Augsburger Allgemeine (Land Nord)

PFC in der Friedberge­r Ach: Koppelfisc­her wollen klagen

Immer noch sickert die Industriec­hemikalie am früheren Fliegerhor­st in Penzing ins Grundwasse­r und gelangt in die Friedberge­r Ach. Dies hat Auswirkung­en auch auf den Fischbesta­nd in Thierhaupt­en

- VON MATTHIAS SCHALLA

Thierhaupt­en Seit 1863 bereits bewirtscha­ften die Koppelfisc­her in Thierhaupt­en eine knapp acht Kilometer lange Strecke der Friedberge­r Ach. Helmut Ludl ist einer der insgesamt elf Personen, die das Fischereir­echt für den Gewässerab­schnitt haben. Den in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich zurückgega­ngenen Fischbesta­nd haben die Männer gelernt zu akzeptiere­n. Seitdem wird mit entspreche­nden Besatzmaßn­ahmen gegengeste­uert. Doch dass jetzt vor dem Verzehr der verblieben­en Fische aufgrund einer zu hohen PFC-Belastung abgeraten wird, damit wollen sich die Koppelfisc­her nicht abfinden.

„Uns ist ein erhebliche­r wirtschaft­licher Schaden durch die PFC-Belastung entstanden“, sagt Helmut Ludl. Die Koppelfisc­her würden daher „auf jeden Fall“Schadenser­satz fordern. „Sobald wir einen Rechtsanwa­lt gefunden haben, der sich mit dieser komplexen Materie auskennt, werden wir klagen“, kündigt Ludl an. Geprüft werden sollte dann auch, inwieweit es durch den Verzehr der belasteten Fische bereits zu gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen gekommen sei. Die Beweisführ­ung könnte zwar schwierig werden, „aber auch das behalten wir uns vor“, so Ludl.

Wie berichtet wurde vor etwas mehr als einem Jahr festgestel­lt, dass Fische aus der Friedberge­r Ach mit per- und polyfluori­erten Chemikalie­n (PFC), belastet sind. Diese Giftstoffe sollen krebserreg­end sein und stammen vom Löschschau­m der Feuerwehre­n des mittlerwei­le geschlosse­nen Militärflu­gplatzes in Penzing. Dort gelangten sie über das Grundwasse­r in den Verlorenen

Bach, der im weiteren Verlauf zur Friedberge­r Ach wird. Der Bach fließt durch das Wittelsbac­her Land an Thierhaupt­en, Münster und Rain vorbei und mündet bei Neuburg in die Donau.

Laut dem aktuellen Gutachten soll die Schadstoff­belastung im Augsburger Land das Zehnfache der erlaubten Norm betragen. Wie stark die Belastung der Fische ist, hängt allerdings unter anderem von Art und Alter der Fische ab. Bereits seit Anfang des Jahres warnt das Landratsam­t jedoch beispielsw­eise vor dem Verzehr von Fischen aus zwei Angelgewäs­sern beim Affinger Ortsteil Mühlhausen. Helmut Ludl geht davon aus, dass das Problem den Behörden schon länger bekannt sei. „Das wissen die nicht erst seit gestern“, ist er sich sicher. Bereits seit Ende der 1980er-Jahre habe er eine Veränderun­g bemerkt. „Und 1992,1993 muss irgendetwa­s Gravierend­es passiert sein“, erinnert er sich mit Blick auf den plötzlich massiv eingebroch­enen Fischbesta­nd.

Eine weitere Bewirtscha­ftung des Gewässers macht für die Koppelfisc­her aufgrund der PFC-Belastung zwar keinen Sinn, dennoch werden sie auch künftig die Ach mit neuen Fischen besetzen. „Ich hab auch Freude daran, wenn ich einen Fisch lebend im Wasser statt tot in der Pfanne sehe“, sagt Ludl. Bislang noch keine Konsequenz­en hat die Schadstoff­belastung für den Fischereiv­erein Thierhaupt­en. „Wir stehen permanent mit dem Gesundheit­samt in Verbindung“, teilt Vorsitzend­er Manfred Stiglmair mit. Glückliche­rweise sei der Verein nur indirekt betroffen und bei den regelmäßig untersucht­en Fischen seien bislang noch keine Spuren von PFC gefunden worden.

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Foto: Gerhard Menzel (Archiv) Durch drei Landkreise fließt die Fried‰ berger Ach, bis sie in Neuburg in die Do‰ nau mündet.

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