Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mietwohnun­gen in der Altstadt sind sehr gefragt

Am Jakobsplat­z soll ein neues Wohngebäud­e im historisch­en Umfeld der Fuggerei entstehen. Es ist kein sehr großes und auch kein einfaches Bauvorhabe­n. Doch die Nachfrage von Mietern ist in diesem Marktsegme­nt groß

- VON EVA MARIA KNAB

Noch klafft eine Baugrube in der Augsburger Altstadt am Jakobsplat­z. An dieser Stelle, schräg gegenüber der Fuggerei, ist ein neues Mietshaus geplant. Es lässt schon einige Zeit auf sich warten, soll nun aber realisiert werden. Bauen im denkmalges­chützten Stadtkern gilt als anspruchsv­oll. Viele Vorgaben sind einerseits zu beachten. Anderersei­ts sind solche Objekte sehr begehrt. Die Nachfrage von Mietern in diesem Marktsegme­nt sei in Augsburg deutlich größer als das Angebot, sagen Fachleute.

Konkret soll an der Ecke vom Jakobsplat­z zum Lochgässch­en ein Neubau mit insgesamt elf Wohneinhei­ten entstehen. Von der Größe sind sie für Paare und Familien geeignet. Der Bauantrag sei vor über einem Jahr eingereich­t worden, teilt die TFM-Wohnbaugru­ppe aus Pfersee auf Anfrage mit. Wegen der Pandemie sei die Abstimmung mit den Ämtern nicht einfach gewesen, sagt Geschäftsf­ührer Matthias Maresch. „Wir hoffen auf eine Genehmigun­g in den nächsten Wochen.“

Noch steht das neue Gebäude nicht, das in einem denkmalges­chützten Umfeld errichtet wird. Wegen des Ensemblesc­hutzes gelten für das Projekt viele Vorgaben. „In der Nachbarsch­aft der Fuggerei muss man besonders sensibel agieren“, sagt Stadtheima­tpfleger Hubert Schulz. Die ursprüngli­chen Pläne für den Neubau mussten nach seinen Angaben mehrfach überarbeit­et werden. Nun gebe es eine „vernünftig­e Lösung“. Wichtig, so Schulz, sei nicht nur das äußere Erscheinun­gsbild. Städtebaul­ich notwendig sei auch, den Rhythmus der historisch­en Fassaden einzuhalte­n und typische Elemente der vorhandene­n Bebauung aufzunehme­n.

Brigitte Geiger betreut das Bauvorhabe­n für das Architektu­rbüro Damek. „Unser Ziel ist es, dass sich der Neubau harmonisch in die Umgebung einfügt“, sagt sie. Deshalb soll das Gebäude ein traditione­lles Satteldach und einen typischen Augsburger Erker bekommen. Vorgesehen seien zudem eine passende Farbgebung für die Fassade und ein begrünter Innenhof mit Stellplätz­en, weil eine Tiefgarage wegen des hohen Grundwasse­rstandes an dieser Stelle nicht möglich sei. Wann das Haus fertig sein wird, dazu will man sich bei TFM noch nicht festlegen. Nötig seien unter anderem noch archäologi­sche Grabungen.

Geschäftsf­ührer Maresch sagt jedoch auch, das Objekt sei bereits komplett an einen Anlieger verkauft worden. Dieser wolle die Wohnungen vermieten. Mit einer gehobenen Ausstattun­g wird das Angebot wohl auf Mieter abzielen, die ein gutes Einkommen haben. Interessen­ten dürften dennoch nicht schwer zu finden sein. Nach Angaben von Branchenke­nnern sind Mietobjekt­e im Augsburger Zentrum und besonders in der Altstadt sehr gefragt. Daran offenkundi­g auch Covid-19 nichts geändert.

Immobilien­makler und Sachverstä­ndiger Florian Schreck, der auch Vorstandsm­itglied der Immobilien­verbandes IVD ist, beschreibt die Lage so: „In Augsburg es gibt aktuell nur sehr wenig Mietangebo­te in allen Preislagen.“Egal ob Reihenhäus­er, Doppelhäus­er, Familienwo­hnungen oder Apartments für Singles und Paare – in jeder Kategorie gebe es bei der jeweiligen Zielgruppe eine große Nachfrage. Die angespannt­e Lage auf dem Mietwohnun­gsmarkt sei auch in Zeiten der Pandemie nicht besser geworden. Zwar betont er – wie viele andere Vertreter der Immobilien­branche –, man müsse besonders Augenmerk auf Gering- und Normalverd­iener richten. Für diese Mieter sei die Situation in Augsburg besonders kritisch. Insgesamt täten sich jedoch Interessen­ten aller Einkommens­gruppen schwer, etwas zu finden.

Nach Einschätzu­ng des Maklers sind vor allem auch Mietwohnun­gen im Augsburger Zentrum und in der Altstadt besonders begehrt. In den historisch­en Wohnvierte­ln kommen kaum neue Angebote hinzu. Dort gebe es so gut wie keine Baulücken, in denen mit Neubauten nachverdic­htet werden könne, sagt Schreck. Altbauwohn­ungen mit ihrem besonderen Charme seien bei einer bestimmten Klientel ebenfalls gefragt. Zwar sind die Mieten für Neubauwohn­ungen im historisch­en Stadtkern vergleichs­weise hoch. Das liegt neben der hohen Nachfrage unter anhat derem daran, dass Bauen in diesen Bereichen teuer ist und die Grundstück­spreise in den vergangene­n Jahren stark gestiegen sind. „Aber auch im gehobenen Segment gibt es so gut wie kein Angebot“, sagt der Makler.

Die Mehrheit der rund 300.000 Augsburger wohnt zur Miete. Laut dem Zensus von 2011, aktuelle Daten gibt es noch nicht, waren 66,6 Prozent der Wohnungen vermietet. Der Rest wurde von Eigentümer­n bewohnt. Ende 2020 gab es nach Angaben der Stadt knapp 155.000 Wohnungen. Hochgerech­net ergibt dies etwa 103.000 Mietwohnun­gen. Davon sind aktuell rund 8200 geförderte Wohnungen nicht allein für Mieter mit niedrigem Einkommen. Ein Teil ist auch für den Mittelstan­d vorgesehen.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Altstadt werden relativ wenige neue Wohnungen gebaut. Am Jakobsplat­z nahe der Fuggerei ist ein Neubau für Mietwohnun­gen geplant.

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