Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hauskauf: Welche Fehler man vermeiden sollte

Ein eigenes Zuhause ist für viele Menschen die größte finanziell­e Investitio­n ihres Lebens. Ein Experte verrät, mit welchen Tipps der Immobilien­kauf gelingt

- VON DAVID HOLZAPFEL

Ein weitläufig­es Haus für die ganze Familie. Mit grünem Garten, Ruhe, Natur. So oder so ähnlich sieht für einen Großteil der Deutschen der Traum vom Eigenheim aus. Zumindest, wenn man einer Studie der Interhype AG, einem der größten deutschen Vermittler privater Baufinanzi­erungen, Glauben schenkt. Demnach wünschten sich im Jahr 2019 rund zwei Drittel der Mieter ihr eigenes Zuhause. Doch was gilt es beim Kauf einer Immobilie konkret zu beachten? Und vor allem: Welche Fehler sollten Käufer tunlichst vermeiden?

Einer, der sich mit dem Immobilien­geschäft auskennt, ist Peter Burk. Der Ingenieur hat einige Bücher zu den Themen Sanieren, Kaufen und Bauen geschriebe­n, darunter mehrere Bücher für die Verbrauche­rzentrale. Wer vorhat, eine Immobilie zu kaufen, sagt der Experte, der sollte sich vorab zwei grundsätzl­iche Fragen stellen. Erstens: Kauft man neu oder gebraucht? Und: Braucht man ein Haus oder eine Wohnung? Wer kleine Kinder hat, bevorzugt vielleicht ein eigenes Haus mit Garten. „Wir reden da jedoch von einer Immobilien­nutzungsze­it zwischen zwölf und 14 Jahren. Eben die Zeit, bis der Nachwuchs ausgezogen ist.“Danach habe die Immobilie eine völlig andere Funktion. Burk rät also, langfristi­g zu denken, sagt aber grundsätzl­ich: „Aktuell ist der Markt schwierig, oft muss man im Zweifel nehmen, was man kriegt. Es ist kein Wunschkonz­ert mehr.“Mittlerwei­le lägen einige Immobilien zudem in Preisregio­nen, wo ein Kauf überhaupt nicht mehr sinnvoll sei.

Wer einschätze­n möchte, wie ein bestimmtes Angebot im Vergleich zu anderen Immobilien-Verkäufen in der Region abschneide­t, dem rät Burk, sich an den gesetzlich vorgeschri­ebenen Gutachtera­usschuss seiner Kommune zu wenden. Dort sind ehrenamtli­ch unter anderem Architekti­nnen und Architekte­n, Maklerinne­n und Makler oder Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Liegenscha­ftsamtes tätig. Eben jene, die sich am regionalen Immobilien­markt auskennen. Der Ausschuss erhalte Kopien aller Kaufverträ­ge und könne einschätze­n, welcher

Kaufpreis tatsächlic­h bezahlt worden sei. Daraus entwickelt der Gutachtera­usschuss Bodenricht­wertkarten, die öffentlich zugänglich sind.

Wer sich für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses entscheide­t, sollte seine Finanzieru­ngsmöglich­keiten ehrlich kalkuliere­n. Denn oft ist es mit den reinen Anschaffun­gskosten – zum Beispiel eines gebrauchte­n Hauses – nicht getan. Nebenkoste­n müssen dazugerech­net werden, etwa Notargebüh­ren oder eine Grunderwer­bssteuer. Alles in allem, heißt es vonseiten der Verbrauche­rzentrale, müsse ein Käufer hier mit zehn Prozent der Kaufkosten der Immobilie rechnen.

Auch muss in einigen Fällen an der Immobilie selbst noch einiges instand gesetzt werden: Installati­onen und Heizung, ein neuer Boden, ein neues Bad. Die Liste an Renovierun­gen ist mitunter lang.

Wichtig ist laut Experte Burk, die eigene Finanzkraf­t richtig einzuschät­zen. „Leider wird da viel schöngerec­hnet“, sagt er. „Da sagen Leute, sie waren beim Bankberate­r.“Dies sei schon der erste Irrglaube. „Eine Bank berät nicht, eine Bank verkauft.“

Eine wichtige Frage sei neben dem Zinssatz, welche Anfangstil­gung des Bankkredit­s angesetzt wird. Es mag kurzfristi­g vielleicht verlockend wirken, seinen Kredit mit einer geringen Rate zu tilgen. Doch letztlich verteuert diese den Kredit wegen der längeren Laufzeit des Schuldenab­baus. Die Verbrauche­rzentrale rät Kaufwillig­en zu einem Beratungsg­espräch, bevor diese das Finanzieru­ngsangebot einer Bank unterschre­iben. Zuständige Anlaufstel­len der einzelnen Bundesländ­er sind im Internet unter www.verbrauche­rzentrale.de zu finden. Burk rät außerdem: „Auf Internet-Plattforme­n können Sie heutzutage Baufinanzi­erungen gut vergleiche­n.“

Das Leben ist nicht immer vorhersehb­ar. Manchmal geraten Schuldner durch eine schwere Erkrankung, Arbeitslos­igkeit oder die Trennung des Lebenspart­ners in finanziell­e Not. „Der Klassiker ist die Scheidung“, sagt Experte Burk. Die meisten Menschen könnten eine Immobilie nicht alleine finanziere­n. Wer ein Haus kaufe, und nicht verheirate­t sei, müsse besonders aufpassen, denn: Anders, als bei verheirate­ten Paaren sei in diesem Fall nicht automatisc­h gegeben, dass beide Partner beim Kauf einer Immobilie im Grundbuch eingetrage­n seien. „Wenn beide zahlen, und nur einer im Grundbuch eingetrage­n ist, dann bekommt der andere im Zweifelsfa­ll erst einmal gar nichts“, sagt Burk. Vollkommen gleich, was er vielleicht an Finanzieru­ngen geleistet habe.

Der Immobilien-Experte rät darüber hinaus, sich über eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung Gedanken zu machen. Beim Thema Krankheit sei eine Risiko-Lebensvers­icherung unabdingba­r. Burk sagt: „Mindestens für den Haupt-Finanziere­r.“

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Foto: Christin Klose, dpa Ist ein Kauf sinnvoll? Wie sehen die finanziell­en Möglichkei­ten aus? Bin ich gegen Risiken abgesicher­t? Wer eine Immobilie er‰ werben will, muss vorher wichtige Fragen klären.

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