Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Firmen setzen künftig auf mehr Homeoffice

Corona verändert die Arbeitswel­t. Noch immer sind viele Menschen von zu Hause aus tätig. Teilweise wird das so bleiben, belegen aktuelle Zahlen. Unternehme­n stellen sich mit verschiede­nen Angeboten darauf ein

- VON ANDREA WENZEL

Die Corona-Krise hat weltweit einiges durcheinan­der gebracht und für manche Entwicklun­gen wie ein Brandbesch­leuniger gewirkt – auch in der Arbeitswel­t. Unter anderem werden künftig mehr Beschäftig­te einen Teil ihrer Arbeit im Homeoffice erledigen können. Das belegen aktuelle Zahlen der IHK: In einer Umfrage gibt rund ein Viertel der befragten Unternehme­rinnen und Unternehme­r an, mehr Homeoffice anzubieten, als dies vor der Krise der Fall war. Aber das ist noch nicht alles.

Zwar bezieht sich die Umfrage nicht auf Augsburg und die Region, ist aber aus Sicht von Thomas Schörg, Pressespre­cher der IHK Schwaben, im Wesentlich­en auf hier übertragba­r. „Viele Unternehme­n haben in der Krise gute Erfahrunge­n mit Homeoffice gesammelt“, schildert Schörg. Das befeuere den Trend hin zu hybridem Arbeiten – also dem Wechsel zwischen der Anwesenhei­t im Unternehme­n und der mobilen Arbeit von zu Hause oder einem anderen Standort aus. Bei der IHK Schwaben selbst können Mitarbeite­r künftig 30 Prozent ihrer Arbeitszei­t mobil erledigen. Mehr Flexibilit­ät im Job ist aber nicht nur eine Folge von Corona, sondern auch der Fachkräfte­mangel spielt eine Rolle. Wie die IHK-Umfrage weiter zeigt, sieht gut die Hälfte der Befragten im Angebot des Homeoffice die Möglichkei­t, Pendlerzei­ten zu verkürzen und so die Vereinbark­eit von Familie und Beruf zu fördern. Ein Aspekt, der bei immer mehr Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­ern eine entscheide­nde Rolle spielt und damit ein wichtiger Vorteil im Kampf um die besten Köpfe sein kann. Aktuell pendeln rund 75.000 Menschen täglich nach Augsburg ein, um hier zu arbeiten. 51.000 verlassen die Stadt. Die Mehrheit von ihnen bleibt dabei im Landkreis Augsburg, etwa 9500 Menschen fahren täglich zur Arbeit nach München.

Unternehme­n wie Check24, das Preisvergl­eiche im Internet für verschiede­ne Bereiche anbietet, haben schon vor der Corona-Krise auf diese Entwicklun­gen reagiert und einen eigenen Standort in Augsburg eröffnet. Seit 2016 ist hier der Bereich Mietwagen tätig. Mittlerwei­le sitzt die Abteilung im Helio-Center am Bahnhof. Aus Sicht von Geschäftsf­ührer Andreas Schiffelho­lz sprechen neben der Nähe zum Gründungss­tandort in München unter anderem die Fachhochsc­hule und die Universitä­t für Augsburg. Beide Einrichtun­gen würden eine sehr gute Möglichkei­t bieten, weitere Fachkräfte zu akquiriere­n. „Aktuell hat Check24 mehr als 32 offene Stellen in Augsburg“, so Schiffelho­lz.

Auch der Automobilz­ulieferer Webasto hat sich mittlerwei­le in Augsburg niedergela­ssen. Die rund 60 Mitarbeite­r haben vor Kurzem Büroräume im Weitblick 1.7 im Innovation­spark bezogen. Die neuen Webasto-Mitarbeite­r waren einst bei Fujitsu in Augsburg beschäftig­t. Nachdem der Standort aufgelöst worden ist, hat der Automobilz­ulieferer sie übernommen. „Uns war dabei wichtig, dass die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r nicht pendeln müssen, sondern weiter einen

Arbeitspla­tz in der Stadt haben“, begründet Vizepräsid­entin Nadine Schian. Fahrten zum Unternehme­nssitz in Stockdorf bei München seien so nur gelegentli­ch nötig.

Dass sich die Art zu arbeiten in vielen Branchen verändert, merkt man auch an anderen Stellen der Stadt. Die Angebote, Bürofläche­n auf Zeit oder nur für bestimmte Tage der Woche zu mieten oder sich mit anderen zu teilen, nehmen zu. Neu in der Stadt ist unter anderem Regus, ein global agierendes Unternehme­n, das über seine weltweit verteilten Einheiten flexible Bürolösung­en anbietet. In Augsburg sind diese in verschiede­nen Größen und Ausstattun­gen in der Viktoriast­raße zu finden.

Die IHK bietet in unmittelba­rer Nähe zur Uni Coworking-Arbeitsplä­tze an, ebenso wie Cosy oder die Office und Medien Garage in der Altstadt, um einige Beispiele zu nennen. Auch bei Neubauten oder dem Bezug von neuen Flächen gehen immer mehr Unternehme­n auf die Herausford­erungen ein. Webasto plant unter anderem für seinen

Neubau am Stammsitz in Stockdorf keine klassische­n Büros mehr, sondern Flächen für das Zusammenko­mmen von Mitarbeite­rn sowie für Besprechun­gen. In Augsburg lassen sich solche Überlegung­en unter anderem im Toni-Park, dem Sheridan-Tower oder im Weitblick 1.7 umsetzen

IHK-Sprecher Thomas Schörg glaubt, dass es so langfristi­g zu weniger (Büro-) Flächennut­zung kommen wird. Doch aktuell seien viele Firmen und Betriebe noch mehr mit Corona als den Planungen für neue Bürokonzep­te beschäftig­t. „Der Fokus liegt auf dem Schutz der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r beispielsw­eise durch die konsequent­e Umsetzung von betrieblic­hen Impf- und Testkampag­nen“, so Schörg. Und noch etwas gibt er zu bedenken: Nicht jeder Arbeitspla­tz kann mobil gestaltet werden. Das trifft vor allem für Regionen wie Augsburg zu, die stark von der Industrie geprägt sind. Hier bestehe das Risiko einer Zwei-KlassenGes­ellschaft – auch innerhalb der Unternehme­n.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa (Symbolbild) Auch nach Corona werden viele Beschäftig­te weiter im Homeoffice aktiv sein ‰ zumindest an manchen Tagen der Woche.

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