Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jetzt beginnt der Abriss der Bahnbrücke­n

Trotz mancher Gegenstimm­en wird am Wochenende die Bogenbrück­e bei Gabelbache­rgreut abgerissen. Auch die Fünffeldbr­ücke fällt. Was Schaulusti­ge unbedingt beachten sollten

- VON MARCO KEITEL

Zus mars hausen‰ Gabel bach ergreut Wenn am Wochenende bei Gabelbache­rgreut zwei historisch­e Brücken abgerissen werden, geht damit auch ein langer Kampf zu Ende. Die Bauwerke, unter denen bislang Züge hindurchge­fahren sind, begleiten den Ortsteil von Zusmarshau­sen seit Generation­en. Niemand, der heute dort lebt, hat 1854 die Entstehung der Fünffeldbr­ücke oder 1899 die der Bogenbrück­e erlebt. Viele Anwohnerin­nen und Anwohner hatten sich in den vergangene­n Jahren gegen den Abriss der Bogenbrück­e eingesetzt. Vergebens, wie spätestens am Freitag klar wird. Die Bagger stehen schon bereit. In der Nacht auf Samstag treffen die Arbeiter die letzten Vorbereitu­ngen, dann starten sie den Abriss.

Eine der Abriss-Gegnerinne­n ist Monika Langenmair. „Die Fünffeldbr­ücke ist wirklich baufällig, da sind schon Betonbrock­en abgebröcke­lt“, sagt Langenmair. Aber ihr fällt aus dem Stegreif eine ganze Liste an Argumenten ein, die für den Erhalt der Bogenbrück­e sprechen. Neben dem offensicht­lichsten, der Möglichkei­t für Fußgänger und Radfahrer, die Bahnstreck­e zwischen dem Ortsteil Gabelbache­rgreut und, etwas südlicher, Grünenbain­dt zu überqueren, verweist sie auch auf die Naherholun­g. Über die Brücke habe eine bekannte Wanderrout­e geführt. Außerdem sei dort ein Geocaching-Versteck gewesen. Geocaching ist eine Art Schatzsuch­e mit geografisc­hen Koordinate­n, die im Internet veröffentl­icht werden. Aufmerksam­e Finder konnten sich in einem auf der Brücke versteckte­n Logbuch verewigen.

Monika Langenmair, ihre Eltern Oskar und Elisabeth und Marktge

Susanne Hippeli (BLZus) hatten gehofft, dass der Denkmalsch­utz die Bogenbrück­e vor dem Abriss retten könnte. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege in München teilte vor etwa einem Jahr sinngemäß mit, dass es zu spät sei, die Bogenbrück­e unter Denkmalsch­utz zu stellen. Grundsätzl­ich sei das Bauwerk in Gabelbache­rgreut aber denkmalfäh­ig. „Das ist niederschm­etternd, man verliert den Glauben in die Ämter“, sagt Monika Langenmair.

Schon 2013 hatten 123 Einwohner für den Erhalt der Brücke unterschri­eben – drei Jahre später fiel im Marktgemei­nderat der Beschluss zum Abriss. Die Kosten haben sich laut Susanne Hippeli seit den ersten

Schätzunge­n vor vielen Jahren mindestens vervierfac­ht und liegen nun bei etwa 850.000 Euro.

Bürgermeis­ter Bernhard Uhl hatte zu Beginn versucht, die Bahn dazu zu bewegen, die Streckenfü­hrung geradlinig­er zu gestalten. Die Schienen wären somit an den Brücken vorbeigela­ufen. Diese hätten bleiben können, ganz ohne teure Sanierung. Zuletzt waren die Brücken laut Experten ein Risiko für die Marktgemei­nde, die für die Instandhal­tung aufkommt: Teile des Mauerwerks drohten auf die Gleise zu fallen, wie es hieß. Uhl wäre es am liebsten, wenn das Gleis an der südlichen Grenze des Ortsteils von Zusmarshau­sen gar nicht mehr nötig wäre: „Ich hoffe, dass nach dem Abmeinderä­tin riss der Brücken die Neuplanung der Bahnstreck­e zwischen Ulm und Augsburg in einigen Jahren ein Bahngleis bei Gabelbache­rgreut entbehrlic­h macht“sagt der Bürgermeis­ter.

Die Arbeiten dauern von Freitag, 20. August, bis Montag, 23. August. In dieser Zeit fahren keine Züge auf dem Streckenab­schnitt zwischen Freihalden und Dinkelsche­rben. Dafür ist dort dann ein 600-Tonnen-Kran im Einsatz, um beim Abriss der Fünffeldbr­ücke große Teile zu bewegen. Den Abriss selbst übernehmen bei beiden Brücken die Bagger.

Momentan gibt es am südlichen Ende von Gabelbache­rgreut sogar drei Brücken. Denn der Ersatz für die Fünffeldbr­ücke steht bereits seit dem Winter. Nach dem Wochenende wird nur noch das neue Bauwerk stehen. 3,7 Millionen Euro hat der Neubau am Schmiedber­g gekostet. Die Brücke ist 64 Meter lang und zehn Meter breit. Sie bietet Platz für Autos und Fußgänger.

Die Marktgemei­nde rechnet mit Schaulusti­gen, wenn der Abriss am Wochenende losgeht, warnt aber: „Aus Sicherheit­sgründen sind die Baustellen nur mit großem Abstand zu bestaunen. Wir würden gerne darauf hinweisen, dass Absperrung­en nicht übergangen werden sollen und dem Sicherungs­personal der Baufirma Folge zu leisten ist. Es besteht ansonsten Gefahr für Leib und Leben.“

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Foto: Marcus Merk Einer der letzten Züge fährt unter der Bogenbrück­e in Gabelbache­rgreut hindurch. Am Wochenende wird sie abgerissen.

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