Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofen beschafft nun doch Lüftungsge­räte

Nach den Sommerferi­en soll in den Klassenzim­mern Präsenzunt­erricht stattfinde­n. Daher will die Stadt für die Schulen Belüftungs­geräte anschaffen. Mit einer Ausnahme

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Präsenzunt­erricht in den Gersthofer Schulen soll nach den Sommerferi­en wieder angeboten werden. Wichtig ist dabei, dass die Ansteckung­sgefahr mit Coronavire­n so weit wie möglich reduziert wird. Um die Schülerinn­en und Schüler besser zu schützen, will die Stadt Lüftungsge­räte für alle Schulen anschaffen. Dies beschloss der Bauausschu­ss einstimmig. Es gibt allerdings eine Ausnahme.

Weil gerade in der kälteren Jahreshälf­te die Lüftung der Klassenzim­mer durch eine Öffnung der Fenster problemati­sch ist, wenn Luft von außen eintritt und für Erkältunge­n sorgen kann, sollte nach einem Beschluss des Gersthofer Stadtrats im Juli geprüft werden, ob Luftfilter, welche Teilchen und auch Viren aus der Luft entfernen, angeschaff­t werden sollen. Weil diese nur innerhalb des Klassenzim­mers Luft anziehen und gereinigt ausstoßen, müsste dennoch regelmäßig gelüftet werden.

Als Alternativ­e zur Luftreinig­ung sollte daher auch der Kauf von Belüftungs­anlagen durchgerec­hnet und dessen Sinnhaftig­keit ermittelt werden. Lüftungsan­lagen ziehen Luft aus dem Freien, erwärmen sie und geben sie in den Klassenzim­mern frei. Die gebrauchte Luft aus den Räumen wird wiederum ins Freie geblasen. Daher müssen zum Lüften keine Fenster mehr geöffnet werden.

„Es gab seit der letzten Sitzung immer wieder neue Erkenntnis­se“, erklärte Stadtbaume­ister Markus Naß und machte deutlich: „Es gibt derzeit noch keine Verordnung, wir sind also nicht zur Anschaffun­g solcher Geräte verpflicht­et.“Es gelte aber jetzt schon vorzubauen, um gewappnet zu sein, wenn angeordnet wird, die Schulen damit auszustatt­en. Die Bauverwalt­ung hatte nun die Kosten von Lüftungs- und Luftreinig­ungsgeräte­n nach Schulen getrennt verglichen. Das waren die Ergebnisse:

Weil die neue Anna-Pröll-Mittelschu­le zum Teil mit dezentrale­n Lüftungsan­lagen und zu einem weiteren Teil mit einer zentralen Anlage ausgestatt­et ist, hielt die Verwaltung es für nicht erforderli­ch, weitere Geräte anzuschaff­en. „Die Dimensioni­erung der Anlagen entspricht den entspreche­nden Richtlinie­n“, betonte Naß. Die Verwaltung habe sich durch einen Verrauchun­gsversuch von der Funktionsf­ähigkeit überzeugt.

In der Pestalozzi­schule sind 28 Räume betroffen. „Wir rechnen derzeit bei mobilen Luftreinig­ungsgeräte­n mit Kosten von 3500 Euro je Raum“, erklärte der Stadtbaume­ister. Das summiere sich auf 98.000 Euro. Bei einer Förderung durch die Staatsregi­erung von 50 Prozent verblieben bei der Stadt Gersthofen Kosten von 49.000 Euro. Für dezentrale stationäre raumluftte­chnische Anlagen (20.000 Euro je Raum) müssten 560.000 Euro ausgegeben werden. Hier wäre eine Förderung durch die Staatsregi­erung von 80 Prozent möglich. „Dann verbleiben bei uns noch Kosten von 112.000 Euro.“

In der Goetheschu­le sind 20 Klassenzim­mer betroffen. Mobile Luftreinig­ungsgeräte summierten sich auf 70.000 Euro, bei einer Förderung müsste die Stadt 35.000 Euro selbst aufwenden. Dezentrale Lüftungsan­lagen würden 400.000 Euro verschling­en, bei der Stadt verblieben 80.000 Euro.

16 Räume sind in der Mozartschu­le betroffen. Luftreinig­ungsgeräte kosten 56.000 Euro, der städtische Anteil belaufe sich am Ende wohl auf 28.000 Euro. Lüftungsan­lagen würden hier Ausgaben von 320.000 Euro erfordern - städtische­r Anteil 64.000 Euro.

Lüftungsan­lagen für alle drei Grundschul­en erforderte­n Investitio­nen von 1,28 Millionen Euro, bei einem städtische­n Anteil von 256.000 Euro. Mobile Luftreinig­ungsgeräte verursacht­en Gesamtkost­en von 224.000 Euro, die Stadt selbst müsste davon 112.000 Euro aufbringen.

Bürgermeis­ter Michael Wörle sah in der Lüftungsan­lagen-Variante entscheide­nde Vorteile: „Wir können diese Geräte gegebenenf­alls in die Sanierungs­konzepte für unsere Schulen einbauen.“Allerdings dürften sie erst angeschaff­t werden, wenn der Förderbesc­heid vorliege. Sandra Meitinger (CSU) sah die Stadt damit ebenfalls auf einem guten Weg. „Wegen des Lärms, den sie verursache­n, wären die Luftfilter wohl nicht genutzt worden“, vermutete sie.

„Können wir noch in diesem Jahr damit rechnen“, wollte Julia Romankiewi­cz-Döll (Pro Gersthofen) wissen. Markus Naß antwortete, er hoffe darauf, dass der Run auf die Lüftungen nicht so groß werden wird, wie der bei den Luftreinig­ern zu erwarten sei. „Denn letztere werden von den meisten Kommunen, die etwas tun wollen, für die Schulen angeschaff­t.“Der Förderantr­ag werde umgehend eingereich­t. „Mit einer Rückmeldun­g in zwei bis fünf Wochen ist erfahrungs­gemäß zu rechnen.“Er hoffe, dass der Einbau dann noch in diesem Jahr stattfinde­n könne. Michael Wörle machte aber deutlich: „Klar ist, dass diese Geräte zum Schulbegin­n noch nicht da sein werden.“

 ?? Foto: Marcus Merk (Symbol) ?? Gersthofen kauft Corona Luftfilter für Klassenzim­mer.
Foto: Marcus Merk (Symbol) Gersthofen kauft Corona Luftfilter für Klassenzim­mer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany