Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hauskauf: Welche Fehler man vermeiden sollte
Ein eigenes Zuhause ist für viele Menschen die größte finanzielle Investition ihres Lebens. Ein Experte verrät, mit welchen Tipps der Immobilienkauf gelingt
Ein weitläufiges Haus für die ganze Familie. Mit grünem Garten, Ruhe, Natur. So oder so ähnlich sieht für einen Großteil der Deutschen der Traum vom Eigenheim aus. Zumindest, wenn man einer Studie der Interhype AG, einem der größten deutschen Vermittler privater Baufinanzierungen, Glauben schenkt. Demnach wünschten sich im Jahr 2019 rund zwei Drittel der Mieter ihr eigenes Zuhause. Doch was gilt es beim Kauf einer Immobilie konkret zu beachten? Und vor allem: Welche Fehler sollten Käufer tunlichst vermeiden?
Einer, der sich mit dem Immobiliengeschäft auskennt, ist Peter Burk. Der Ingenieur hat einige Bücher zu den Themen Sanieren, Kaufen und Bauen geschrieben, darunter mehrere Bücher für die Verbraucherzentrale. Wer vorhat, eine Immobilie zu kaufen, sagt der Experte, der sollte sich vorab zwei grundsätzliche Fragen stellen. Erstens: Kauft man neu oder gebraucht? Und: Braucht man ein Haus oder eine Wohnung? Wer kleine Kinder hat, bevorzugt vielleicht ein eigenes Haus mit Garten. „Wir reden da jedoch von einer Immobiliennutzungszeit zwischen zwölf und 14 Jahren. Eben die Zeit, bis der Nachwuchs ausgezogen ist.“Danach habe die Immobilie eine völlig andere Funktion. Burk rät also, langfristig zu denken, sagt aber grundsätzlich: „Aktuell ist der Markt schwierig, oft muss man im Zweifel nehmen, was man kriegt. Es ist kein Wunschkonzert mehr.“Mittlerweile lägen einige Immobilien zudem in Preisregionen, wo ein Kauf überhaupt nicht mehr sinnvoll sei.
Wer einschätzen möchte, wie ein bestimmtes Angebot im Vergleich zu anderen Immobilien-Verkäufen in der Region abschneidet, dem rät Burk, sich an den gesetzlich vorgeschriebenen Gutachterausschuss seiner Kommune zu wenden. Dort sind ehrenamtlich unter anderem Architektinnen und Architekten, Maklerinnen und Makler oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Liegenschaftsamtes tätig. Eben jene, die sich am regionalen Immobilienmarkt auskennen. Der Ausschuss erhalte Kopien aller Kaufverträge und könne einschätzen, welcher
Kaufpreis tatsächlich bezahlt worden sei. Daraus entwickelt der Gutachterausschuss Bodenrichtwertkarten, die öffentlich zugänglich sind.
Wer sich für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses entscheidet, sollte seine Finanzierungsmöglichkeiten ehrlich kalkulieren. Denn oft ist es mit den reinen Anschaffungskosten – zum Beispiel eines gebrauchten Hauses – nicht getan. Nebenkosten müssen dazugerechnet werden, etwa Notargebühren oder eine Grunderwerbssteuer. Alles in allem, heißt es vonseiten der Verbraucherzentrale, müsse ein Käufer hier mit zehn Prozent der Kaufkosten der Immobilie rechnen.
Auch muss in einigen Fällen an der Immobilie selbst noch einiges instand gesetzt werden: Installationen und Heizung, ein neuer Boden, ein neues Bad. Die Liste an Renovierungen ist mitunter lang.
Wichtig ist laut Experte Burk, die eigene Finanzkraft richtig einzuschätzen. „Leider wird da viel schöngerechnet“, sagt er. „Da sagen Leute, sie waren beim Bankberater.“Dies sei schon der erste Irrglaube. „Eine Bank berät nicht, eine Bank verkauft.“
Eine wichtige Frage sei neben dem Zinssatz, welche Anfangstilgung des Bankkredits angesetzt wird. Es mag kurzfristig vielleicht verlockend wirken, seinen Kredit mit einer geringen Rate zu tilgen. Doch letztlich verteuert diese den Kredit wegen der längeren Laufzeit des Schuldenabbaus. Die Verbraucherzentrale rät Kaufwilligen zu einem Beratungsgespräch, bevor diese das Finanzierungsangebot einer Bank unterschreiben. Zuständige Anlaufstellen der einzelnen Bundesländer sind im Internet unter www.verbraucherzentrale.de zu finden. Burk rät außerdem: „Auf Internet-Plattformen können Sie heutzutage Baufinanzierungen gut vergleichen.“
Das Leben ist nicht immer vorhersehbar. Manchmal geraten Schuldner durch eine schwere Erkrankung, Arbeitslosigkeit oder die Trennung des Lebenspartners in finanzielle Not. „Der Klassiker ist die Scheidung“, sagt Experte Burk. Die meisten Menschen könnten eine Immobilie nicht alleine finanzieren. Wer ein Haus kaufe, und nicht verheiratet sei, müsse besonders aufpassen, denn: Anders, als bei verheirateten Paaren sei in diesem Fall nicht automatisch gegeben, dass beide Partner beim Kauf einer Immobilie im Grundbuch eingetragen seien. „Wenn beide zahlen, und nur einer im Grundbuch eingetragen ist, dann bekommt der andere im Zweifelsfall erst einmal gar nichts“, sagt Burk. Vollkommen gleich, was er vielleicht an Finanzierungen geleistet habe.
Der Immobilien-Experte rät darüber hinaus, sich über eine Berufsunfähigkeitsversicherung Gedanken zu machen. Beim Thema Krankheit sei eine Risiko-Lebensversicherung unabdingbar. Burk sagt: „Mindestens für den Haupt-Finanzierer.“