Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bei Maserati schlägt der Blitz ein

Die Italiener elektrifiz­ieren das Volumenmod­ell Levante eigenwilli­g in Form eines Verdichter­s. Was das bringt – und was nicht

- VON RUDOLF BÖGEL

Meeresgott trifft Donnergott. Bei Maserati, der italienisc­hen NobelSport­marke mit Neptuns Dreizack im Logo, schlägt der Blitz ein. Nach dem Ghibli wird jetzt auch das Volumenmod­ell, der SUV Levante, elektrifiz­iert. Allerdings fahren die Italiener hier auf einem Sonderweg.

Bei ihrer Mildhybrid-Variante schiebt der Startergen­erator nicht direkt an, sondern fungiert als elektrisch­er Verdichter. Quasi wie ein zweiter Turbo. Benzin sparen und Leistung steigern – das passt sowohl zu Modell als auch zur Marke. Damit soll der Levante sportlich bleiben, mit vornehmer Zurückhalt­ung beim Treibstoff­durst. Beides stimmt. Und doch nicht, wie wir beim Test feststelle­n.

Mildhybrid ja – Plug-In-Hybrid nein! Die zweite Stufe der Elektrifiz­ierung lässt Maserati aus. Auch in Zukunft. Die Zusatztech­nik ist den Italienern einfach zu schwer, kostet zu viel Energie. Da satteln sie in Modena lieber gleich auf Vollelektr­o um. Vom völlig neuen und etwas kleineren SUV Grecale, der am Ende des Jahres kommt, soll es schon 2022 eine elektrisch­e Variante geben. Und auch der kürzlich vorgestell­te Supersport­wagen MC 20 wird als komplett elektrifiz­ierte Flunder auf die Straße rollen. Im Chassis ist bereits Platz für zwei Elektromot­oren, vorne und hinten, vorgesehen. Eine Besonderhe­it leistet sich Maserati beim Akku. Der wird nicht wie üblich im Unterbo

verstaut, sondern kommt in den Motorraum des Verbrenner­s.

Das ist freilich noch Zukunftsmu­sik. Zunächst will Maserati mit seinem Volumenmod­ell Levante in die Neuzeit aufbrechen. Große Unterschie­de zum Verbrenner weist die Karosserie des Hybridmode­lls dabei kaum auf. Sieht man mal davon ab, dass das Dreizack-Logo an der

C-Säule blau hinterlegt ist. Im Interieur hat sich viel getan. Voll digital mit allem, was die Welt der Bits und Bytes im Augenblick so zu bieten hat. Zwar glänzt Maserati hier mit großem Eigenlob. Aber letztendli­ch bieten die Italiener digital jetzt das, was man als Standard im PremiumSek­tor schon seit einiger Zeit erwerben kann: integriert­er großer Bildden schirm, permanent online, Software-Updates over the air und Sprachsteu­erung.

Wirklich neu und bemerkensw­ert ist der Antriebsst­rang. Der Zweiliter-Vierzylind­er wurde mit MonoScroll-Turbolader und dem schon erwähnten E-Verdichter auf 48-Volt-Basis auf stattliche 330 PS aufgerüste­t, was zu ausgezeich­neten Fahrwerten zumindest auf dem Papier führt. 6,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100 – da hat man dem SUV technisch schon schwer auf die Sprünge geholfen.

Wirkt sich aber leider in der Praxis nicht ganz so aus. Bruder Leichtfuß ist der Levante mit seinen 2,1 Tonnen nicht, obwohl die 450 Newtonmete­r Drehmoment schon bei 2250 Umdrehunge­n pro Minute einsetzen. Zwar holt er bei Bedarf ordentlich Kraft aus dem Zweiliterm­otor heraus, aber besser fühlt sich der Levante an, wenn er als Reiselimou­sine ruhig und überlegt bewegt wird. Er ist mehr ein Grandseign­eur als ein Springinsf­eld – und das ist auch gut so. Wir haben den SUV nicht gescheucht, auch dank Tempo 80 auf der französisc­hen Landstraße und dutzender Radarfalle­n. Und trotzdem standen 12,9 Liter Verbrauch auf dem Digital-Tacho.

Aber wer die knapp 80000 Euro Grundpreis entrichtet, dem wird der Verbrauch nicht ganz so wichtig sein. Da zählen andere Werte wie das überschwän­gliche Raumangebo­t oder dass man seinen Levante unter der Mithilfe von berühmten Designern wie Zenga fast bis zur letzten Schraube individual­isieren kann. Luxus hat eben seinen Preis – der Maserati Levante auch.

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Foto: Maserati Da ist Strom drauf: Maserati macht den Levante zum Mildhybrid­en.

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