistaats zeitlich überschneiden.
Absehbar ist aber, dass der 50erWert bald da sein dürfte. Auch hier muss er an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten werden, damit Verschärfungen in Kraft treten. Wo eine Testpflicht gilt, sind vollständig Geimpfte und Genesene ausgenommen.
Nach der derzeitig gültigen Regelung in Bayern wäre ab einer Inzidenz von 50 auch eine Halbierung bei der Gästezahl auf privaten Veranstaltungen wie Hochzeiten vorgesehen (unter freiem Himmel dann maximal 50, in geschlossenen Räumen 25 mit Test). Wie die neuen 35er-Regelungen mit den 50er-Regelungen kombiniert werden, hat der Freistaat offen gelassen. Seit Montag in Kraft ist eine Testpflicht für ungeimpfte Besucher von Pflegeheimen.
Unterdessen steigt die Zahl der Impfungen langsam, aber stetig an. Inzwischen waren 57 Prozent der Augsburger beim Impfen, davon haben 53 Prozent vollständigen Schutz. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, die jetzt eine Impfung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren empfiehlt, könnte die Zahlen steigen lassen. In der Altersgruppe zwischen zwölf bis 18 Jahren leben in Augsburg um die 14.600 Personen. Das sind knapp fünf Prozent der Bevölkerung. Die Gruppe der unter Zwölfjährigen umfasst mit gut 31.000 Kindern etwa 10,5 Prozent der Bevölkerung.