Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Änderung, zwei Meinungen
Das Gesundheitsministerium wird die Besucherregeln für Sportgroßveranstaltungen lockern. Während das Fußball-Bundesligisten wie den FC Augsburg freut, stellt es Hallensportler wie die Augsburger Panther vor Probleme
Augsburg Die Reaktionen auf diese Nachricht aus dem bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege dürften höchst unterschiedlich ausfallen. Freudige Zustimmung bei den Fußball-Bundesligisten, Frust bei den Hallen-Sportarten. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers soll an diesem Freitag bekannt gegeben werden, wie viele Zuschauer künftig zu SportGroßveranstaltungen dürfen. Entscheidend dabei wird sein, dass die Inzidenz keine Rolle mehr spielt. Stattdessen tritt folgende Regelung in Kraft: „Die zulässige Höchstzuschauerzahl einschließlich geimpfter und genesener Personen wird (unter Beachtung der Anzahl der vorhandenen Plätze, bei denen ein Mindestabstand von 1,5 m zu anderen Plätzen gewahrt ist) erhöht auf bis zu 50 Prozent der Kapazität der jeweiligen Sportstätte, höchstens aber 25000 Zuschauer mit festen Sitzplätzen.“
Das ist gut für die Fußball-Bundesligisten, die in ihren Stadien ausreichend Sitzplätze zur Verfügung haben, um die derzeit ohnehin eher schwache Nachfrage nach Tickets zu befriedigen. Klubs mit kleineren Hallen dagegen dürften mit dieser Regelung wenig anfangen können. Die Augsburger Panther beispielsweise spielen in der Deutschen Eishockeyliga. Ihre Heimspiele tragen sie im Curt-Frenzel-Stadion aus, das rund 6200 Zuschauern Platz bietet. Davon sind etwa 2500 Sitzplätze. Wenn nun dort auch noch 1,5 Meter Abstand eingehalten werden muss, könnte die erlaubte Zuschauerzahl unter 1000 fallen. Ein Szenario, das es vermutlich unrentabel macht, überhaupt Tickets zu verkaufen. Die Kosten für den Aufwand würden die Einnahmen übersteigen. Es droht also zumindest in Bayern erneut eine Eishockey-Saison vor (fast) leeren Rängen. Allerdings wollten die Panther die jüngste Entwicklung noch nicht kommentieren.
Besonders bitter dürfte den fünf bayerischen DEL-Klubs (neben Augsburg sind das München, Nürnberg, Ingolstadt und Straubing) aufstoßen, dass die Zuschauerregelung in anderen Bundesländern freizügiger geregelt wird. Die Kölner Haie haben voller Vorfreude gemeldet, ihr erstes Heimspiel gegen Wolfsburg am 10. September vor 9300 Fans austragen zu dürfen.
Beim FC Augsburg wird die Änderung mit Freude aufgenommen. Andernfalls hätte die Partie am 28.
August gegen Leverkusen vor maximal 1500 Zuschauern stattfinden müssen, da der Inzidenzwert zuletzt in Augsburg über 35 lag. So aber kann der Bundesligist in den kommenden Partien mit bis zu 12500 Fans planen, da nach Abstimmung mit der Stadt Augsburg der Inzidenzwert ab Montag nicht mehr ausschlaggebend ist. Stehplatz- und Alkoholverbot bleiben aber bestehen. „Wir haben bereits in den vergangenen Wochen dafür plädiert, dass der Inzidenzwert nicht alleine als Bewertungsgrundlage herangezogen werden soll. Allerdings bin ich der Meinung, dass wir in den kommenden Wochen auch über das Thema Stehplatznutzung und den Ausschank von alkoholischen Getränken diskutieren müssen, da dies zur Fußballkultur gehört“, sagte
FCA-Geschäftsführer Michael Ströll. Der Ticketvorverkauf für Leverkusen und Mönchengladbach (18. September) startet an diesem Freitag (12 Uhr) für DauerkartenInhaber. Am Montag beginnt um 12 Uhr der Vorverkauf für FCA-Vereinsmitglieder, am Dienstag der freie Vorverkauf. Ein Sitzplatz kostet in allen Tribünenbereichen für Erwachsene 19,07 Euro.
Für die Bundesliga-Basketballer von Ratiopharm Ulm ist es eine besondere Situation. Der Klub hat seinen Sitz im bayerischen Neu-Ulm, das Trainingszentrum am Orange Campus und die Heimspielstätte ebenfalls. Es gelten demnach die Corona-Regeln des Freistaats, während auf der anderen Seite der Donau die württembergische Freizügigkeit gelebt wird. Die ersten Testspiele gegen Fribourg/Schweiz, Ludwigsburg und Bayreuth finden ohnehin hinter verschlossenen Türen statt. Für den Auftakt in die neue Spielzeit Ende September hat die Basketball-Bundesliga (BBL) schließlich in ihrem Lizenzstatut festgelegt, dass die Vereine mit einer Auslastung von maximal 50 Prozent planen dürfen.
Eine der Vorsicht geschuldete Bestimmung. Was heißt das für die Arena in Neu-Ulm? Diese fasst 6000 Besucherinnen und Besucher, die Basketballer verkaufen in jeder Saison allein über 4000 Dauerkarten, die restlichen Tickets gehen in den freien Verkauf. Normalerweise. In der kommenden Runde dürften laut BBL maximal 3000 Fans in die Halle. Nach den Plänen der bayerischen Staatsregierung, die Kapazitäten ausschließlich auf Sitzplätze zu reduzieren, vermutlich noch weniger. Andreas Oettel, Finanzchef des Bundesligisten und Mitglied des BBL-Präsidiums, hat für diesen Fall mehrere Pläne in der Schublade.