Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Nächsten, bitte

Treffen die Bayern auch gegen Köln, brechen sie den nächsten Rekord. Nachdem die Münchner vor einer Woche noch anfällig schienen, beeindruck­en sie mittlerwei­le nicht nur die Fans – sondern auch den Trainer

- VON TILMANN MEHL

München Vor sieben Jahren trieb Matthias Sammer die Diskussion auf die Spitze. Der Mann mit den ehemals feuerroten Haaren machte seinem Spitznamen „Motzki“immerhin phasenweis­e noch Ehre und nervte als Angestellt­er des FC Bayern die Münchner Angestellt­en mit seiner Jeden-Stein-umdrehen-jeden-Tag-besser-werden-Attitüde. Unter Sammer aber entwickelt­en sich die Bayern zum Seriensieg­er. Sammer berät mittlerwei­le die Dortmunder, es gewinnen aber immer noch die Münchner. Der mittlerwei­le 53-Jährige wählte jedenfalls im März 2014 Worte, die der Konkurrenz eher weniger gefielen. Nachdem die Meistersch­aft frühzeitig entschiede­n war, weil die damalige Guardiola-Elf allen enteilt war, rüffelte Sammer die Konkurrenz, weil diese die Langeweile an der Spitze beklagt hatte. „Wird denn woanders auch jeden Tag akribisch trainiert, als würde es kein Morgen geben? Das tägliche Training, die tägliche Ansprache ist das Produkt einer Entwicklun­g. Und die hat der eine oder andere Klub in Deutschlan­d nicht“, provoziert­e er sämtliche anderen Klubs, die ganz offensicht­lich nur ein wenig an ihrer Arbeitsauf­fassung werkeln müssten.

In Dortmund konnte Sammer diesen Arbeitseth­os offenbar noch nicht etablieren, sechs Mal in Folge verlor der BVB nun schon gegen die Münchner. Möglicherw­eise hat die Siegesseri­e der Bayern aber auch doch mit den größeren finanziell­en Mitteln zu tun.

Allerdings scheint auch der neue Trainer des Starensemb­les angetan von der Einstellun­g der Mannschaft. Julian Nagelsmann wirkte nicht überrascht, als er von der freitäglic­hen Übungseinh­eit erzählte, aber eben doch nachhaltig beeindruck­t. „Das Training heute war außergewöh­nlich gut. Sie haben unfassbar viel Gas gegeben. Es macht richtig viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten.“Dabei wirkten seine Spieler vor einer Woche noch angeschlag­en. Nach dem 1:1 gegen Gladbach sah manch einer die Chance gekommen, die Vorherrsch­aft der Münchner zu beenden.

Das imposante 3:1 im Supercup gegen Dortmund aber deutete nun in eine Richtung, die Serien-Meistersch­aft Nummer zehn erwarten lässt. Wille, Einsatz und Einstellun­g sind eben auch individuel­le Fähig

– die in München offensicht­lich im Übermaß vereint sind.

Das wird wahrschein­lich auch so bleiben. So mehren sich die Zeichen, dass Leon Goretzka und Joshua Kimmich ihre bis 2022 beziehungs­weise 2023 laufenden Verträge bald verlängern werden. „Ich glaube, dass wir da Schritte vorankomme­n“, sagt Nagelsmann, der sich selbst als einen möglichen Grund sieht, weshalb es bislang noch nicht zu den Unterschri­ften gekommen ist. „Es ist doch ganz normal, dass die Spieler schauen wollen, ob der neue Trainer Quatsch redet.“

Am Sonntag bietet sich die Möglichkei­t, das Mittelfeld-Duo ein weiteres Mal von seiner Qualität zu überzeugen, wenn die Münchner zu Hause auf den 1. FC Köln treffen (17.30 Uhr, DAZN). Es ist das erste

Pflichthei­mspiel seit eineinhalb Jahren, in dem die Münchner vor einer signifikan­ten Anzahl an Fans spielen dürfen. 20000 Zuschaueri­nnen und Zuschauer sind in der Allianz-Arena vorerst erlaubt.

Sie alle könnten Zeugen eines Rekordes werden. Den Münchnern gelang es, in jedem der vergangene­n 73 Pflichtspi­ele ein Tor zu erzielen. Damit stellten die Münchner den Rekord Real Madrids ein, das 2016/17 mit einer ebenso langen Serie den Rekord für Europas Topligen aufstellte. Letztmals blieben die Bayern im Februar 2020 ohne eigenen Treffer. Beim 0:0 gegen RB Leipzig coachte Nagelsmann noch den Gegner.

Dass den Kölnern am Sonntag Ähnliches gelingt, ist unwahrsche­inlich – selbst wenn Nagelskeit­en mann die Mannschaft von Steffen Baumgart überaus wohlwollen­d beurteilt. Diese habe einen mutigen Ansatz und schlage die Bälle nicht nur auf das Beste hoffend aus der eigenen Defensive nach vorne.

Der Kölner Coach bestätigt die Beobachtun­gen seinen Kontrahent­en. Er wolle seine Mannschaft mutig auftreten lassen. „Wir wollen hoch anlaufen. Ich verändere meinen Spielstil nicht, nur weil vielleicht David gegen Goliath spielt.“Kurzfristi­g sind sogar Gegentore im langfristi­gen Plan eingepreis­t. „Wir wollen uns weiterentw­ickeln. Klar, das Ergebnis kann auch böse ausgehen. Aber auch daraus würden wir dann lernen.“

In der Vergangenh­eit machten sich die Münchner oftmals einen Spaß daraus, allzu forschen Gegnern die Illusion auf Zählbares zu geben – um ihnen dann mehrfach zu beweisen, warum sie in den 73 vergangene­n Spielen immer getroffen haben.

Manuel Neuer wird eine NeuAufführ­ung des Stücks diesmal wohl aus der Zuschauerp­erspektive beobachten. Seine Kapselverl­etzung am Knöchel lässt einen Einsatz am Sonntag unwahrsche­inlich erscheinen. „Das ist zwar eine Pillepalle­Verletzung, aber wenn man damit pillepalle umgeht, kann das dramatisch werden“, ordnete Nagelsmann die Dimension der Verletzung allgemein verständli­ch ein.

An verständli­chen Botschafte­n hat es bei den Bayern noch nie gemangelt. Nagelsmann darf sich in diesem Zusammenha­ng in direkter Linie zu Uli Hoeneß sehen. Oder eben Matthias Sammer.

wird auch das Cockpit neu besetzt.

Wer nicht fährt, soll schlafen. Leicht ist das bei all dem Trubel nicht. Auch wenn die Teams ihren Fahrern und Fahrerinne­n nette Schlafkoje­n zur Verfügung stellen. Das Adrenalin aber ist hoch, der Lärmpegel sowieso, auch wenn in diesem Jahr wegen der CoronaPand­emie nur 50 000 Zuschauer an der Strecke sind. Zu normalen Zeiten strömen 250 000 Fans nach Le Mans. Viele Briten oder Holländer, gerne aber auch Deutsche. Die waren vor allem da, als noch Audi oder Porsche den Gesamtsieg holte. Die beiden Hersteller aber haben sich vorerst anderen Projekten zugewandt.

Das Rennen ist ein Ereignis. Es fordert Material und Maschine. Die Strecke führt teilweise über Landstraße­n, die außerhalb der 24 Stunden noch im normalen Gebrauch sind. Die Scheinwerf­er fressen sich durch die Dunkelheit, die Bremsschei­ben glühen in der Nacht. Le Mans ist ein Spektakel. Aber auch ein sinnvolles? Rennfahren hat ohnehin nicht den besten Ruf. Aber dann auch noch 24 Stunden lang? Und am Ende da ankommen, wo man einen ganzen Tag vorher losgefahre­n ist. Da erscheint doch eine Fahrt nach Moskau durchaus sinnvoller.

 ?? Foto: Federico Gambarini, dpa ?? Robert Lewandowsk­i ist hauptsächl­ich dafür verantwort­lich, dass die Bayern in jedem ihrer 73 vergangene­n Pflichtspi­ele getroffen haben. Er schoss 71 der in diesem Zeitraum erzielten 211 Treffer und es gibt kaum einen Grund, warum es gegen Köln nicht so weiterlauf­en sollte.
Foto: Federico Gambarini, dpa Robert Lewandowsk­i ist hauptsächl­ich dafür verantwort­lich, dass die Bayern in jedem ihrer 73 vergangene­n Pflichtspi­ele getroffen haben. Er schoss 71 der in diesem Zeitraum erzielten 211 Treffer und es gibt kaum einen Grund, warum es gegen Köln nicht so weiterlauf­en sollte.

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