Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hoeneß und die Impf-Bratwurst
Die Wurst ist von alters her für ihre kommunikativ-versöhnende Wirkung bekannt. Das gilt in der Gastronomie, wenn der Kellner zum Koch sagt: „Brätst du mir die Wurst, lösch ich dir den Durst.“Das gilt auch im privaten Miteinander: „Eine Wurst über den Zaun und eine Wurst herüber erhalten die Freundschaft.“
Genau genommen ist die Wurst ein gesamteuropäisches Phänomen. Die Schotten sind mächtig stolz auf „Haggis“, eine schwere Wurst, dem „Pfälzer Saumagen“nicht unähnlich. In Litauen wird der Hunger gerne mit „Skilandis“, einer kalt geräucherten Presswurst gestillt. Die Ungarn lieben ihre herzhaft-scharfe „Kolbász“.
Damit sind wir bei Olaf von Löwis of Menar, CSU-Politiker und Landrat in Miesbach. Er ist in Ungarn geboren als Spross eines alten Adelsgeschlechts, das ursprünglich aus Schottland stammte und lange in Litauen lebte. Man möchte also meinen, dass er eine tradiert-unverkrampfte Beziehung zu Lebensmitteln auf Borstenvieh-Basis hat.
Dennoch schmeckte es ihm gar nicht, als er hörte, dass Bayerns bekanntester Würschtelbrater, ExBayern-Präsident Uli Hoeneß, in seiner Heimatgemeinde Bad Wiessee Corona-Impflingen als Belohnung eine Bratwurst spendieren will. Am Impfbus des Landkreises geht gar nix, verfügte er. Aus einer Impfaktion solle kein Volksfest werden. Die Idee der Jungen Union Tegernsee wird an diesem Samstag dennoch in die Tat umgesetzt – ein paar Schritte entfernt vom Impfbus beim „Blaulichttag“von Rotem Kreuz und Feuerwehr.