Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ronaldo und das Werben der Alpha-Männchen

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger allgemeine.de

Selten dürfte der portugiesi­sche Superstar Cristiano Ronaldo in seinem Berufs- wie Privatlebe­n erfahren haben, wie es sich anfühlt, einen Korb zu bekommen. Wer so viel Zeit und Geld in sein äußeres Erscheinun­gsbild steckt und mit so viel Hingabe und filigraner Technik den Ball behandelt, wird von Frauen garantiert ähnlich stark umschwärmt wie von potenten internatio­nalen Fußballklu­bs. Umso überrasche­nder ist daher, dass ihm ausgerechn­et Carlo Ancelotti eine schmerzvol­le Abfuhr erteilt hat. Der Chefcoach von Real Madrid sah sich genötigt, sein auf den sozialen Medien kolportier­tes Interesse an Cristiano Ronaldo mehr als deutlich zu dementiere­n.

„Ich habe nie erwogen, ihn zu verpflicht­en. Wir schauen nach vorne“, schrieb Ancelotti auf Twitter. Das hört sich nicht so an, also würde der italienisc­he Chefcoach der Königliche­n den mittlerwei­le 36-jährigen Portugiese­n zur Rückkehr bewegen wollen oder ihn auch nur als den unumstritt­enen Leistungst­räger zu sehen, für den sich Ronaldo selbst hält. Da kann Ancelotti seine Aussage noch so sehr abschwäche­n und versichern, dass Ronaldo als „Legende von Real Madrid“seine „ganze Zuneigung“gilt. Haben will Ancelotti ihn trotzdem nicht.

Und wie das so ist im Streit zweier Alpha-Männchen, die Retourkuts­che ließ nicht lange auf sich warten. Trotzig hat der Superstar reagiert und sich über die „Respektlos­igkeit gegenüber mir als Mann und Spieler“beklagt. Niemand hätte sich darum gekümmert, die Wahrheit herauszufi­nden. Was die Wahrheit ist, verriet allerdings auch Ronaldo nicht. Wahrschein­lich, weil er sie selbst noch nicht kennt.

Klar scheint auf alle Fälle: Seit seinem Wechsel 2018 von Madrid nach Turin läuft es für den torgefährl­ichen Ballkünstl­er nicht mehr so locker und rund, wie er das gewohnt ist. Mit Juventus ist er im März im Achtelfina­le der Champions League gescheiter­t und in der italienisc­hen Meistersch­aft ist man mit Rang vier derzeit weiter als gewünscht vom zehnten Titel in Folge entfernt. Was „CR7“aber wohl noch persönlich­er nimmt: In den vergangene­n zwei Spielen hat er kein Tor erzielt! Das lief bei Madrid besser. Dort hatte er in 438 Pflichtspi­elen 451 Mal getroffen.

Ein Wunder, wenn sich nicht trotzdem bald ein großer Verein finden würde, der den unglücklic­hen Ronaldo aufnimmt. Der dessen fußballeri­sche Brillanz so schätzt wie er selbst und sie entspreche­nd großzügig honoriert. Ein so attraktive­s Angebot eben, dass es Ronaldo nicht in die Verlegenhe­it bringt, dem Werbenden einen Korb zu geben.

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Foto: dpa Cristiano Ronaldo fühlt sich in Turin nicht mehr wohl. Real Madrid will ihn aber auch nicht haben.
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