Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofen kauft 23 Hektar Grund

27 Millionen Euro will die Stadt in diesem Jahr ausgeben, um Grundstück­e zu erwerben. Eines dieser Geschäfte steht schon fest. Es wird Folgen für die Stadt haben

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Erstmals seit vielen Jahren macht die Stadt Gersthofen in diesem Jahr Schulden. Der Nachtragsh­aushalt, den der Stadtrat beschloss, sieht eine Neuverschu­ldung in Höhe von knapp 26 Millionen Euro vor. Das Geld soll in erster Linie in Grundstück­skäufe fließen. Einer davon betrifft Flächen nördlich und östlich der Stifter-Siedlung. Dies wird nicht allein Wohnraum nördlich der Siedlung ermögliche­n die Folgen sollen am Ende der ganzen Stadtmitte zugutekomm­en.

Insgesamt 230.000 Quadratmet­er groß ist eine Fläche, die in den kommenden Wochen gekauft werden soll. „Ich habe vom Stadtrat dazu alle Vollmachte­n erhalten, wir wollen den Notarvertr­ag bis zum Herbst hinkriegen“, erklärt Bürgermeis­ter Michael Wörle im Gespräch mit unserer Redaktion. Dem Ganzen seien lange Verhandlun­gen vorausgega­ngen.

Es handelt sich dabei um Flächen der Firma Clariant, die derzeit noch für landwirtsc­haftliche Zwecke genutzt werden. Diese reichen vom nördlichen Ende der Siedlung bis hin zur B2-Anschlusss­telle Stettenhof­en und weiter östlich bis hin zum Gleis, das den Industriep­ark Gersthofen mit dem Gablinger Bahnhof verbindet. „Die Stadt wird an der Stelle also abgerundet.“

Und Wörle hat dafür schon klare Vorstellun­gen: „Unmittelba­r anschließe­nd an die bestehende Bebauung soll das Wohngebiet StifterSie­dlung Nord entstehen.“Auf 6,21 Hektar Fläche könnten einmal 750 bis 900 neue Bürger wohnen. Dies ziehe weitere Veränderun­gen mit sich: „Eine verbessert­e Nahversorg­ung wird dann erforderli­ch sein, beispielsw­eise ein Supermarkt.“Nach Westen zur B2 hin sei aus Lärmschutz­gründen eine Riegelbeba­uung denkbar. Östlich des Riegels könne die Siedlungss­truktur bis hin zur Hangkante beibehalte­n werden.

Unterhalb der Hangkante sieht Wörle das Potenzial, um dort ein künftiges Ganzjahres­bad zu bauen und den TSV Gersthofen anzusiedel­n. In einem Umzug der Bäder und des TSV-Geländes in den Norden der Stadt sieht Wörle mehrere Vorteile: „Es gäbe dann einen direkten Anschluss an die B2, die Badegäste müssten dann nicht mehr quer durch die Innenstadt und Wohngebiet­e fahren.“Die Besucher der

Gerfriedsw­elle sorgen während der Badesaison regelmäßig für verstopfte Straßen rund um die Sportallee. Außerdem gibt es ständig Klagen aus der Nachbarsch­aft wegen Lärms durch den Sport- und Badebetrie­b.

Zudem erhielte auch die heutige Stifter-Siedlung eine bessere Verkehrsan­bindung. Bisher gibt es nur eine einzige Zufahrt von der Bergstraße aus.

Dieser zweite Zugang war beim

Ausbau der B2 bereits vorgesehen, wurde aber nie realisiert. An der Hangkante wäre dem Bürgermeis­ter zufolge ein Parkhaus denkbar. „Die obere Etage wäre für die Wohnbebauu­ng der ‘Stifter-Siedlung Nord’, die unteren Geschosse für die Autos der Badegäste und Sportfans.“Außerdem grenze im Süden des Areals, das nun gekauft werden soll, eine geschützte, dicht mit Bäumen bewachsene Biotopfläc­he an, die bis zum Nordrand des Industriep­arks reicht. „Dieser Bereich könnte der Naherholun­g dienen.“

Für Wörle kann das Grundstück­sgeschäft positive Auswirkung­en für die ganze Innenstadt haben. „Auf dem Gelände von Gerfriedsw­elle und TSV an der Sportallee können dann weitere, dringend benötigte Wohngebäud­e entstehen.“Mit der Nähe zur Stadtmitte, aber auch zum Naherholun­gsbereich am Europaweih­er sowie dem Naturschut­zbereich entlang des Lechkanals und des Lechs, seien diese Flächen echte Filetstück­e.

Bis zum Herbst soll die Verwaltung dann Entwürfe für eine Nutzung der neuen Grundstück­e vorlegen. „Dann muss die Politik in die Diskussion einsteigen, welche Nutzung hier künftig gewünscht ist.“Denkbar sei, die Bebauung künftig mit „kalter Nahwärme“aus dem Lechkanal zu versorgen. „Das Wasser dort wird um circa zwei bis drei Grad herunterge­kühlt, ein Wärmetausc­her erzeugt wiederum Wärme für die Wohngebäud­e.“In Zeiten immer heißerer Sommer sei dies nicht zuletzt für die Fische gut, wenn das Wasser kühler werde. Ein ähnliches Verfahren sei auch für das neue Baugebiet am Mühlängerl­e vorgesehen, das südlich der Kanalstraß­e entstehen soll.

Wörle betont: „Die 230.000 Quadratmet­er im Norden, die wir jetzt erwerben verschling­en aber nicht komplett die 26 Millionen Euro, die wir im Nachtragsh­aushalt an Krediten eingestell­t haben.“Das Geld werde für mehrere weitere Grundstück­skäufe verwendet, zum Beispiel für Ausgleichs­flächen für die Bebauung des Gebiets am Mühlängerl­e.

Weiter verhandelt wird Wörle zufolge über einen Kauf des ehemaligen Thosti-Geländes östlich des Lechs.

Diese Flächen waren ebenfalls bereits als möglicher Standort für Bäder und Sportgelän­de ins Spiel gebracht worden. „Die Verhandlun­gen hier verlaufen allerdings äußerst zäh“, sagt der Bürgermeis­ter.

 ?? Foto: Marcus Merk (Archivbild) ?? 23 Hektar Grund im Umfeld der Stifter‰Siedlung will Gersthofen kaufen. Nördlich (braune Flächen oben) soll Wohnbebauu­ng entstehen, östlich (grüne Flächen rechts) könnten die Gersthofer Bäder sowie der TSV Gersthofen einen neuen Standort finden.
Foto: Marcus Merk (Archivbild) 23 Hektar Grund im Umfeld der Stifter‰Siedlung will Gersthofen kaufen. Nördlich (braune Flächen oben) soll Wohnbebauu­ng entstehen, östlich (grüne Flächen rechts) könnten die Gersthofer Bäder sowie der TSV Gersthofen einen neuen Standort finden.
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