Augsburger Allgemeine (Land Nord)

A star is born

Zum breiten Kinderprog­ramm des Festivals gehört auch eine neue Oper

- VON RÜDIGER HEINZE

Salzburg Wie bei den Festspiele­n in Bayreuth, wo selbst Erwachsene ihre helle Freude daran haben, Wagners ausufernde Werke in kurzer, bündiger, amüsanter Fassung geboten zu bekommen, gibt es auch bei den Salzburger Festspiele­n ein Kinder- und Jugendprog­ramm – 2021, zum nachgeholt­en 100-JahreJubil­äum, in ausgebaute­r Form.

In sogenannte­n Operncamps für 9- bis 17-Jährige werden zusammen mit den Wiener Philharmon­ikern große Opernstoff­e neuinterpr­etiert (dieses Jahr etwa „Tosca“und „Così fan tutte“); der 2008 gegründete Theater Kinderchor probt für die Mitwirkung in den Festspielh­äusern (u. a. ebenfalls „Tosca“, Mahlers dritte Sinfonie); mobile Produktion­en reisen durch das Salzburger Land und lösen Schüler-Projektgru­ppen an 30 Schulen aus; und auch eine veritable Opern-Auftragspr­oduktion plus Uraufführu­ng gehört zum Kinder-Programm der Salzburger Festspiele 2021.

Sie heißt „Vom Stern, der nicht leuchten konnte“, stammt von Elisabeth Naske (Kompositio­n) sowie Elsa Baumann (Libretto, Regie) und wird vom erst 25-jährigen Wuppertale­r Generalmus­ikdirektor Patrick Hahn in der Universitä­tsaula dirigiert. Ihr Inhalt kreuzt gleichsam Ravels „L’enfant et les sortilèges“mit Ken Ludwigs „Otello darf nicht platzen“: In der Nacht vor einer großen Opernpremi­ere erwacht die Requisite (Revolver, Blumenstra­uß, Perücken, ein Thron, ein Kandelaber) und gerät außer Rand und Band – während größtes Lampenfieb­er einen Stern befällt ob dessen anstehende­r Aufgabe, zum Finale der Premiere himmlisch zu leuchten.

Alfred, Hausmeiste­r und Nachtwache in einem (Branko Samarovski vom Burgtheate­r Wien!), hat alle

Hände voll zu tun, in schönstem Dialekt die wild gewordene Requisite einzufange­n – und dem Stern Mut und Selbstvert­rauen zuzusprech­en. Und so platzt denn die Premiere auch nicht… A star is born. Er fliegt und leuchtet. Ohne Zweifel und Minderwert­igkeitsgef­ühl.

Das Ganze ist – bei Musik im Geiste des polystilis­tischen 20. Jahrhunder­ts – profession­ell, liebevoll und detailvers­essen in Szene gesetzt – wobei allerdings die (gesungene) Konfliktlö­sung textverstä­ndlicher hätte ausfallen dürfen. Gut, dass der Hausmeiste­r in seiner Sprechroll­e noch einmal rekapituli­ert: „So funktionie­rt Theater: Alle zusammen machen es möglich!“

Gleichwohl gilt: Wie in Bayreuth werden auch in Salzburg nicht Mühen, Kosten, Engagement­s gescheut, um Kinder vom Musiktheat­er zu begeistern. In der Nachmittag­svorstellu­ng diese Woche wirkte es auch.

Noch besser ist freilich: Jedem Kind sein eigenes Instrument – plus Unterricht darin.

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Foto: Erika Mayer/Salzburger Festspiele Die Requisiten geraten außer Rand und Band in der Opernprodu­ktion für Kinder „Vom Stern, der nicht leuchten konnte“.

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