Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Brunnen fördern Königsbrun­ns Geschichte zutage

Wie gut kennt das Onlinelexi­kon die Orte im Landkreis Augsburg? Heute Königsbrun­n

- VON VICTORIA SCHMITZ

Königsbrun­n „Gott sei Dank heißt Königsbrun­n nicht Neu-Bobingen“, lacht Susanne Lorenz wohlwissen­d, wie denkbar dieser Name für die größte Stadt im südlichen Landkreis einst war. Suanne Lorenz ist Archivarin einer Stadt mit üppigem Wikipedia-Eintrag. Was gibt es hier noch zu erzählen? Einiges. Zum Beispiel: Königsbrun­n war im 19. Jahrhunder­t eine beliebte Raststätte. Der Grund dafür, wie für vieles in der Stadtgesch­ichte, waren Brunnen. Im Gegensatz zu Wikipedia kennt Susanne Lorenz die Zusammenhä­nge

zwischen den ungewöhnli­ch vielen Brunnen der Stadt (14 Stück) und der Historie. Die einst unbebaute Straße war eine Hauptverke­hrsroute. Durstig schleppten sie wohl ihre Karren über die Straße, auch dort entlang, wo das heutige Königsbrun­n liegt.

Wegen der Nachfrage ordnete König Ludwig I. drei Brunnen an, die „zur Labung von Mensch und Tier dienen sollten“. Zwei entstanden auf der Höhe des heutigen Königsbrun­ns – die Raststätte war geboren, der Grundstein für die Stadt gelegt. „Im Volksmund entwickelt­e sich zu dieser Zeit die Bezeichnun­g Königsbrun­n“, erklärt Lorenz.

Wo Brunnen waren, zog es auch Menschen hin, die sich niederlass­en wollten. „Ein Rentmeiste­r hat anliegende Grundstück­e der Brunnen an der Hochstifts­traße gekauft und an einen Diedorfer Schreinerm­aster verpachtet“, erklärt Susanne Lorenz. Der Diedorfer baute dann die ersten drei Häuser. 1842 signierte dann König Ludwig I. das Dokument, das die Kolonie Königsbrun­n zu einer eigenständ­igen Gemeinde machte.

„Anfang 1850 gab es einen katholisch­en Kaplan, der wohl sehr geschichts­interessie­rt war“, so Lorenz. Beim Lesen stieß er auf die Lechfeldsc­hlacht, die eine Bedeutung für die Christiani­sierung hatte. Der Kaplan bat den König um Geld für den Bau einer Kirche. Dieser stellte ihm 12 000 Gulden zur Verfügung. Eine Auflage gab es jedoch: Es sollte eine Gedächtnis­kirche werden. Im August 1855, auf den Monat genau 900 Jahre nach der Lechfeldsc­hlacht, wurde der Grundstein für die St.-Ulrich-Kirche gelegt.

Wie auch Wikipedia weiß, wuchs Königsbrun­n nach seiner Gründung mit sieben Kilometern Länge zum längsten Straßendor­f Bayerns heran. Von dem Plan, ein richtiges Zentrum für die Stadt zu schaffen, zeuge der Taubenmari­ebrunnen, sagt Susanne Lorenz. Und was genau hatte es mit „Neu-Bobingen“auf sich? Lorenz erklärt, dass früher Flächen von Königsbrun­n von Bobingern als Schafsweid­en genutzt worden seien.

Zu Beginn der Ortsgeschi­chte sei Königsbrun­n abhängig vom reicheren Bobingen gewesen, aber das änderte sich mit wachsender Einwohnerz­ahl.

 ?? Foto: Andrea Collisi ?? Susanne Lorenz ist Stadtarchi­varin. Schon ihre Großeltern stammten aus Kö‰ nigsbrunn.
Foto: Andrea Collisi Susanne Lorenz ist Stadtarchi­varin. Schon ihre Großeltern stammten aus Kö‰ nigsbrunn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany