Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bayern plant neue Test Strategie für Schulen

Das Verfahren soll mehr Sicherheit bringen. Doch es gibt ein Zeitproble­m

- VON SARAH RITSCHEL UND LEA THIES

Augsburg In Grund- und Förderschu­len soll es ab dem kommenden Schuljahr ein neues Corona-Testkonzep­t geben, das für Kinder angenehmer ist. Doch bei Fragen nach der Umsetzung warten die Kommunen auf Antworten. So ist zum Beispiel offen, wann die sogenannte­n PCR-Pooltests (also Sammel-Proben mehrerer Kinder) flächendec­kend an den Start gehen – und ob die Vorlaufzei­t genügt, damit Kommunen alles vorbereite­n können. Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte im Juli betont, dass es ab Herbst „als Standardve­rfahren“die besonders sensiblen Tests geben solle. Auf eine Anfrage der Grünen hin erläuterte das Gesundheit­sministeri­um dann Anfang August, dass die flächendec­kende Einführung auch von den Laborkapaz­itäten und damit vom Pandemiege­schehen im Herbst abhänge.

Michael Hubmann, stellvertr­etender Landesvors­itzender des Verbands der Kinder- und Jugendärzt­e, erwartet von der Politik einen Start zum Schulbegin­n. „Meinen Informatio­nen zufolge soll der Projektsta­rt am 14. September sein“, sagt der Mediziner. Das sei entscheide­nd. Würden im Herbst wie bisher zunächst nur Antigentes­ts durchgefüh­rt, hätte man „eine hohe Wahrschein­lichkeit, Infizierte zu übersehen“. Die Schnelltes­ts nämlich erkennen vier von zehn symptomfre­ien Infektione­n nicht.

Kritik gibt es an der Organisati­on des neuen Testkonzep­ts. Denn die Kommunen, die den Transport der Proben organisier­en, warten bislang noch auf Anweisunge­n. Augsburgs Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne) betont: „Wir brauchen praxisnahe und schnellere Regelungen mit gleichzeit­ig guter Vorlaufzei­t, um uns auf den Schulstart vorbereite­n zu können.“Aktuell gehe sie davon aus, „dass wir kurz vor dem Schulstart den neuen Rahmenhygi­eneplan bekommen. Das ist für alle Beteiligte­n zu knapp“. Gerade für die Teststrate­gie mit den PCRPooltes­ts könnte man jetzt schon alles vorbereite­n. Auch Markus Pannermayr (CSU), Vorsitzend­er des Städtetags, betont: „Die Planung wäre sicher komfortabl­er gewesen, wenn früher damit begonnen worden wäre, eine Lösung für die Durchführu­ng der Pooltests zu finden.“Wenn der Freistaat aber seinen Teil erledige und die Gesamtlogi­stik passe, „dann kriegen wir unseren Teil, den Transport, bis zum Schulstart auch hin“. Zusammen mit der Unternehme­nsberatung Boston Consulting hat das Gesundheit­sministeri­um eine erste Liste erstellt, auf der Grund- und Förderschu­len 13 privaten Labors zugeordnet wurden. Das Test-Material besorgt der Freistaat. Nach Auskunft des Laborärzte­verbands machen die flächendec­kenden PoolTests an den Schulen rund ein Drittel der Gesamtlabo­rkapazität aus.

Mediziner Hubmann nennt die Logistik eine Herausford­erung. „In Bayern gibt es rund 498000 Kinder in 2700 Grund- und Förderschu­len. Das ist die Dimension einer Großstadt.“Dass die Ergebnisse der Massentest­s und eventuelle­r Einzeltest­ungen innerhalb eines Tages ausgewerte­t werden können, sei „ambitionie­rt“. Laut der Liste, die unserer Redaktion vorliegt, werden etwa Proben aus Dillingen und Landsberg nach Augsburg transporti­ert und die Augsburger Schulen in München und Karlsfeld getestet.

Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft fordert, die sichereren Tests an allen Schularten einzuführe­n. „Ich kann nicht verstehen, dass das vor dem Hintergrun­d der erwarteten vierten Welle nicht passiert“, sagt die Vorsitzend­e Martina Borgendale. Was Kommunen vor dem Schulstart fordern, lesen Sie auf

Bayern. Der Kommentar befasst sich mit Versäumnis­sen der Politik, über die Corona-Gefahr bei Kindern berichten wir auf Panorama.

Newspapers in German

Newspapers from Germany