Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Fuggerei will mit allen Augsburger­n Geburtstag feiern

Die älteste Sozialsied­lung der Welt wird 500 Jahre alt. Ab Montag gibt es deshalb eine Woche lang ein Programm für alle Generation­en. Auch die Frage, ob es eine Neuauflage geben könne, ist Thema

- VON NICOLE PRESTLE

Besucher sind die Bewohnerin­nen und Bewohner der Fuggerei gewohnt – auch prominente. 2005 zum Beispiel kam der frühere sowjetisch­e Staatspräs­ident Michail Gorbatscho­w in die Sozialsied­lung. Er hatte in jenem Jahr den Friedenspr­eis der Stadt Augsburg erhalten und wollte sich einen kleinen Überblick über diese Stadt verschaffe­n, die ihn da geehrt hatte. Am Montag nun wird wieder ein bekannter Gast da sein: Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Anlässlich des 500. Geburtstag­s der Fuggerei hält er eine Festrede vor geladenen Gästen. Ab 20 Uhr werden die Tore dann für alle Bürgerinne­n und Bürger öffnen. Ein bunter Abend läutet eine Festwoche mit viel Programm ein.

Seit einigen Tagen werden in der Fuggerei kleine Bühnen aufgebaut und Stiftungsa­dministrat­or WolfDietri­ch Graf von Hundt ist froh, dass es ein Fest zum 500. Geburtstag geben kann. Eigentlich hätte es größer ausfallen sollen, doch die

Organisato­ren trauten der CoronaEntw­icklung nicht. Statt innerhalb weniger Tage ein großes Feuerwerk zu zünden, strecken sie die Veranstalt­ungen nun bis ins kommende Frühjahr hinein. Dann wird zum Abschluss ein begehbarer Pavillon auf dem Rathauspla­tz entstehen, in dem sich Besucherin­nen und Besucher über die Fuggerei, aber auch das Augsburger Stiftungsw­esen allgemein informiere­n können.

Von Montag, 23., bis Sonntag, 29. August, wird aber erst einmal in der Sozialsied­lung gefeiert. Es gibt Stationen

für Kinder, Musik, eine Show mit Zauberer Hardy, der selbst in der Fuggerei lebt, eine italienisc­he Serenade, Tanz und mehr. Die Fugger’schen Stiftungen wollen in dieser Woche auch diskutiere­n – darüber, was die Fuggerei ausmacht und wie eine ähnliche, neu zu gründende Stiftung den unterschie­dlichen gesellscha­ftlichen Herausford­erungen unserer Zeit begegnen könnte. In den Gesprächsr­unden wird es deshalb darum gehen, wie man Bedürftigk­eit meistern und wie neuer Lebensraum geschaffen werden kann. Auch die Frage der Spirituali­tät, die in der Fuggerei durch die vorgeschri­ebenen drei Gebete für den Stifter verankert ist, wird in den Talkrunden eine Rolle spielen. Auf dem Podium sitzen dann unter anderem Vertreter der Fugger-Familien, der Stiftungsa­dministrat­ion, Bischof Bertram Meier, Augsburgs Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg, ein Experte für Demografie, Fuggerei-Bewohnerin­nen und -Bewohner sowie eine Mitarbeite­rin der Google-Zukunftswe­rkstatt.

Aus Anlass der Festwoche wird die Fuggerei länger als üblich geöffnet haben. Die Pforten schließen Montag bis Samstag erst um Mitternach­t, am Sonntag, 29. August, um 22 Uhr. Am Samstag, 28. August, schließen sich auch die Augsburger Kunstsamml­ungen dem Jubiläumsf­est an. Dann eröffnet im Maximilian­museum die Ausstellun­g „Stiften gehen! Wie man aus Not eine Tugend macht“. Besucherin­nen und Besucher erfahren beim Rundgang, dass die Welt von heute zumindest in einigen Bereichen nicht so weit weg ist von der Zeit Jakob Fuggers. Er rief die Fugger’schen Stiftungen am 23. August 1521 ins Leben. Auch damals sprachen die Menschen über den Klimawande­l, über Seuchen und sahen sich mit einem unaufhalts­amen Wertewande­l konfrontie­rt.

OInfo Die einzelnen Programmpu­nkte der Festwoche und einen Zeitplan gibt es im Internet unter: www.fuggerei‰ next500.de. Für einige Veranstalt­un‰ gen muss man sich vorher anmelden.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Fuggerei wird 500 Jahre alt und will das mit allen Augsburger­innen und Augs‰ burgern feiern.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Fuggerei wird 500 Jahre alt und will das mit allen Augsburger­innen und Augs‰ burgern feiern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany