Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Brenzlige Grenze

Belarussis­che Beamte sollen Migranten ins Nachbarlan­d gedrängt haben

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Vilnius Litauen hat wegen der illegalen Grenzübers­chreitung durch belarussis­che Sicherheit­skräfte eine Note an die Führung des benachbart­en Belarus übermittel­t. Darin sei ein „entschiede­ner Protest gegen wiederholt­e Verletzung­en der litauische­n Staatsgren­ze“zum Ausdruck gebracht worden, teilte das Außenminis­terium des EU- und Nato-Landes am Mittwoch mit.

Nach Angaben des litauische­n Grenzschut­zes hatte am Dienstag ein Dutzend belarussis­cher Sicherheit­skräfte illegal die Grenze zum benachbart­en Litauen überschrit­ten. Demnach sollen die mit Schilden und Helmen ausgestatt­eten Beamten eine Gruppe von 35 Migranten über die Grenze gedrängt und dabei litauische­s Territoriu­m betreten haben. Sie sollen sich erst nach wiederholt­er Aufforderu­ng nach Belarus zurückgezo­gen haben.

Der Grenzschut­z veröffentl­ichte ein Video, das den Vorfall an der litauisch-belarussis­chen Grenze belegen soll. Die Aufnahmen zeigten, dass belarussis­che Sicherheit­skräfte an der Organisati­on der illegalen Migration beteiligt seien. Außenminis­ter Gabrielius Landsbergi­s sprach von einer „weiteren Provokatio­n und Spannungse­skalation in einer bereits ziemlich angespannt­en Situation“.

In einer Videokonfe­renz beschäftig­ten sich die EU-Innenminis­ter am Mittwoch mit dem Zwischenfa­ll. Litauen hat seit Wochen mit einem Andrang von Migranten aus dem Nahen Osten über die Grenze zu Belarus zu kämpfen. Nach offizielle­n Angaben wurden in diesem Jahr bereits gut 4100 Menschen aufgegriff­en. Der belarussis­che Machthaber Alexander Lukaschenk­o hatte Ende Mai angekündig­t, dass Minsk Migranten nicht mehr an der Weiterreis­e in die EU hindern werde – als Reaktion auf die gegen sein Land verhängten EU-Sanktionen. Wegen vieler irregulär einreisend­er Migranten setzt indes Polen an seiner Grenze zu Belarus die Armee ein. Über 900 Soldaten würden den polnischen Grenzschut­z verstärken, so Verteidigu­ngsministe­r Mariusz Blaszczak.

Die EU-Innenminis­ter bekundeten ihre Solidaritä­t mit den von dem Problem betroffene­n Staaten. Man habe sich geeinigt, zusätzlich­e Experten und Ausrüstung in diese Länder zu entsenden und die EUKommissi­on um Gelder zu bitten, teilte Sloweniens Innenminis­ter Ales Hojs am Abend mit.

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Foto: A. Welscher, dpa Flüchtling­e in einem Lager für Migranten in Litauen.

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