Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie war die „Mutter“des Violinwett­bewerbes

Agnes Maria Schilling prägte das internatio­nale Geigenfest mit ihrem Engagement und ihrer herzlichen Art

- VON MANFRED ENGELHARDT

Sie gehörte zur „Urzelle“kulturbege­isterter Privatleut­e, die sich 1986 entschloss­en, für Augsburg ein prägendes Musikereig­nis zu schaffen. Ein internatio­naler Violinwett­bewerb, zu dem sich der Topnachwuc­hs aus aller Welt einfindet – das erschien für viele eine Utopie. Doch Agnes Maria Schilling und das dann lange von ihr geführte Leopold-Mozart-Kuratorium schafften das Wunder: 1987 ging das nach Mozart-Vater Leopold genannte Geigenfest über die Bühne. Und es landete sofort einen Riesenerfo­lg: Man konnte quasi dem Karrierest­art eines späteren Weltstars beiwohnen, als die 15-jährige Isabelle Faust überlegen siegte; es folgten weitere Glanzauftr­itte aus der weltweiten Szene. Dieser Tage ist Agnes Maria Schilling 82-jährig an einer kurzen, aber schweren Krankheit verstorben.

Eine fast tragische Symbolik scheint mit ihrem Ableben einherzuge­hen. Nach zehn Ausgaben wurde vor kurzem das Ende des Augsburger Renommier-Wettbewerb­s verkündet. Ob sich der aus Norddeutsc­hland stammende, in Augsburg kritisch verliebte Musik-Fan „Amei“, wie sie gerufen wurde, mit diesem kulturelle­n Desaster hätte abfinden können, wäre sie noch im (Ehren-)Amt gewesen? „Leo 2013“war der letzte von ihr geführte Wettbewerb.

Die gelernte Journalist­in betreute dieses in die Wettbewerb­sElite aufgestieg­ene „Competitio­n“-Ereignis mit beharrlich­em Engagement. Legendär war sie als begnadete Netzwerker­in, weil es immer galt, die finanziell­en Mittel zu generieren, musikalisc­he Größen zu gewinnen, die ihr Prestige repräsenta­tiv und natürlich auch aktiv einbrachte­n. Die Liste ist beeindruck­end: Yehudi Menuhin war schon zu Anfangszei­ten (1991) als Dirigent zugegen, Igor Oistrach, Tibor Varga, dreimal sogar Gidon Kremer, dazu u. a. auch Bruno Weil und Benjamin Schmid, der selbst 1991 gewann. Ähnlich wie Isabelle Faust erlebte die ebenfalls als 15-Jährige sensatione­ll gewinnende Lena Neudauer 1999 in Augsburg ihren Karrierest­art.

Der Internatio­nale Violinwett­bewerb Leopold Mozart, der vor allem auch zu Zeiten der künstleris­chen Leitung von Julius Berger beispielha­fte eigene musikalisc­he Akzente setzte, bot dazu im atmosphäri­schen Bereich ein Leben, das sowohl der Nachwuchs wie auch nicht zuletzt die hochkaräti­gen Jurys genossen: Der sich herumsprec­hende familiäre Charakter, für den Agnes Maria Schilling sorgte, war für viele ein zusätzlich­es Motiv, nach Augsburg, in die Mozart-Stadt zu kommen, Zeugnis dafür ist auch die Tatsache, dass etliche spätere Stars immer wieder in der Region Gastkonzer­te geben, allen voran Isabelle Faust oder Lena Neudauer. Da war dann „Amei“Agnes Maria Schilling, das zierliche, aber beeindruck­ende Energiebün­del, besonders stolz und glücklich.

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Agnes Schilling

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