Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trauer um Sudoku Vater

Der Japaner Maki Kaji soll Rätsel für sich selbst nicht sehr reizvoll gefunden haben. Aber ihn fasziniert­en Leute, die Rätsel lieben. So erfand er einen Namen, der weltberühm­t wurde

- VON ANDREAS FREI

Der Mann, der dem Zahlenräts­el Sudoku dessen Namen gab, ist tot. Der Japaner Maki Kaji starb mit 69 Jahren an einer Krebserkra­nkung. Wer aber war der Mann, dessen Rätselspaß Menschen auf der ganzen Welt begeistert­e?

Tokio So ein harmloses Zahlenräts­el kann richtig Ärger bringen. Fragen Sie Wolfgang Schäuble, den Bundestags­präsidente­n. Es war im Jahr 2012, und der Bundestag debattiert­e mal wieder über finanziell­e Hilfen für das notorisch klamme Griechenla­nd. Die Emotionen kochten hoch, nur Schäuble saß ruhig auf seinem Stuhl und beschäftig­te sich mit einem Sudoku-Spiel, was eine Fernsehkam­era einfing.

Die Aufregung hing vor allem damit zusammen, dass der CDU-Politiker zu dem Zeitpunkt ausgerechn­et Bundesfina­nzminister war. Da machte es sich schlecht, dass die Aufmerksam­keit eher den einstellig­en Rätselzahl­en als den Milliarden­summen gewidmet war, die auf dem Spiel standen – das zumindest warf die Opposition ihm vor.

Schäuble war aber insofern ein fortschrit­tlicher Sudoku-Tüftler, dass er es auf seinem Tablet-Computer spielte. Das war in den 1980er Jahren noch undenkbar – in jener Zeit, als der Japaner Maki Kaji dem Zahlenräts­el seinen Namen gab und begann, Sudoku zu einem weltweiten Erfolg zu machen. Am 10. August ist der Mann im Alter von 69 Jahren in seinem Haus in Tokio gestorben, wie erst jetzt bekannt wurde. Er litt an Krebs.

Das Verrückte im Leben von Maki Kaji hat er einmal in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) verraten: dass er nämlich für sich selbst Rätsel nicht sonderlich reizvoll fand. Ob das kokett gemeint war? Denn im selben Interview schwärmte er von Menschen, die sich stundenlan­g in Rätsel vertiefen können. Fasziniert war er also auf alle Fälle. Logisch, Sudoku machte ihn ja auch zu einem erfolgreic­hen Geschäftsm­ann.

Das Rätsel funktionie­rt im Grunde so: Bei der Sudoku-Grundform ergeben neun Quadrate mit je neun Feldern einen Block, in dem bereits einige Ziffern vorgegeben sind. Das Gitter mit insgesamt 81 Feldern in neun Reihen und neun Spalten muss so gefüllt werden, dass jede Ziffer von 1 bis 9 in einer Reihe, einer Spalte und einem Unterquadr­at nur einmal vorkommt.

Im Lauf der Jahre entstanden noch weitere Varianten, das Fujiyama-Sudoku beispielsw­eise mit vier mal vier Blöcken oder die dreidimens­ionale Version Roxdoku. Am beliebtest­en ist aber nach wie vor die klassische Form.

Der aus Sapporo im hohen Norden Japans stammende Maki Kaji, das muss man klarstelle­n, hat Sudoku nicht erfunden. Die Spuren führen viel weiter zurück. Als Urvater gilt der Schweizer Mathematik­er und Logiker Leonhard Euler (1707– 1783). Er entwickelt­e sogenannte „Lateinisch­e Quadrate“. Ende des 19. Jahrhunder­ts erschienen dann erstmals quadratisc­he Zahlenräts­el in einigen Zeitungen. Die ersten richtigen Sudokus, wenn man so will, wurden 1979 in den USA unter dem Namen „Number Place“veröffentl­icht.

Das war auch die Zeit, als Kaji die Idee hatte, mit Rätseln Geld verdienen zu wollen. Das gelang. 1980 gründete er in seiner Heimat eine Zeitschrif­t, die er Nikoli nannte. Daraus wurde 1983 ein ganzes Unternehme­n und Kaji sein Präsident. Er sollte es bleiben bis wenige Wochen vor seinem Tod.

Irgendwann entdeckte Kaji in einer amerikanis­chen Zeitung dann jenes Zahlenquad­rat, das er später in die Welt hinaustrug. Er gab ihm den Namen Sudoku. Das steht für die Abkürzung des Spielsyste­ms in japanische­r Sprache und kann etwa mit „jede Zahl muss einmal vorkommen“übersetzt werden. Von 1986 an erschien es regelmäßig in mehreren großen japanische­n Zeitungen.

Doch erst im neuen Jahrtausen­d sollte der weltweite Siegeszug beginnen. In deutschen Blättern erscheinen Sudoku-Rätsel seit 2005. Nach Angaben von Kajis Verlag haben bereits mehr als 200 Millionen Menschen in rund 100 Ländern Kajis Zahlenräts­el gelöst. Und der Japaner wurde zu vielen der in aller Welt organisier­ten Meistersch­aften eingeladen.

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Fotos: Nikoli/AP, dpa; Katya Ptitsa, stock.adobe.com Er erfand den Namen Sudoku: der Japaner Maki Kaji. In der vergangene­n Woche ist er gestorben.
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Ein klassische­s Sudoku – für Sie, liebe Leserinnen und Leser, zum Miträtseln.

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