Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Niederlech­ners Blick geht nur nach vorne

Der Stürmer des FC Augsburg hatte eine schwierige vergangene Saison. Die aber ist abgehakt, unter Markus Weinzierl will er zurück zu alter Stärke finden. Was es dafür braucht, damit das Vorhaben gelingt

- VON MARCO SCHEINHOF

Florian Niederlech­ner hatte im Sommerurla­ub die Gedanken schweifen lassen. Weit weg vom Fußball, weit weg von der vergangene­n Saison des FC Augsburg. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken, was alles schief gelaufen war. Er wollte die Saison einfach vergessen. Erst auf den letzten Metern hatten die Augsburger den Klassenerh­alt geschafft, auch wegen des Trainerwec­hsels von Heiko Herrlich zu Markus Weinzierl. Für Niederlech­ner war es trotz des positiven Endes eine Saison mit vielen Tiefpunkte­n. Die Höhepunkte waren rar gesät.

Fünf Tore, vier Vorlagen – mehr kam nicht zusammen. Dabei hatte er im Jahr davor noch mit 13 Treffern geglänzt. Irgendwie aber kam der Stürmer unter Heiko Herrlich nicht wirklich zurecht. Darüber reden möchte Niederlech­ner nicht mehr. Am Donnerstag sagte er: „Das war nicht meine Saison, das darf auch mal passieren. Es sollte aber nicht noch mal vorkommen.“Soll heißen: Niederlech­ner ist voll motiviert, sich von einer anderen Seite zu zeigen. In der vergangene­n Saison hatte er sich häufiger unter Druck gesetzt. Wollte gute Spiele erzwingen. Das gelingt selten. Nun möchte er gelassener bleiben, auch in Phasen, in denen es mal nicht so läuft. Die werden kommen, das ist in jedem Stürmerleb­en – außer vielleicht bei Bayerns Ausnahmean­greifer Robert Lewandowsk­i – so.

Niederlech­ner ist ein Spieler, der viel vom Vertrauen lebt. „Aber das kommt nur durch Erfolgserl­ebnisse“, sagte er. Die will sich der 30-Jährige so schnell wie möglich holen. „Für mich ist es wichtig, dass ich einen guten Start hinlege“, meinte er. Die erste Gelegenhei­t dazu hatte er gegen Hoffenheim verstreich­en lassen. Beim 0:4 hatte er keine wirklich gute Torchance. Das lag auch an einer Fehlentsch­eidung seines Kollegen Ruben Vargas. Der Schweizer entschied sich nach gut 20 Minuten für einen eigenen Abschlussv­ersuch aus schwierige­m Winkel statt in die Mitte zu Niederlech­ner zu passen. Der stand recht frei und hätte wohl das wichtige 1:0 erzielt. Aus einer ähnlichen Position wie in Greifswald, als ihm beim 4:2-Erfolg ein Treffer gelang. Gegen Hoffenheim aber blieb er ohne Torchance. „So ein Spiel wird noch häufiger vorkommen. Das ist so, wenn man nicht Bayern, Dortmund oder Leipzig ist“, sagt der Stürmer. Und: „Vielleicht muss ich auch bessere Wege gehen, um die Chancen zu bekommen.“

Bei Klubs wie dem FCA warten auf die Offensivsp­ieler häufig andere Aufgaben. „Wichtig ist der Gesamtplan, in dem der Stürmer auch defensive Aufgaben hat. Aber natürlich brauchen wir auch die Tore unserer Offensivsp­ieler“, sagte FCA-Trainer Markus Weinzierl. Letztlich gehe es um das Mannschaft­sergebnis und das Erreichen der Ziele. Und das ist beim FCA wie jedes Jahr der Klassenerh­alt. Niederlech­ner kennt das auch aus seiner Zeit in Freiburg. „Das sind Klubs, bei denen man als Stürmer auch viel gegen den Ball arbeiten muss“, sagte der 30-Jährige, „ich nehme mir vor, da immer voranzugeh­en. Da muss ich am Wochenende aber noch eine Schippe drauflegen.“Mit der Aggressivi­tät, gerade im Anlaufverh­alten, war er gegen Hoffenheim nicht wirklich zufrieden.

In Frankfurt besteht am Samstag (15.30 Uhr) die Chance zur Besserung. „Wir fahren dahin, um unbedingt zu gewinnen“, sagte Niederlech­ner. Eine weitere Niederlage könnte gleich für Druck sorgen vor dem Heimspiel gegen Leverkusen. Allerdings steht die Eintracht nach der Niederlage in Dortmund vor einer ähnlichen Situation. „Wir wissen, was da auf uns zukommt“, sagte Niederlech­ner. Eine Mannschaft nämlich mit guten Einzelspie­lern, die von 25000 Zuschauern unterstütz­t wird. „Da kommt eine enorme Wucht von den Rängen“, sagte der FCA-Stürmer.

Ihm wird auch am Samstag Nebenmann Alfred Finnbogaso­n fehlen. Der Isländer hat zwar nach seiner Verletzung am Innenband des Sprunggele­nks wieder mit dem Balltraini­ng begonnen, eine Rückkehr in den Kader ist aber noch offen. Niederlech­ner bedauerte das. „Wir haben viele Vorbereitu­ngsspiele zusammen gemacht und waren gut eingespiel­t“, sagte der 30-Jährige. Er habe auch Markus Weinzierl gegenüber immer wieder betont, wie gerne er mit Finnbogaso­n zusammensp­iele. „Er war wieder gut drauf und auf dem Weg zu alter Fitness“, sagte Niederlech­ner. Umso bitterer sei die erneute Verletzung. „Alfred ist ein wichtiger Spieler für die Mannschaft und für mich“, sagte Niederlech­ner. Die Zusammenar­beit mit Markus Weinzierl gefällt ihm. Vor allem in den Partien während der Vorbereitu­ng habe sich der FCA auch gegen sehr namhafte Gegner viele Möglichkei­ten erspielt, was die Aufgaben eines Stürmers deutlich erleichter­t. Unter Herrlich hatte Niederlech­ner kaum Vorlagen bekommen.

Der Stürmer ist für die Zukunft zuversicht­lich. „Ich will jetzt an meine starke Saison in Augsburg anknüpfen“, sagt er. An die 13 Tore aus der Saison 2019/2020. Und dabei das vergangene Jahr ganz aus dem Gedächtnis streichen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Florian Niederlech­ner (hier gegen Hoffenheim­s Kevin Vogt) hat nur den Ball im Blick. Gegen Hoffenheim hatte er keine richtige Torchance, auch weil ihn Ruben Vargas einmal übersah. In Frankfurt nun hofft er auf sein erstes Saisontor in der Bundesliga.
Foto: Ulrich Wagner Florian Niederlech­ner (hier gegen Hoffenheim­s Kevin Vogt) hat nur den Ball im Blick. Gegen Hoffenheim hatte er keine richtige Torchance, auch weil ihn Ruben Vargas einmal übersah. In Frankfurt nun hofft er auf sein erstes Saisontor in der Bundesliga.

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