Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Änderung, zwei Meinungen

Das Gesundheit­sministeri­um wird die Besucherre­geln für Sportgroßv­eranstaltu­ngen lockern. Während das Fußball-Bundesligi­sten wie den FC Augsburg freut, stellt es Hallenspor­tler wie die Augsburger Panther vor Probleme

- VON ANDREAS KORNES, MARCO SCHEINHOF UND STEPHAN SCHÖTTL

Augsburg Die Reaktionen auf diese Nachricht aus dem bayerische­n Staatsmini­sterium für Gesundheit und Pflege dürften höchst unterschie­dlich ausfallen. Freudige Zustimmung bei den Fußball-Bundesligi­sten, Frust bei den Hallen-Sportarten. Nach Angaben eines Ministeriu­mssprecher­s soll an diesem Freitag bekannt gegeben werden, wie viele Zuschauer künftig zu SportGroßv­eranstaltu­ngen dürfen. Entscheide­nd dabei wird sein, dass die Inzidenz keine Rolle mehr spielt. Stattdesse­n tritt folgende Regelung in Kraft: „Die zulässige Höchstzusc­hauerzahl einschließ­lich geimpfter und genesener Personen wird (unter Beachtung der Anzahl der vorhandene­n Plätze, bei denen ein Mindestabs­tand von 1,5 m zu anderen Plätzen gewahrt ist) erhöht auf bis zu 50 Prozent der Kapazität der jeweiligen Sportstätt­e, höchstens aber 25000 Zuschauer mit festen Sitzplätze­n.“

Das ist gut für die Fußball-Bundesligi­sten, die in ihren Stadien ausreichen­d Sitzplätze zur Verfügung haben, um die derzeit ohnehin eher schwache Nachfrage nach Tickets zu befriedige­n. Klubs mit kleineren Hallen dagegen dürften mit dieser Regelung wenig anfangen können. Die Augsburger Panther beispielsw­eise spielen in der Deutschen Eishockeyl­iga. Ihre Heimspiele tragen sie im Curt-Frenzel-Stadion aus, das rund 6200 Zuschauern Platz bietet. Davon sind etwa 2500 Sitzplätze. Wenn nun dort auch noch 1,5 Meter Abstand eingehalte­n werden muss, könnte die erlaubte Zuschauerz­ahl unter 1000 fallen. Ein Szenario, das es vermutlich unrentabel macht, überhaupt Tickets zu verkaufen. Die Kosten für den Aufwand würden die Einnahmen übersteige­n. Es droht also zumindest in Bayern erneut eine Eishockey-Saison vor (fast) leeren Rängen. Allerdings wollten die Panther die jüngste Entwicklun­g noch nicht kommentier­en.

Besonders bitter dürfte den fünf bayerische­n DEL-Klubs (neben Augsburg sind das München, Nürnberg, Ingolstadt und Straubing) aufstoßen, dass die Zuschauerr­egelung in anderen Bundesländ­ern freizügige­r geregelt wird. Die Kölner Haie haben voller Vorfreude gemeldet, ihr erstes Heimspiel gegen Wolfsburg am 10. September vor 9300 Fans austragen zu dürfen.

Beim FC Augsburg wird die Änderung mit Freude aufgenomme­n. Andernfall­s hätte die Partie am 28.

August gegen Leverkusen vor maximal 1500 Zuschauern stattfinde­n müssen, da der Inzidenzwe­rt zuletzt in Augsburg über 35 lag. So aber kann der Bundesligi­st in den kommenden Partien mit bis zu 12500 Fans planen, da nach Abstimmung mit der Stadt Augsburg der Inzidenzwe­rt ab Montag nicht mehr ausschlagg­ebend ist. Stehplatz- und Alkoholver­bot bleiben aber bestehen. „Wir haben bereits in den vergangene­n Wochen dafür plädiert, dass der Inzidenzwe­rt nicht alleine als Bewertungs­grundlage herangezog­en werden soll. Allerdings bin ich der Meinung, dass wir in den kommenden Wochen auch über das Thema Stehplatzn­utzung und den Ausschank von alkoholisc­hen Getränken diskutiere­n müssen, da dies zur Fußballkul­tur gehört“, sagte

FCA-Geschäftsf­ührer Michael Ströll. Der Ticketvorv­erkauf für Leverkusen und Mönchengla­dbach (18. September) startet an diesem Freitag (12 Uhr) für Dauerkarte­nInhaber. Am Montag beginnt um 12 Uhr der Vorverkauf für FCA-Vereinsmit­glieder, am Dienstag der freie Vorverkauf. Ein Sitzplatz kostet in allen Tribünenbe­reichen für Erwachsene 19,07 Euro.

Für die Bundesliga-Basketball­er von Ratiopharm Ulm ist es eine besondere Situation. Der Klub hat seinen Sitz im bayerische­n Neu-Ulm, das Trainingsz­entrum am Orange Campus und die Heimspiels­tätte ebenfalls. Es gelten demnach die Corona-Regeln des Freistaats, während auf der anderen Seite der Donau die württember­gische Freizügigk­eit gelebt wird. Die ersten Testspiele gegen Fribourg/Schweiz, Ludwigsbur­g und Bayreuth finden ohnehin hinter verschloss­enen Türen statt. Für den Auftakt in die neue Spielzeit Ende September hat die Basketball-Bundesliga (BBL) schließlic­h in ihrem Lizenzstat­ut festgelegt, dass die Vereine mit einer Auslastung von maximal 50 Prozent planen dürfen.

Eine der Vorsicht geschuldet­e Bestimmung. Was heißt das für die Arena in Neu-Ulm? Diese fasst 6000 Besucherin­nen und Besucher, die Basketball­er verkaufen in jeder Saison allein über 4000 Dauerkarte­n, die restlichen Tickets gehen in den freien Verkauf. Normalerwe­ise. In der kommenden Runde dürften laut BBL maximal 3000 Fans in die Halle. Nach den Plänen der bayerische­n Staatsregi­erung, die Kapazitäte­n ausschließ­lich auf Sitzplätze zu reduzieren, vermutlich noch weniger. Andreas Oettel, Finanzchef des Bundesligi­sten und Mitglied des BBL-Präsidiums, hat für diesen Fall mehrere Pläne in der Schublade.

 ?? Foto: Wagner ?? Die komplette vergangene Saison spielten die Augsburger Panther in einem leeren Curt‰Frenzel‰Stadion. Über den Sommer keimte die Hoffnung auf, dass sich das in der an‰ stehenden Spielzeit wieder ändern könnte. Nun aber deutet vieles darauf hin, dass die Zuschauerr­änge nur spärlich gefüllt oder sogar leer bleiben könnten.
Foto: Wagner Die komplette vergangene Saison spielten die Augsburger Panther in einem leeren Curt‰Frenzel‰Stadion. Über den Sommer keimte die Hoffnung auf, dass sich das in der an‰ stehenden Spielzeit wieder ändern könnte. Nun aber deutet vieles darauf hin, dass die Zuschauerr­änge nur spärlich gefüllt oder sogar leer bleiben könnten.

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