Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Münchner Polizei bekommt ihr Gesicht zurück
Beim Attentat am Olympia-Einkaufszentrum wurde Marcus da Gloria Martins als Polizeisprecher berühmt. Nach einem Jahr im Gesundheitsministerium kehrt er in neuer Rolle zurück
München Als München vor fünf Jahren in Panik war, schaffte er es, die Ruhe zurückzubringen. Seither gilt der damalige Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins als Meister der Krisenkommunikation. Und so jemand wurde vor genau einem Jahr im Gesundheitsministerium dringend gebraucht. Dort brannte die Hütte, Ministerin Melanie Huml (CSU) geriet wegen misslungener Corona-Tests für Reiserückkehrer unter Druck. Der Polizist da Gloria Martins wurde vorübergehend als Chef der Corona-Kommunikation ins Gesundheitsressort entsandt. Nun kehrt er zurück zur Polizei – in neuer Funktion.
Am Abend des 22. Juli 2016 war München in hellem Aufruhr. Schüsse fielen. Menschen rannten in blanker Todesangst umher. Notrufe gingen aus dem gesamten Stadtgebiet ein. Es war der Abend des Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ).
Erst viel später wurde klar, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. David S. erschoss neun Menschen, bevor er sich selbst richtete. Zuvor war in den Stunden der Panik ein Mann vor die Kameras und Mikrofone getreten, der bis dato nur wenigen bekannt war: Marcus da Gloria Martins, Pressesprecher des Polizeipräsidiums München. Er sagte Sätze wie „Wichtig ist mir der Aspekt, dass man Ruhe bewahren sollte“und „Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer“.
An jenem Abend wurde er das „Gesicht“der Münchner Polizei. Mit seinem ruhigen, souveränen Auftritt und besonnenen Worten schaffte er es, die panischen Menschen zu beruhigen. Jahre zuvor hatte er seine Masterarbeit an der Uni Münster über Krisenkommunikation geschrieben. Dass jemand theoretische Kenntnisse so gut in die Praxis umzusetzen weiß, darf aber als Sonderfall gelten. Da Gloria Martins behielt auch angesichts von vielen
Falschmeldungen, Gerüchten, Halbwahrheiten und Emotionen einen kühlen Kopf. In kürzester Zeit entstand eine Facebook-Seite für ihn mit zigtausend Fans. Später wurden er und sein Team der Pressestelle mehrfach für ihre Arbeit an diesem Horrorabend ausgezeichnet. Die Multimedia-Abteilung gilt als Vorreiter für moderne Pressearbeit über soziale Medien. Das ist da Gloria
Martins’ Verdienst. Auch am Abend des OEZ-Attentats nutzte die Polizei Twitter als Massenmedium.
Dem 48-Jährigen war der Rummel um seine Person immer zu viel. Marcus da Gloria Martins – Familienvater, zwei Kinder, portugiesische Wurzeln, aufgewachsen im Rheinland – hat als Streifenpolizist begonnen, war ziviler Drogenfahnder und Chef der Verkehrspolizei, bevor er Pressesprecher wurde. Er sieht sich als Teamspieler und sagt: „Als Polizist taugt man nicht zum Star.“
Nun kehrt Marcus da Gloria Martins als Leiter der Einsatzzentrale nach einem Jahr zurück zur Polizei. Dort führt er ein Team von rund 180 Beamten. Alle Aktivitäten der Polizei in Stadt und Landkreis München sowie in Teilen des Landkreises Starnberg werden von dort gesteuert. Mehr als eine halbe Million Notrufe gehen pro Jahr ein. Bis zu 150 Streifenwagen gilt es zu koordinieren. Eine Aufgabe für einen echten Teamspieler.